Beiträge von JSchmoll im Thema „Heideglühen, Wolfsgeheul & eine Sternwolke in einer Sternwolke“

    Hi Rene,


    faszinierende Landschaften! Das macht ja schon vor Beginn der Nacht Freude, sich das anzuschauen. Einfach nur schoen.

    Zum 2x54: Der hat eine Galileioptik, die systembedingt keine echte Austrittspupille hat. Die Pupille ist ja definert als der Ort, an dem die parallelen Lichtbuendel von jedem Feldwinkel auf der optischen Achse zusammenfallen. Die Galileioptik wirkt aber wie ein Trichter, bei dem das Lichtbuendel einfach nur komprimiert wird: Die erste Linse fokussiert, und die zweite Linse biegt das Buendel wieder gerade, bevor der Brennpunkt der ersten Linse erreicht wird. Infolgedessen wandert das Lichtbuendel eines jeden Feldpunktes ueber eine andere Zone der Optik, und der Durchmesser des Lichtbuendels wird allein durch den Durchmesser der Iris des Beobachters definiert. Mit 2x54 koennte die bis zu 27mm gross sein, aber in der Praxis stanzt die Beobachterpupille von vielleicht 6-8mm Durchmesser nur einen Bruchteil davon aus. Da es keine echte Pupille gibt, wandert das Lichtbuendel mit dem Feld ueber das Auge des Beobachters, wodurch das Gesichtsfeld sehr klein wird. Dieser Effekt skaliert sich mit der Vergroesserung und deswegen haben solche Geraete (meist Opernglaeser) so kleine Vergroesserungen. Wie beim 7x50-Feldstecher, dessen Austrittspupille fuer die meisten Beobachter stets groesser als die Augenpupille ist (Jugendliche sind hier im Vorteil!), wird das Geraet nur bei voelliger Dunkelheit wirklich ausgenutzt.

    Meinen 5x25 jedenfalls habe ich noch nie richtig ausfahren koennen. Bei Bortle 5-6 in meinem Garten, wo ich die Milchstrasse in Zenitnaehe manchmal erahnen kann, ist dieses System nicht auszunutzen.

    Sehr schoener Bericht, sowohl astronomisch als auch die Beschreibung der Natur. Bei Grillenzirpen tief im Sueden ein Schuetzenfest abzuhalten - davon kann ich als Nordostenglaender nur traeumen. Ich hatte neulich Muehe, M16 im Siff zu finden. Allenfalls die frische Nachtluft ist etwas, das ich hier auch frei Haus bekomme.

    Zur Fauna: Abgesehen davon, von unsichtbaren Muecken zerstochen zu werden (beispielsweise im Kielder Forest - ein Dark Sky Park hier oben), kann einem nichts passieren. Ueber die Jahrzehnte astronomischer Beobachtung hatte ich mit heranraschelnden Igeln, furzenden Pferden (die Weide war direkt am Beobachtungsort und das Seeing dementsprechend) und heulenden Kojoten (in New Mexico) zu tun. Den groessten Schiss hatte ich am SAAO in Suedafrika, wo ich mithalf, den SALT-HRS-Spektrografen aufzubauen. Bewaffenet mit Astrotrac und Feldstecher genoss ich bei absoluter Dunkelheit den Suedhimmel, als auf einmal ein paar Meter entfernt ein Tier hustete. Da fiel mir ein, hey, ich bin in Afrika ... Loewen ? Ich habe dann auch zuegig eingepackt. Am naechsten Tag erfuhr ich, dass es sich um Springboecke handelte, die keine Menschen fressen, aber selber sehr schmackhaft sein sollen.

    Zurueck zur Astronomie: Du scheinst das 2x54-Kleinfernglas hier wirklich ausnutzen zu koennen. Das zeugt von einem guten Himmel. Meine Erfahrung mit einem 5x25 (keine Galileioptik) zeigt, dass das Teil in den meisten Faellen aufgrund der HIntergrundshelligkeit nicht viel bringt. Und das muss beim galileischen 2x54 bei systembedingt voller Augenpupillenausleuchtung ja noch viel staerker der Fall sein.