Beiträge von JSchmoll im Thema „Woran hast du heute gebastelt?“

    Ich habe heute ein C8 auf einer Starsense-Montierung zur Wartung hereinbekommen.


    StarSENSE macht Sinn. Der Sensemann war da zu Besuch, und mit Beobachten war Sense: Die Schmidtplatte ist gebrochen. Das Teil kam so aus Irland, ein Gebrauchtkauf, und wahrscheinlich Transportschaden. Der Verkaeufer erstattete einen guten Teil des Kaufpreises zurueck, und der neue Besitzer beschaffte sich eine neue Schmidtplatte. Die muss ich nun einbauen.

    Heute abend erstmal Vorbereitung und Nebengewerke: Einbau von "Bobs Knobs" und von einem Moonlight-Feinfokussierer. Die Schmidtplatte kommt spaeter dran.


    Die Bescherung!



    Da zu allem Ueberfluss noch mein kuenstlicher Stern erloschen war, hier eine Loesung mit Fahrradlicht und einer dieser dekorativen "Christbaumkugeln", die es fuer den Garten gibt. Sie befindet sich auf dem Trampolin.



    Einbau von "Bobs Knobs", immer eine Schraube raus, die neue rein. Auf keinen Fall alle drei Schrauben gleichzeitig herausdrehen!



    Dann Zentrierung am Reflex des Fahrradlichts in der Metallkugel. Im Bild noch nicht ganz perfekt. Eigentlich an dieser Stelle akademisch, denn die Schmidtplatte fliegt ja eh raus.



    Noch schnell den Fokussierer gegen den von Moonlight getauscht. Die drei Schrauben an der Fokussierknopfbasis entfernt, das Teil leicht herausgezogen und abgeschraubt. Zum Vorschein kommt eine Gewindestange (M6? Oder doch 1/4"-20?) und sehr sehr sehr viel schwarzes Klebefett, das sich mit Pinselreiniger von den Haenden entfernen laesst.



    Nach Erledigung saemtlicher Nebengewerke schon mal den Vorschraubring der Schmidtpatte gelockert und die Bruchstelle mit Isolierband abgesichert, damit die Scherben nicht in den Tubus fallen.


    Am Wochenende gehts dann weiter.


    Ist bei dem Gewinde der Aussendurchmesser vielleicht zu gross, um es gut schneiden zu koennen?


    Ich habe gerade mal nachgeschaut: Die Empfehlung, die in meinem Gewindeschneidsatz genannt wird, ist ein Aussendurchmesser von 5.88mm.


    Im Zweifelsfall oder wenn der Schnitt immer noch nicht geht, kann der Durchmesser auch etwas kleiner ausfallen. Du bekommst dann zwar ein Trapezgewinde, weil die Spitzen an den Flanken fehlen, aber wenn die Belastung nicht zu hoch ist, geht es noch. Solange der Ausssendurchmesser groesser als 5mm ist. ;)




    PS: Ich musste jetzt erstmal nachschauen, was ein "Wendeherz" ist. Wieder was gelernt, und romantischer Name.

    Ja, der Spannfutterschluessel ... kann bei den Drehbaenken, die ich hatte, nicht passieren: Der Schluessel an der ersten Drehbank hatte eine Feder, die ihn beim Loslassen herauskatapultierte. Das Verstellen des Spannfutters war aber kein Vergnuegen, speziell ueber groessere Durchmesser.

    Dazu hatte meine alte Drehbank wie auch die neue eine Klappe, die geschlossen sein muss, um die Drehbank in Gang setzen zu koennen. Diese Klappe laesst sich bei steckendem Schluessel nicht schliessen.

    So, hier nun die Skizze zu meinem Lunt50 auf C-Mount - Adapter, dessen Fertigung ich weiter oben beschrieb. Ich habe sie in Powerpoint gemacht, da ich kein CAD habe ...


    Ich mach mal eine Skizze. CAD habe ich nicht, alles Handkritzeleien.


