Beiträge von Stathis im Thema „Herbstprojekt kleiner Reisedobson“

    Hallo Konrad,


    Spiegelkauf ist Vertrauenssache, man kauft nach Namen. Einige Hersteller haben sich über die Jahre einen guten Ruf erarbeitet, während andere eher durch "kreatives Messprotokoll Tuning" aufgefallen sind.


    Die übliche, bewährte und robuste Alu / Quarz Beschichtung hat 88-90% Reflektivität über den gesamten visuellen Wellenlängenbereich. Alu mit einem Schutzschichtaufbau mehrerer Schichten übereinander können es auf ca. 92-94% schaffen, wenn die Schichtdicken genau eingehalten werden. Noch höhere Werte können nach meinem Wissensstand nur mit komplexen dielektrischen Schichten erreicht werden.

    Siehe hierzu das alte Thema Reflexionsgrad Inflation

    Ich habe jetzt auch mal gerechnet (Mel Bartels Rechner und meine Exceltabelle) und komme auf ähnliche Zahlen wie die Vorschreiber, deine Auswahl passt:


    Spiegeldurchmesser: 200 mm

    Brennweite: 1.000 mm

    Öffnungsverhältnis: f/5

    Hut Innendurchmesser: 240 mm. Minimal nötig ohne jede Justier- Toleranzen wäre ca. 226 mm, praktisch würde ich nicht unter 235 mm gehen wollen. 250 mm ist unnötig groß. So groß würde ich nur bei Volltubus machen, damit die Tubus Luftturbulenzen aus dem Strahlengang bleiben.

    OAZ: Kineoptics HC1 oder ähnlich flacher 1,25" Auszug

    Fangspiegel kleine Achse: Man muss bedenken, dass die Herstellerabgaben meist Brutto incl. Fase gemeint sind. Ich ziehe immer 1 mm von der Herstellerangabe ab. Ein 46 mm (= netto 45 mm) gibt mehr als genug Ausleuchtung für alle erdenklichen 1,25" Okulare, 43 mm ist auch ok, unter 40 mm wird zu klein. Größer als 46 mm ist für visuelle Auslegung machbar, aber unnötig groß. Antares Optics ist bei Rochester im Staate New York, USA und nicht in Kanada. Mittlere bis etwas bessere Genauigkeitsstufe von denen hat mir immer gereicht. Unter den Fernost Fangspiegeln waren in der Vergangenheit immer wieder unterirdisch schlechte dabei. Ob das inzwischen besser ist, weiß ich nicht.

    Fangspiegel Offset: 2 mm

    Spiegelbox Innenmaß: Ebenfalls 240x240mm, wenn Spiegel incl. Zelle locker reinpassen soll. 230x230 mm ist auch noch ok, wenn man platzsparend bauen kann. Von noch kleiner würde ich Anfängern abraten (wird arg fummelig, die Spiegelzelle unterzubringen).

    Sucher: Peilsucher! Mein Favorit ist der Baader Skysurfer


    p.s. Mit einem 8" unter dunklem Himmel kann man weit mehr beobachten als nur die Messier Objekte.

    Hallo Konrad,


    Christian hat ja schon wichtige Hinweise gegeben.

    Generell kann ich sagen, dass man einen Reisedobson nicht einfach mal schnell zusammenzimmert. Man muss abwägen zwischen "möglichst leistungsstark", "möglichst leicht", "möglichst kompakt", "möglichst stabil", "möglichst schnell aufzubauen", "möglichst komfortabel"... Das ist ein Gerät für's Leben, so zumindest meine Reisedobson Philosophie.


    Beispiele zum Ideen sammeln, siehe meine Links unter Reisedobsons:

    https://www.stathis-firstlight.de/atm/links.htm

    Reisedobsons der Münchener Selbstbaugruppe

    Meine Reisedobsons:

    2 Stangen Reise Dobson 155 mm f/5.6

    2 Stangen Reise Dobson 255 mm f/5,4

    6 Stangen Fünfling 240 mm f/4,5

    2 Stangen 170 mm f/6,3 Zwillinge


    Bücher für Reisedobsons gibt es nicht. Für normale Dobsons gibt es "The Dobsonian Telescope" von David Kriege und "Portable Newtonian Telescopes" von Albert Highe


    Da du noch am Anfang stehst, hier ein paar Richtlinien zur Auswahl:

    1. Spiegeldurchmesser. Das scheint bei dir auf 20 cm hinauszulaufen, was eine gute Größe für einen kompakten, leichten und trotzdem leistungsstarken Reisedobson gibt.

    2. Öffnungsverhältnis. Deutlich länger als f/5 ergibt einen recht langen Hebel und macht alles großer und schwerer. Deutlich kürzer als f/4,5 erfordert gute teure Okulare (Panoptik, Nagler). Kürzer als f/4 erfordert zwingend einen Comakorrektor und der ist teuer, schwer, klobig

    2. Okularsteckmaß festlegen. Willst du unbedingt 2" Okulare verwenden, wird es oben sehr schwer und macht Balance Probleme. Bei 8" würde ich mich wie Christian auf 1,25" Okulare beschränken., die maximal 300 g wiegen sollten. Bei f/4,5 und 24 mm Weitwinkel in 1,25" ist für mich die goldene Mitte. Gute maximale AP und trotzdem noch große Übersicht. Deshalb haben unsere Fünflinge f/4,5, ideal mit dem 232 g schweren 24 mm Panoptik mit 1,25" Steckmaß.

    3. Festlegen der Stangenanzahl. Es gibt 1, 2, 3, 4, 6 und 8 Stangen Konzepte. Jedes hat seine Vor- und Nachteile, man könnte Bücher damit füllen

    4. Festlegen des Oberteils. Einring oder Zweiring Hut bei 3, 6, 8 Stangen. Okluar/Fangspiegelkopf bei 2 Stangen. Auf jedes Gramm achten.

    5. Festlegen des Okularauszuges. Muss leicht und klein sein. Die üblichen Fernost- Fokusierer wiegen "einen halben Zentner" und gehen somit gar nicht. An meinem 6" Reisedobson habe ich deshalb bewusst ganz spartanisch nur eine Hülse verbaut. Alternative: Lampenfassung (siehe hier und hier)

    6. Sucher: Es kommen nur Peilsucher oder der Rigel Quickfinder in Frage (siehe Diskussion hier). Alles andere ist viel zu schwer.

    7. Höhenräder: Entweder möglichst groß (min. 2x Spiegeldurchmesser), die extra zu verpacken sind, oder kleinere Höhenräder mit Bremse beim Okularwechsel.

    8. Festlegen des Transportkonzeptes. Ist abhängig von allen vorigen Punkten. Spätestens hier merkt man die Komplexität eines Reisedobsons.


    Mit all dem ergibt sich die Fangspiegelgröße und alle Maße für die Spiegelzelle, Spiegelbox, Stangenlänge. Erst mit allem zusammen ergibt sich der Schwerpunkt des optischen Tubus (OTA). Die Rockerbox kann man erst festlegen, wenn der Schwerpunkt des OTA bekannt ist, da dieser die Bauhöhe der Rockerbox bestimmt. Am einfachsten baut man sie erst zum Schluss.


    Bin gespannt, wie du es angehst.