Hallo Micha,
wir können ja hier nur nach den Informationen urteilen, die uns im Thema selbst übermittelt werden. Je mehr substantielle Infos, um so besser kann man die Lage einordnen. Hätten wir des Test Report früher gesehen, hätte die Glaskugel im Schrank bleiben können. Aber immerhin... mit "Kombination von 2 und 5" aus meinem vorigen Beitrag lag die Glaskugel genau richtig.
Die Details:
Smoothing 20% ist eine starke Glättung, bei der kleinflächige Strukturen glattgebügelt werden. Das macht man nur, wenn man sich lediglich für die großflächigen Hauptfehler interessiert (wie hier wohl der Fall), oder wenn die Einzelinterforogramme zu viele Artefakte erzeugen. Ich mittele bei DFT Fringe immer 2-5%. Zur Beurteilung des extremen Randes klicke ich die Mittelung testweise auch ganz weg, um zu sehen, ob da noch eine "Leiche im Keller" ist.
Der Testreport liest sich wie folgt:
1. Der Zernike Term "Spherical"= +0,262 ist der mit Abstand größte von allen. Der Hauptfehler, der den Strehl maßgeblich vermindert, ist somit die 8% Unterkorrektur (positives Vorzeichen ist Unterkorrektur). Dickere Spiegel hat man früher gerne leicht unterkorrigiert gelassen, um der ungleichmäßigen Auskühlung während der Nacht zu begegnen.
2. Die 2nd Spherical= -0,046, 3rd Spherical = -0,016 und 4th Spherical = -0,047. Alle 3 mit negativem Vorzeichen, also lokale Überkorrektur. Zwei davon im Vergleich zu den meisten anderen Zernikes relativ groß, aber viel kleiner als der erste Spherical. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist das der abgesunkene Randbereich, den man bei weniger "Smoothing" in der Auswertung sehen würde. Der Strehlverlust dadurch dürfte nicht mehr als ca. 6% betragen.
3. Im "Typical Interferogram" sehe ich zum äußersten Rand hin eine stärker werdende Krümmung der Linien. An besten dort zu beurteilen, wo die Linien senkrecht gegen die Spiegelkante laufen. Es sind jedoch nur die äußersten mm betroffen und die Amplitude ist gering. Bei richtig schlechtem Rand würde man dort richtige Fleischerhaken sehen.
Was sagt uns das alles?: Wie immer wieder erlebt, reagiert der der Sterntest brutal empfindlich auf abgesunkenen Rand. Ja, der Rand ist abgesunken (=überkorrigiert), wie dein Sterntest im Vergleich mit und ohne Randmaske zeigt, aber die Interferometermessung zeigt, dass das nicht so viel ist und dass der Hauptfehler die sphärische Aberration ersten Grades ist, den du offenbar am Stern gar nicht gesehen hast.