    Mit dem Zuschicken ist es schwierig, da es etliche Zollformalitaeten gibt wegen Brexit. :( Deswegen schicke ich auch nichts mehr nach Deutschland, sondern kaufe es gleich online dort wenn es z.B. um ein Geschenk fuer Verwandte geht. 20 Pfund Warenwert, 20 Pfund Porto und dann nochmal 20 Pfund Jux-Gebuehr fuer die Verwaltung der Mehrwertssteuer, die ich ja in UK schon bezahlt habe, geht gar nicht. Ich warte darauf, dass UK der EU wieder beitritt. Sekt steht schon bereit ... wenn der dann nicht schon zu Essig geworden ist.

    Okay, abgeschwiffen. Ich mach nachher mal ne Skizze zu dem Teil.

    Zitat

    das Material sieht ja total zerrissen aus =O

    Das liess mir jetzt doch keine Ruhe. Meine Schrauber-Ehre musste umgehend wieder hergestellt werden!

    Tina? Tiiiiina!


    (Der Name meiner Drehbank lag mit "Tina Turner" nahe. "Turner" ist ja eine aeltere englische Berufsbezeichnung fuer Zerspanungsfachkraft ....)


    Also, schnell eine Aufspannung gemacht und an die Arbeit!



    Das sieht doch gleich schoener aus. Und dank "Power Feed" auch schoen gleichmaessig glaenzend.

    Klar, dass einem Profi bei dem Anblick die Galle hochkommen muss. ;) Ich habe mir die Dreherei aus Buechern selbst beigebracht und dabei auch schon viele Abenteuer erlebt. Irgendwo habe ich eine Kiste, die ich "Hall of Shame" nenne und wo alle versaubeutelten Werkstuecke als abschreckendes Beispiel enden. Beim Saeulenadapter habe ich die Kanten uebrigens rodiert (45 plusminus irgendwas Grad), aber das ist so klein geworden, dass es im Bild nicht erkennbar ist.

    Mit den "Chinesen" habe ich gute Erfahrungen gemacht. Okay, hier und da musste ich ein bisschen optimieren. Aber ueber meine erste Drehbank, eine DB10V von Chester (250mm mit 550mm Spitze-Spitze) kann ich ueberwiegend Gutes vermelden. Allein die 250mm-Spannplatte kollidierte mit Gehaeuseteilen, was ich modifizieren musste. Inzwischen hat der Hersteller diesen Lapsus beseitigt.

    So auch ueber die Jetzige, eine Warco GH1230. Bis auf ein Problem im Schaltgetriebe, das sich durch ein bisschen Feilerei beheben liess, eine stabile und praezise laufende Maschine. Der Haendler (Warco) hat mich dabei gut beraten, denn im Innern einer 3500 Pfund teuren neuen Maschine herumzufeilen, ist ja nicht jedermanns Sache. Jetzt verkantet da nichts mehr.


    Die Proxxon kenne ich nicht. Mein Bruder hatte mal in den 1980ern so einen Proxxon-Minibohrer mit Staender, alles Plastik und fuer mich nicht so ueberzeugend - er bohrte allerdings Platinen damit, und dafuer war es ausreichend. Vielleicht assoziiere ich daher Proxxon mit Plastik, und die Drehbank ist besser.

    Hallo Tecmar,


    gut beobachtet - das war mir in dem Bild auch gleich wieder aufgefallen, dass das Finish sehr schlecht ist. Ich weiss nicht mehr genau, warum. Aber es war eines der ersten Teile, die ich auf der neuen Drehmaschine bearbeitete und ich musste mich mit der neuen Maschine erst noch auseinandersetzen. Es kann also gut sein, dass der Drehmeissel noch nicht die richtige Hoehe hatte, oder die Drehzahl nicht stimmte. Es ist allerdings Aluminium - ich weiss nicht genau, welche Legierung, da es ein Abschnitt war, den ich noch herumliegen hatte. Vielleicht sollte ich das Teil nochmal aufhuebschen. Funktionieren tut es aber.


    Edit: Das Feingewinde geht fast bis zur Flanschscheibe. Vermutlich kollidierte der Drehmeisselhalter frontseitig mit der Flanschscheibe und verkratzte diese. Das wuerde diese Marken erklaeren.


