Beiträge von Spekulierer im Thema „Meine ersten Erfahrungen mit dem C8 und doch ernüchert in Sachen Deep Sky“

    Hallo Ceule,


    Dein Bericht erinnert mich stark an meine ersten Gehversuche in der Astronomie (ich bin auch erst seit ca. 1 1/2 Jahren dabei).

    Ich habe auch mit einem katadioptrischen Teleskop, einem 6" Maksutov mit 1800 mm Brennweite (f12) angefangen und war anfangs auch relativ unzufrieden mit den Ergebnissen. Mir war vorher auch nicht ganz klar, was so eine hohe Brennweite für Vor- und Nachteile hat, viele haben mich für bekloppt erklärt dass ich mir als Einsteiger ein f12 zugelegt habe...


    Ich betreibe Astronomie ausschließlich visuell und besitze mittlerweile noch ein 10" f5 Dobson und einen kleinen 4" f5 Refraktor.

    Daher kann ich Dir glaube ich ganz gut erläutern was geht und was nicht geht mit Deinem C8. Und Du kannst beruhigt sein, da geht so einiges!!!


    Vielleicht solltest Du Dich zunächst auf Objekte konzentrieren, bei denen Du die Stärken Deines C8 voll ausnutzen kannst.

    Da wären zunächst Mond und Planeten, diese beobachte ich immer noch am liebsten mit dem 6" Mak, man kann durch die hohe Brennweite sehr hoch vergrößern und hat keine farbigen Abbildungsfehler durch Koma, was mich am 10" Newton an hellen Objekten manchmal wirklich sehr stört.

    Deep Sky beschränkt sich bei hoher Brennweite um die f10 auf kleinere Objekte wie offene und Kugelsternhaufen, die ich aber im Mak von der Schärfe her knackiger finde als im 10" Newton. Zudem kannst Du mit Deinem C8 auch wunderbar Doppelsterne auflösen, dass klingt jetzt eher langweilig - macht aber eine Menge Spaß wenn man es mal ausprobiert, da gibt es spannende Paare mit faszinierenden Farbunterschieden. Als weitere interessante Objekte empfehle ich Dir planetarische Nebel, wie z.B. Jupiters Geist (NGC 3242), Eulennebel M97...und viele mehr.


    Bei den "richtigen" DS Objekten wie Galaxien, Nebeln etc. geht Deinem C8 dann (mit Ausnahmen) irgendwann die Luft aus, da diese teils sehr großflächig sind und ein schnelleres Öffnungsverhältnis verlangen. Teilweise geht das noch bedingt: In meinem 6" f12 bekomme ich mit einem 31 mm Okular M81 und M82 gerade noch so gleichzeitig ins Bild, durch die für DS relativ geringe Lichtsammelleistung ist die Abbildung aber recht schwach und konturlos.

    Cirrusnebel und andere großflächige Kameraden sind dann eher nur noch den schnelleren Optiken mit größerer Öffnung vorbehalten. Beispiel: M110 in Andromeda - für mein 6" Mak unsichtbar, im 10" Newton deutlich sichtbar.


    Den Expertentipp Nr. 1 "dunkler Himmel" solltest Du natürlich beherzigen, und auch nicht.

    Warum? Weil, ich behaupte mal, dass nahezu alle aktiven Astronomen in diesem Forum zu 95% im eigenen Garten oder vom Balkon aus spechteln. Ich selbst mache das genauso (Garten, Stadtrand), da ich - berufsbedingt - zeitig ins Bett muss und dann lieber unter ungünstigen Bedingungen rausgehe als gar nicht. Hin und wieder fahre ich natürlich auch mal raus in dunklere Gefilde. Klar ist ein dunkler Himmel das beste. Aber trotzdem sollte Dich auch ein Vollmond nicht davon abhalten zu beobachten.

    Das hat mir auch eine Menge Erfahrung gebracht: Da ich bei klarem Wetter eigentlich immer am spechteln bin, ob hell oder dunkel, und sei es nur für 1-2 Stunden beherrsche ich mein Equipment und kann gut einschätzen was gute und schlechte Bedingungen sind. Da lernt man einen dunklen Himmel erst so richtig zu schätzen!


    Mein wichtigster Tipp zum Schluss, es hatte auch schon jemand anderes erwähnt: Adaption ist das A und O!

    Anfangs habe ich mir ein Objekt ausgesucht, angefahren, durchgekuckt - ich seh ja gar nix! Schnell weiter zum nächsten Objekt...gaaaanz falsch! Nimm Dir die Zeit und betrachte wirklich mal 15 Minuten ein und dasselbe Objekt. Du wirst überrascht sein, was sich nach längerer Zeit für Details offenbaren!


    Viel Freude und CS,


    Christian