Interessant, dass die Einsteigerberatung jetzt langsam in die Richtung "Bau dir einen Dobson selbst, dann kannst du ein technisch perfektes Gerät haben" geht. Der Hinweis auf unterstützende Schreiner kam ja schon, falls keine Werkstatt da ist. Bin gespannt, wann der Spiegelselbstschliff empfohlen wird.
=> Roland: Was Julius daraus entnehmen kann ist, dass auch der Dobson nicht das alleinige Allheilmittel ist, als das er immer wieder mal gerne dargestellt wird. Dass eine Lichtquelle nicht per se böse ist und ein gutes LCD-Display auch nicht mehr stört als eine Taschenlampe zum Kartenlesen. Dass einige Systeme immer wieder mit missionarischem Eifer verteidigt werden – aber die anderen nicht so schlecht sein können, wenn sie auch Fürsprecher haben.
Ich weiß nicht mehr, wer aus den USA mal gesagt hat: "Die Deutschen diskutieren leidenschaftlich gerne über Teleskoptechnik. Kein Wunder bei dem Wetter." Aber es stimmt...
Die wichtigste Erkenntnis ist: Es gibt kein perfektes Teleskop für jeden! Wir können hier die Nachteile einzelner Systeme erklären (jedes nicht verkaufte Seben Big Boss ist ein Sieg ) und sagen, was funktioniert, aber was einem selbst gefällt, kann man nur selbst herausfinden – dummerweise am besten durch anschauen. Gefällt jemandem die Kombination aus ADC für verringerte atmosphärische Farbfehler kombiniert mit einem Newton/Dobson, der Spikes produziert?
Goto oder nicht? Auch da ist ein pauschales "Goto und den ganzen anderen Firlefanz vergiss erstmal." meiner Meinung nach nicht hilfreich. Ich kenne sowohl Einsteiger, die nie mit dem Alignment einer Goto-Montierung zurecht gekommen sind, aber auch welche, die sich nie mit dem Suchen anfreunden konnten. Oder dann erst mal alle Baustellen durchmachen, vom originalen Mini-Sucher über optische Sucher mit Schrägeinblick bis zu Telrad, bis sie was finden – oder eben keine Lust mehr haben. Für manche funktioniert dies, für andere das. Auf jeden Fall ist es Blödsinn, dass Goto den Spaß am Hobby reduziert – zumindest, wenn man vor allem was sehen will und nicht nur Spaß am Suchen hat. Dass ein Erfolgserlebnis was hat, nachdem man eine halbe Stunde was gesucht hat: Klar. Aber irgendwann sollte es halt ein Erfolgserlebnis geben. Ich erinnere mich gerne an meine erste Nacht mit einem CPC1100 (azimutales 11" Schmidt-Cassegrain): Das war in fünf Minuten aus dem Kofferraum heraus aufgebaut und hatte sich per GPS die Standortdaten geholt, dann musste ich drei beliebige Referenzsterne anfahren – und ich hatte selten in einer Nacht so viele Objekte angeschaut (und so wenig wirklich beobachtet) wie in dieser Nacht. Aber ich bin genauso gerne mit einem ED80 unterwegs, wo der Leuchtpunktsucher die einzige Elektronik ist.
Es ist leider nichts besser, als Geräte einmal live zu sehen (nächste Sternwarte/Teleskoptreffen).
Aber bevor über Zubehör wie ADC diskutiert wird, sollte erst einmal irgendein solides Teleskop her und dessen Technik beherrscht werden. Eine Lernkurve gibt es immer. Was man zusätzlich zum Blick ins Okular lernen muss, hängt dann vom Teleskop ab.
Beste Grüße,
Alex