    Als "kleine Entschaedigung" fuer den Anblick hier mal einen Saeulenadapter, den ich im Maerz fuer einen Kumpel angefertigt hatte. Alle Teile wurden schoen abgedreht, wobei mir die Moeglichkeit der motorischen Zustellung (power feed - wie das auch immer auf deutsch heisst) half, ein gleichmaessiges Finish zu erreichen. Ich habe die Drehbank also inzwischen im Griff.

    Mein Selbstbauadapter fuer das Lunt 50 zur Adaption einer Celestron Skyris 445: Dieses Projekt hatte ich bereits vor einiger Zeit angegangen, aber durch ein Missgeschick war das M42-0.75 -(=T2-)Gewinde zu gross geworden. Der Adapter hielt nicht richtig. Er besteht aus zwei Ringen, einer mit T2 weiblich zum Lunt und einen mit C-Mount maennlich zur Skyris. Beide sind durch eine flache Steckverbindung miteinander verbunden, sodass sich die Kamera fuer die Bildorientierungswahl drehen laesst.


    Heute habe ich den fehlerhaften fernrohrseitigen Ring neu gemacht. 12mm breit, T2-Innengewinde und drei M3-Klemmschrauben fuer den flachen C-Mountadapter, der in eine flache Vertiefung gesteckt und festgeklemmt wird.


    Ausgangsmaterial war ein Alurohr mit 40mm Innendurchmesser und 5mm Wandstaerke. Von dem Zeug muss ich mir mehr anschaffen - ideal fuer Adapterringe! Hier das Abtrennen eines ca 50mm langen Abschnittes.



    Nach dem Einspannen des abgetrennten Teils erfolgte eine Raendelung. Das macht den Ring schoen griffig.



    Nun Aushoehlen mit dem Bohrwerkzeug, das im Englischen den lustigen Namen "Boring Bar" traegt, was fuer mich eher wie ein Pub ohne Musik und Alkohol klingt. Okay, den Durchmesser habe ich mehrfach gemessen und mich an den passenden Durchmesser fuers Gewindeschnippeln herangetastet.



    Nun zum Gewinde. M42x0.75. 0.75 heisst Stellung M, I, A, 2 auf meiner Getriebekopfdrehbank. Frueher haette ich an dieser Stelle Zahnraeder jonglieren muessen. Die neue Drehbank kann das mit ein paar Drehschaltern. Nur sicherstellen, dass dieser Kobold nicht wieder etwas Falsches einstellt (alles schon dagewesen ...).



    Der Gewindeschnitt brauchte am meisten Zeit. Und die habe ich mir genommen, um nicht wieder wie beim alten Ring uebers Ziel hinaus zu schiessen. Immer nur kleine Inkremente, und ab und zu einen alten Meade-Fotoadapter einzudrehen versucht. Schliesslich ging er rein und voila, Canes Verkantii, blieb er stecken. Mit unbezahlter Mehrarbeit, einer Gummiplatte und einer grossen Rohrzange musste ich ihn wieder rauswuergen. Schliesslich gab es dann doch ein Happy End.




    Und schliesslich traute ich mich auch, das wertvolle BF600 anzuschrauben. Passt. Und nein, die Drehbank habe ich bei diesem Schritt natuerlich nicht angeworfen.



    Jetzt war Abnabeln angesagt. Also wieder diesen mitdrehenden Konus angesetzt, und mit dem Trennstahl die Rille vertieft, bis der Ring irgendwann stehen blieb. Aus dem abgetrennten Rohrstueck mache ich mir ein Werkzeug, das ich in das Spannfutter einsetzen kann, um duenne Ringe einzuspannen. Es hat also noch einen Verwendungszweck.


    Noch auf dem Spannfutter markierte und bohrte ich die drei Loecher fuer M3. Die Dreiersymmetrie der Spannbacken hilft hierbei, in etwa 120 Grad hinzubekommen. Praezision ist zwar nicht wichtig, aber das Auge isst ja auch mit. Nun konnte der Ring befreit, entgratet und im Schraubstock mit M3-Gewinden versehen werden.




    Und nach einigen Nacharbeiten fuer die Passung des C-Mount-Gegenstuecks passt alles.




