Beiträge von Lucifugus im Thema „Astrofotografie eine Interpretation der Wirklichlichkeit an der Grenze zur Wahrheit“

    Servus Peter,


    was die farben angeht, gebe ich dir recht. Mangels Möglichkeit der sauberen Kalibirierung wird man selten den echten Farbton treffen. Mit Schwarzweißsensor und drei Farbfiltern sieht das anders aus - da kann ein RGB-Bild besser berechnet werden, das unserem visuellen Eindruck entspricht. Was aber die Strukturen angeht: die Information ist ja auf den vielen Fotos enthalten.


    Wenn ich da an Ergebnisse der Speckle-Interferometrie denke – das kam mir früher auch fast wie ein Wunder vor. Es ist wirklich vieles an Informationen in der Summe sehr vieler, unscharf erscheinender Einzelbilder enthalten.


    Oder schau die die Single Lights von Galaxienfotos an (z. B., wenn sich jemand die Mühe macht, sagen wir 18.000 Fotos zu je einer Sekunde zu machen. Auf keinem Einzelfoto sind Spiralarme oder H-alpha-Regionen erkennbar. Aber die Überlagerung macht es. Mal hier ein Photon, mal da deren drei usw.

    Bei den Planetenfotos ist es ja nicht viel anders.


    Und nochmal zu den Farben. Ich würde die halt mit den alten Fotos der Voyagersonden vergleichen, dann mit denen von aktuellen Fotos mit sehr großen Teleskopen und die Knalligkeit rausnehmen, um ungefähr die Farbintensität der Profiaufnahmen zu bekommen.

    Als ich in den 80er-Jahren noch den Jupiter angeschaut hatte, meinte ich, dass die beiden größten Streifen noch viel deutlicher farbig und orangelich waren als heute. Und schaue ich die teils mehr als genialen Fotos hier an, sind die auch viel kontrastärmer als früher. Ebenso, wenn ich in meinem 8-Zöller Jupiter selber anschaue... früher hatte ich im 4,5-Zöller sofort die beiden Orangestreifen, jetzt sehe ich erstmal keine so klaren Bänder mehr (muss genauer hinschauen usw.). Der GRF war früher ja auch sehr intensiv und zwischendurch fast weg, dann wieder klarer zu sehen.


    Das wiederum finde ich so spannend - die Dynamik des Alls, das eben nicht so still steht.


    Die Unentschlossenheit kann ich daher (für mich) nicht nachvollziehen. Man muss halt immer genau überlegen, was jetzt realer Bildinhalt ist und was mehr Fiktion. Man kann mit Photoshop aus jedem Hintergrundrauschen per Maske eine Galaxie hinfaken (ohne es faken zu wollen). Will man etwas beobachten oder ein "hübsches Foto" haben? Ich bin mehr für die Realitätsnähe. Ich will Ereignisse sehen, aber auch Strukturen rauskitzeln (z. B. aus planetarischen Nebeln). Ich finde es aber auch faszinierend, wie viel man aus kleinen Geräten (z. B. einem 200 mm-Teleobjektiv) rausholen kann. So viele spannende Inhalte, die das Hobby beinhaltet. Und dann noch die Ruhe der Nacht, das Naturerlebnis. Deshalb fahre ich auch gerne raus und wäre ungern nur am PC mit einem Remote-Teleskop im Garten.


    Liebe Grüße,

    Christoph