Rektangularisierung einer Linse: Dieser kleine verkratzte 25mm-Achromat wurde heute Abend der Wissenschaft geopfert:
Ziel war es, einen zentralen Streifen von ca. 10mm Breite auszuschneiden. Die zu entfernende Flaeche wurde blau markiert.
Meine Fraese musste hierfuer herhalten, obwohl sie selbst gar nicht mitspielte. Stattdessen fuhr ein Dremelbohrer per Anhalter mit.
Die Linse wurde zwischen Hartgummiplatten in einen Schraubstock eingeklemmt.
Der erste Versuch ging in die Hose: Der kleine Schleifstein brach sofort ein grosses Stueck des Kronelementes aus dem nunmehr delaminierten Achromaten heraus.
Aber ich hatte noch einen Trumpf im Aermel: Ein Diamantwerkzeug. Und damit ging es besser. Immer wieder mit einem Pinsel etwas Wasser aufgetupft, Zustellung 0.1-0.2mm per Passage, und somit etwa 70 Passagen. Geduld ist hier wichtig. Dann umgedreht. Und weil das alles soviel Spass gemacht hat, machten wir das nochmal auf der anderen Seite.
Breite nunmehr 10.8mm. Das ist okay so.
Der Achromat ist nun ein Streifen, und nur ein Muschelbruch kuendet vom Missgeschick mit dem Schleifstein.
Nun, wer bis hierhin gelesen hat, wird sich fragen: Warum das Ganze?
Ein Doktorand braucht so einen Linsenstreifen fuer einen Versuchsaufbau. Allerdings ist es eine teure Thorlabs-Asphaere aus N-BK7, und deswegen habe ich erstmal einen alten Achromaten aus der Bastelkiste geopfert. Hat sich auch gelohnt, denn ich weiss jetzt, dass der Schleifstein nicht die richtige Loesung ist.
Die Asphaere kann also kommen. Wobei sich der Doktorand gewisser Risiken und Nebenwirkungen bewusst ist. Hoffen wir, dass er die Linse nur einmal bestellen muss!
Was blieb, war das Putzen der Maschinen. Ich hatte das Arbeitsfeld bereits mit Kuechenkrepp ausgekleidet, um das Glas aufzufangen. Darueberhinaus wurde die Maschine trockengeputzt und mit WD40 benetzt, denn Werkzeugmaschinen reagieren auf Wasser allergisch.
Nachtrag vom 6. April 2023: Heute habe ich den Doktoranden mit der Linse zu Gast gehabt und die Linse unter seiner Beobachtung abgeschliffen. Leider gab es auf einmal einen Riss quer durch die Linse, und das 200 englische Pfund teure Objekt war hin. Ich hatte den Doktoranden ja im Vornherein aufgeklaert, dass es Risiken und Nebenwirkungen gibt. Die LInse war ein starker Kondensor, plankonvex, und wahrscheinlich war der Druck, den die Gummiplatten per Schraubstock auf die Linse auswirkten, nicht gleichmaessig genug verteilt. Eine neue Linse ist im Anmarsch ... und ich muss wohl bei einer Gummiplatte ein wenig Material ausschnitzen, um die Situation zu entschaerfen.
Wie ein Professor mal zu mir als Student sagte: "Sie sollten nicht Physik studieren, wenn Sie denken, dass Sie alles bezahlen muessen, was Sie kaputtmachen." - Peinlich, aber ein Teil der Freuden von Forschung und Entwicklung.