    Somit sollte meine Sonnenfotografie in H-Alpha bald besser klappen. Und ja, ich sollte die Innenflaechen noch schwaerzen.


    In der Diskussion weiter unten gibt es eine Skizze der beiden Teile zum Nachbauen !

    Hallo Markus,


    danke fuer Deine schoene Geschichte. Ich vermute, dass Deine Montierung die etwas kleinere Bauform war, die damals gern als "Kaufhausmontierung" bezeichnet und spaeter von Synta als EQ2 kopiert wurde. Die Montierungen sehen sich sehr aehnlich, aber die Montierungen oben sind etwas groesser. Tasco zum Beispiel lieferte das 11T (114/900mm) mit dem gleichen Stativ dieser groesseren Montierung aus, aber die groessere Montierung selber blieb dem 80/1200er Refraktor vorbehalten. Eine verstaerkte Version der "Kaufhausmontierung", um den langen 80/1200er tragen zu koennen. Was nur mit maessigem Erfolg gelang, denn der 80/1200er auf dieser Montierung war etwa genauso wacklig wie der 114/900er auf der nicht verstaerkten Version.

    Dieser verstaerkte Montierungstyp war meine erste parallaktische Montierung, und ich habe damit viel unternommen. Erste Schritte in der Astrofotografie, Halleys Komet, spaeter habe ich mit dem kleinen Refkraktor Hyakutake und Hale-Bopp gesehen und fotografiert (aufgesetztes Teleobjektiv und Handnachfuehrung). Auch wenn es Klassikerfans gibt, die sie haesslich finden - mir gefaellt die Montierung aufgrund der mit ihr erlebten Geschichte sehr gut. Auch wenn es heute deutlich bessere Montierungen gibt.

    Wie hier beschrieben, habe ich eine unvollstaendige klassische Montierung erworben:

    RE: Was hast Du heute Schönes ausgepackt?


    Hier meine alte mit goldnem Tascorefraktor, 1984 gebraucht erworben. Und die "neue" unvollstaendige Montierung.



    Also flugs 14mm Edelstahl geordert, um die Gegengewichtsstange zu kopieren:


    Auf der Drehbank war ein M12x1.25-Gewinde faellig.



    Passt!



    Die andere Seite bekommt ein 1/4"-20-Fotogewinde mit Unterlegscheibe und Abschlussschraube. So kann da spaeter auch ein Kugelkopf adaptiert werden. Fuer den Reitstock der Drehbank habe ich eine Gewindeschneidvorrichtung. Der Schnitt erfolgt manuell, aber wird in der Drehmaschine schoen gerade.


    Fertig.


    Nun noch einen passenden Klumpen Edelstahl gefunden, aus dem ein Gegengewicht wird. 14mm-Bohrung auf der Drehbank. Und natuerlich seitlich noch eine M6-Klemmbohrung eingebracht.



    Und mit dem dicken 1.25"-Bohrer das Loch entgraten.



    Schliesslich aus einer alten Messingschraube noch einen Bolzen gedreht, der zwischen Klemmschraube und Gegengewichtsachse kommt. Dieser Bolzen vermeidet Beschaedigungen der Gegengewichtsachse beim Klemmen. Er muss laenger als der Gegengewichtsstangendurchmesser sein, sodass er nicht unten durchs Loch herausfallen kann.



    Und schliesslich der Vergleich - beide Montierungen jetzt mit Gegengewichtsstange und Gegengewicht!

    Ein "Boring Job", denn heute wurde gebohrt. Der zuvor bereits gefraeste Schwalbenschwanz wurde zu einer versteifenden Halterung fuer ein Williams Optics ZS66 umfunktioniert.


    Ziel war die Versteifung des nur am "Schuh" befestigten Instrumentes durch eine weitere Lagerung in einer Rohrschelle, die ich im Fundus hatte. Dazu sollte das Rohr weit nach vorn, um eine schwere Kamera auszubalanzieren, die der Sternfreund daran befestigen will. Ein paar Bohrungen mehr machen Variationen moeglich, um das Teil individuell anzupassen und die Senkbohrungen verdauen sowohl M6x1 als auch 1/4"-20-Inbusschrauben.


    Gelernt:


    (i) Der Schuh hat die gleiche Hoehe wie die Sky-Watcher-Rohrschelle. Ob es da eine Art Standard gibt? Auf jeden Fall musste ich kein Plaettchen mehr fraesen.


    (ii) M6x1-Inbusschrauben haben einen etwas groesseren Kopfdurchmesser als 1/4"-20-Inbusschrauben, obwohl die Letzteren mit 6.35mm einen groesseren Gewindedurchmesser aufweisen.

    Zitat

    Vielleicht kam man da drauf, weil das Bett meistens eine Prismenführung hat und der Reitstock das Gegenstück, das wie ein Sattel auf dem Pferderücken sitzt.

    Hi Peter,


    das macht Sinn. Bei den alten optischen Baenken auf Prismenschienen, wie sie damals in der Schule ueblich waren, hiessen die Halter fuer die Optik ebenfalls "Reiter".

    Wunderschoen! Ich hab das auch vor. Die Segmente habe ich schon: Selbstklebende Spiegelfliesen. Die Idee hatte ich in einem Facebook-Post gesehen. Ich wundere mich, ob die Haendler von goldenen Sechseckspiegelfliesen sich ueber die Erhoehung ihres Absatzes wundern.

    Danke fuer Eure netten Kommentare.

    Bernd: Deinen Kommentar verstehe ich nicht. Die Linse im Tubus hatte eine unbekannte Brennweite, da der Fokus ja urspruenglich durch die Aufrichtlinse aus dem Tubus herausverlagert wurde. Um die Brennweite zu bestimmen, kann man eine Lichtquelle aus dem Unendlichen fokussieren und die Distanz messen. Das habe ich getan (Sonnenbild an Wand). Das geht vielleicht auf den Zentimeter genau, und bei einem verkitteten Achromaten entspricht der Abstand Linse-Fokus hinreichend genau der Brennweite. Da ja ein Okularauszug mit grosszuegigem Verstellbereich montiert wurde, kann jeder Messfehler kompensiert werden.


    Michael: Viele deutsche Fachbegriffe der Metallverarbeitung kenne ich nicht! Ich habe mir das Drehen mithilfe englischer Literatur selber beigebracht und haette inzwischen Schwierigkeiten, einen Vortrag darueber auf deutsch zu halten. Die Fachbegriffe sind halt zu unterschiedlich. Zum Beispiel "Tailstock", dt. "Reitstock". "Tail" (Schwanz) macht Sinn, ist das Teil doch am Ende der Drehbank. Aber was wird da geritten? :) Die mitlaufende Zentrierspitze heisst uebrigens auf englisch "live centre" im Unterschied zum "dead centre" fuer die nicht milaufende Spitze.

    Nicht heute, aber vor einigen Tagen: Einkuerzen eines alten Towa 60mm-Refraktors fuer terrestrische Beobachtungen, um ein Leitrohr daraus zu machen. Der Sternfreund, fuer den ich diese Arbeit ausfuehrte, hatte eines von diesen 15-60x60 bzw. 15-90x60-Refraktoren mit festem Zoom-Okular, die in den 1960ern bis 1980ern von Towa gebaut wurden. Sie sehen aus wie ein 60/700er, aber sie haben eine Aufrichtlinse drin. Das Objektiv ist also deutlich kurzbrennweitiger.

    Pflichtenheft: Messen der Linsenbrennweite, Einkuerzen des Tubus und Anheiraten eines mit angelieferten Fokussierers.

    Nachdem ich die Objektivbrennweite an der Sonne mit 400mm messen konnte, habe ich das Teil auf meiner neuen Drehbank mithilfe einer Bullennase eingespannt. Die Bullennase (engl. Bull Nose) ist ein kugelgelagerter Konus im Reitstock, der ein selbstzentriertes Einspannen von Rohren ermoeglicht.





    Nach dem Trennen stellte sich heraus, dass ich diesen Konus zu fest gezogen hatte. Das Gewinde hatte sich trompetenfoermig nach aussen gedrueckt. Aluminium ist weich ... letztendlich musste ich ein neues Gewinde schneiden, und das alte abtrennen. Doch damit nicht genug. Offenbar hat ein Einbrecher, ohne Spuren zu hinterlassen, meine Werkstatt aufgesucht, um die Gewindesteigungseinstellung an der Drehbank zu aendern! So zumindest die offizielle Lesart. Ein Fehler des Bedienpersonals ist natuerlich voellig ausgeschlossen!




    Nach einem Hickhack hat es dann geklappt. Auch der Okularauszug (billige Plastikfockelpinne) wurde ausgedreht und mit einem M (irgendwas um 63mm) x 1mm-Gewinde versehen. Schliesslich liess sich das Teil zusammenfuegen.

    Doch der Krimi war noch nicht vorbei!

    Draussen war es klar, ein 25er Okular (16x) schnell montiert. Handgehalten zeigte der Mond einen schoenen Halo. Sirius offenbarte dann eine enorme sphaerische Aberration. War das Objektiv im Verbund mit der Umkehrlinse gerechnet? Oder hatte ein Vorbesitzer das Objektiv zerlegt und falsch wieder zusammengebaut? War mir natuerlich noch nie passiert ist (siehe Einbrecher oben ...). ;)

    Ich beschloss, zu permutieren. Linsenstapel markiert, ausgebaut, und jede Moeglichkeit durchgetestet. In der Tat, das bikonvexe Frontelement war falsch herum gewesen. Jetzt alles knackescharf. Schnell noch eine Fokusklemmung an der Plastikfokussierung eingefuegt. Fertig.

    Kranarbeiten am "Gruenen Monster", das Sonnenlicht und den Urlaubstag ausnutzend. Ein Teleskop, das ich fuer jemanden restauriere (Langzeitprojekt), 17" f/4. Das Teil wiegt eine gute halbe Tonne, und es kommt meinem Obelix (14" Meade SCT auf Ruppmontierung) gefaehrlich nahe. Leider hatte ich Esel im Sommer den Kasten des Serruriertubus falsch herum montiert: Wenn es zwei Moeglichkeiten gibt, wird immer die falsche zuerst gewaehlt. Also Kran in Stellung bringen, Schrauben loesen und nach einigen "Canes Verkantii" den Kasten losbekommen, um 180 Grad gedreht (zum Glueck habe ich einen Lasthaken mit Drehlager) und wieder angedengelt.





    Jetzt kann ich anfangen, bei schlechterem Wetter den Tubus aufzubauen. Die Teile brauchen den Kran nicht, den ich nur bei gutem Wetter zur Verfuegung habe, da er dieselben Schienen des Schiebedachs verwendet und mit selbigem kollidieren wuerde.

    Das Teleskop wurde uebrigens vor ca. 40 Jahren angefangen. Die Erbauer sind mittlerweile verstorben. Dagegen steht das James Webb Space Telescope gar nicht mal so schlecht da.

    Das mit dem Stern laesst sich einrichten! 8)

    Ich habe eine aehnliche Konstruktion aus drei quadratischen Holzplatten, die allerdings nicht verschoben werden. Sie dienen dem Fussbodenschutz, wenn ich zum Beispiel ein Fernrohr zu einem oeffentlichen Event mitnehme und (aufgrund schlechten Wetters) drinnen ausstelle.

    Hier der eingeschraube Eichzylinder.



    Aus der Drehbank entnommen passte das Teil auch gleich an Cindy. Ich musste hinter dem Gewinde noch ein bisschen weiter aufdrehen, dann drei seitliche Bohrungen einbringen und M4-Gewinde schnippeln. Schliesslich war das Teil fertig. Allerdings werde ich einen anderen Zenitspiegel ohne Fallschutzrille einsetzen. Der Sitz mit dem Zenitspiegel hier ist nicht ganz ideal. Aber endlich kann ich Cindy auch fuer Weitfeldbeobachtungen einsetzen.

    Cindy wurde heute abend "aufgebohrt". Es handelt sich um ein Dynamax Criterion 8" SCT mit f/10.5, wie es in den 1980ern hergestellt wurde. Dieses relativ spaete Examplar war schon unter dem Bausch&Lomb-Label erschienen und aus der "Professional"-Serie. Die optische Qualitaet ist dementsprechend gut, was bei diesen Modellen keine Selbstverstaendlichkeit war. Ich benutze Cindy gern fuer oeffentliche Fuehrungen, wie die "Moonwatch"-Events, die wir im Astroverein in Durham gerne anbieten. Nach langer Covidpause steht am kommenden Montag wieder ein Feldeinsatz an.



    Was mich wurmt, ist der Flaschenhals mit dem 1.25"-Adapter.


    Damit nicht genug! Das Zenitprisma hat eine winzige optisch wirksame Flaeche, die das Gesichtsfeld nochmals einengt. Klassischer Konstruktionsfehler.



    Und hier ist die Baustelle: Ein unbekanntes Gewinde, das ich als etwa M50x1mm naeherte. Obwohl ich mir sicher bin, dass es was "Imperialistisches" sein muss. Eventuell 2" 24TPI, was metrisch einigermassen M50x1 entspricht.



    Dummerweise laesst sich der Ring nicht abnehmen. Ich habe die vier Schrauben geloest, um festzustellen, dass das Blendrohr mit dran haengt. Und irgendwas verhindert ein Herausziehen. Also wieder festgeschraubt. In der Werkstatt fand ich dann einen Aluminiumzylinder, um ein maennliches Eichgewinde zu erstellen.




    Das habe ich soweit heruntergedreht, bis der 1.25"-Adapter gnaedig gestimmt war.



    Soweit, sogut. Ich fand ein passendes Alustueck in der Schrottkiste. Nicht ganz ideal, da ein paar Gewindebohrungen drin sind und es auch etwas kurz ist. Kompromisse mussten gemacht werden, um das Teil am Montag einsetzen zu koennen. Das Teil hatte eine erhabene Zone, die ich erstmal raendelte.



    Nun musste das Loch aufgebohrt werden. Mit 20mm-, 26mm- und 31.8mm-Bohrern konnte ich das Loch gross genug bekommen, um mit dem "Boring bar" weiterzuspielen.




    Schliesslich konnte ich das Gewinde schnippeln, bis das vorher erstellte Eichteil sich einschrauben liess. Fortsetzung unten.

    Zitat

    Drehbank oder Fräse ohne Späne

    Ein guter Staubsauger kann hier Wunder wirken. Ich habe extra einen fuer meine Werkstatt, mit dieser duennen Tuelle, die auch in die T-Schlitze der Maschinen kommt. Und nach jeder Drehung oder Fraesung wird bei mir eine Saugung eingelegt. ;)

    Bernd - schoene Maschinen. Der Maschinenschraubstock von Kesel - ist das die gleiche Firma, die frueher die Schneckenraeder herstellte, die in vielen Selbstbaumontierungen endeten?

    Bei mir flog gestern die Drehbank kranbedingt durch die Luft. Was nach einem dramatischen Unfall klingt, war allerdings geplant und meine Tina (eine Chester DB10V - Drehbank, 250mm Durchmesser, 55cm Spitzenweite) hob mit ihren 115kg ab. Der Kran (ein "engine hoist", keine Ahnung wie die auf deutsch heissen - man kann damit Motoren aus Autos hieven) kann in dieser Auslegerstellung bis 250kg, und die beiden Riemen haben je 1t Tragkraft.



    Nachdem der Adler gelandet war, ging es mit zwei Rollwagen Richtung Garagentor. Heute wurde die Maschine mit tatkraeftiger Mithilfe starker Nachbarn in einen PKW verladen und in ihre neue Wirkungsstaette verbracht. Wie sollte es auch anders sein - der neue Besitzer hat ebenfalls zwei Sternwarten im Garten.


    Dies war eine gute Uebung fuer den Ernstfall, der naechste Woche ansteht. Dann kommt Tina die Zweite. Und die wiegt 430kg. Da ist dann kein "Manhandling" mehr moeglich, und der Kran wird zeigen duerfen, was er so drauf hat. Fuer Drehbankliebhaber: Die Neue ist eine Warco GH1230.

    Der Name "Tina" kommt von Tina Turner. Denn "Turner" ist ein (inzwischen veralteter) englischer Begriff fuer eine Zerspanungsfachkraft (im Volksmund auch als "Dreher" bezeichnet). ;)

    Ich hatte diesen Okularauszug ebenfalls an meinem 10" RC. Als Erstes brach mir beim Klemmen die Platte, da dieses lasttragende Teil aus unerfindichen Gruenden aus Plastik ist! TS sendete mir unverzueglich Ersatz (Garantie), aber ich habe das gebrochene Teil mit Zweikomponentenkleber ausgegossen - es ist ja ein Hohlteil mit Rippen - und danach wieder eingesetzt. In den Folgejahren bis zum Verkauf des Instruments hatte ich nie wieder Probleme damit. Ich teile aber Deine Meinung ueber den nicht gerade "grossen Wurf".

    Ich habe hier gerade ein Serverproblem. Irgendwas klemmt. Erst konnte ich den Beitrag mehrmals nicht verschicken, dann erschien er mehrfach. Habe gerade versucht, das zu melden. Aber jetzt haengt alles .... Sorry fuer die mehrfachen Antworten, die natuerlich weg koennen.


    Edit: Multiple Posts geloescht. Aber ich bekomme immer wieder diese Fehlermeldung. Habe versucht, das im forentechnischen Bereich zu melden, aber dort eine andere Fehlermeldung erhalten. Computer ... !

    Juni, weisse Naechte und die beste Zeit fuer Sternwarten-Wartung. Mein 14" SCT hat vermutlich einen losen Hauptspiegel. Anders kann ich mir die irregulaeren Wuerstchen beim Autoguiding nicht erklaeren, nachdem ich alles nur erdenklich Moegliche ausschliessen konnte. Also, jetzt im Sommer, runter damit und zerlegen zwecks Wartung. Dazu bekomme ich etwas Arbeit nach Hause - ein Sonnenteleskop, das wir gerade fuer eine ungarische Sternwarte entwickeln, soll fuer Tests auf die Ruppmontierung. Also gleich zwei Gruende, die Tonne herunterzuholen. Aber so einfach wie bei kleinen Teleskopen geht das nicht, vor allem wenn man alleine ist. Zum Glueck habe ich "zufaellig" einen Kran in der Sternwarte. Okay, Zufall natuerlich nicht, aber genau fuer solche Zwecke praktisch: Ein Portalkran mit elektrischer Winde, 250kg im Zweistrangbetrieb. Hier die Sequenz, in der ich das Trumm sicher von der Rupp bekam.


    Obelix (wie mein 14" heisst: Blauweiss, stark und fett lag dieser Name einfach nah), nach Entfernen allen Zubehoers auf der Rupp 4:


    Erstmal den Tubus auf der Beobachtungsleiter aufbocken. Die Rektaszensionsklemmung ist offen.



    Nach Subtraktion der Gegengewichtsscheiben ruht das Fernrohr auf der Leiter.




    Leiter wegscheiben, und dabei das Teleskop gut festhalten. Dann langsam ablassen, sodass es waagerecht am tiefsten Punkt zu liegen kommt.


    Die naechsten Schritte konnte ich nicht fotografieren, da ich die Haende lieber am Tubus bzw. der Fernbedienung des Krans beliess. Alsbald: Der Adler ist gelandet!


    Im Hintergrund sieht man Teile des "gruenen Monsters". Ein 17"-Newton auf schwerer parallaktischer Montierung, das eine interessante Historie besitzt. Ich habe eine meiner EQ6-Saeulen eingelagert, um dieses ca. 500kg schwere Instrument zu restaurieren. Aber das ist eine andere Geschichte.



    Und die Ruppmontierung wartet auf das Sonnenteleskop: Ein Sky-Watcher 150/1200er ED mit einer optischen Bank dahinter. In einigen Wochen wird das Instrument an der Sonne getestet werden koenne, bevor Obelix mit hoffentlich entwackeltem Spiegel wieder Einzug fuer die Wintersaison enthaelt.