Beiträge von astrometer im Thema „Sonne im Weißlicht mit beiden Augen beobachten wie am besten?“

    Hallo Andreas,


    noch ein Tipp: Natürlich kann man fürs Bino Folienfilterfassungen aus Pappe basteln oder diese komischen Rahmen nehmen, die übers Ganze gesteckt werden. Aber als Ästhet hab ich mir zwei V2A-Fassungen nach Maß beim Astromann bestellt. Wenn ich mich recht erinnere, kosteten sie rund 100 €. Sie sind aus ganz dünnem Blech, und innen passt sogar noch ein Streifen Velourfolie hinein, so dass am Bino nichts verkratzt wird. Am besten den genauen Außendurchmesser der Taukappen messen und den Bertold Schneider mal anrufen. Bei mir hat er das so gut hinbekommen, dass die beiden Fassungen saugend nebeneinander passen.


    CS, Jörg

    Hallo Andreas,


    mehr als 100x ist an der Sonne selten möglich, weil das Seeing tagsüber thermisch bedingt fast immer schlechter ist. Allerdings sind bei halbwegs ruhiger Luft am 120er Bino schon mit 53x sämtliche Sonnenflecken, auch die kleinsten, zu erkennen, die die hochauflösenden SOHO-Bilder zeigen .


    Dein 6“-ED-Refraktor dürfte übrigens nicht mehr Detail als das 120er Bino zeigen, da es in der Detailwahrnehmung in erster Näherung einem 168-mm-Refraktor entspricht. Die wegen der 30 mm mehr Öffnung etwas bessere Auflösung wird durch das echte binokulare Sehen wettgemacht.


    CS, Jörg

    Hallo Andreas,


    die Granulation sehe ich mit dem 120er Bino bei 53x (Folienfilter) deutlich, und das auch bei mittlerem Seeing. Die Filterfolie eignet sich auch für höhere Vergrößerungen.


    Gegen Herschelprismen spricht übrigens auch die Temperaturentwicklung im Tubus. Der ist ja nicht leer, sondern mit Luft gefüllt. Und wenn die nahe am Fokus stärker erhitzt wird als weiter vorn, führt das zu Inhomogenitäten, die sich auf die Abbildungsleistung auswirken. Um diese Nachteile auszuschalten, müsste man das Tubusinnere evakuieren, sprich, ein Vakuumteleskop bauen.


    Das Problem mit den Filterpaketen hatte ich auch. Mein mehr als 20 Jahre altes HP von Baader ist da nicht gerade optimal konzipiert. Ich hatte zwar noch kein moderneres in der Hand, aber wenn man der Werbung vertraut, scheint das bei den neueren besser gelöst zu sein.


    2“-HPs sind zwar universeller einsetzbar, aber mit der 1,25“-Variante spart man Lichtweg und Geld, da hast Du recht.


    CS, Jörg

    Hallo Andreas,


    Gerd hat recht. Mit dem Herschelprisma und dahintergesetztem Binoansatz in den Fokus zu kommen, ist schwer. Ich hab eine ältere Ausführung des Herschelprismas von Baader und bekomme es an beiden Refraktoren nur hin, wenn ich eine ultraflache 2“-Okularklemme in den OAZ schraube. Ich arbeite gern mit der Denkmeier Newton OCS, um den Fokus für den Binoansatz nach hinten zu verlegen. Beim ZS kann ich sie vorn in den 2“-Stutzen schrauben, aber beim Herschelprisma sollte man das wegen der Hitze so kurz vor dem Fokus nicht tun. Also muss die OCS dorthin, wo das Licht bereits gedämpft ist.


    Ich nutze sowohl Folienfilter als auch Herschelprisma, letzteres aber nur bei Sonnenhöhen über 45 Grad, weil es dann auch ohne ADC geht. Den müsste ich nämlich vor das Herschelprisma setzen, was wegen der thermischen Belastung nicht zu empfehlen ist.


    Ein weiteres Problem ist, dass aus dem Herschelprisma polarisiertes Licht herauskommt, wodurch die Teilbilder im Bino unterschiedlich hell werden. Das lässt sich zwar mit Polfiltern in den Okularen ausgleichen, aber es ist eine zusätzliche Mühe.


    Fazit: Ein guter Folienfilter ist in der Handhabung einfacher. Man kann das für Standardbeobachtungen übliche Zubehör nutzen. Wenn Sonne allerdings Dein Schwerpunkt ist, lohnt sich die Mühe, ein Setup mit Herschelprisma zusammenzustellen.


    CS, Jörg

    Hallo Holger,


    ich beobachte relativ häufig mit beiden Varianten: Echt binokular am 120mm-SD-Bino und mit Binoansatz am AP EDF-S 130 bzw. (seltener) am TEC 180.


    Am Bino (mit Folienfilter + ND 0,6 bzw. ND 0,9) hat man den Vorteil, das sich das Gehirn das bessere Bild raussuchen kann. Das ist aus meiner Sicht bei Taghimmelseeing ein nicht zu unterschätzender Gewinn.


    Am Refraktor mit Binoansatz ist das halb so helle Bild deutlich angenehmer als das (zu helle) Bild des Binos. Außerdem ist der Kontrast mit dem Herschelprisma besser als mit dem Folienfilter. Bei durchschnittlichem Seeing sieht man natürlich mit beiden Augen das gleiche (gegebenfalls unscharfe) Bild. Aber wenn die Luft mal richtig ruhig ist, ist das pseudobinokulare Beobachten natürlich ein absoluter Genuss. Mit dem TEC hatte ich ein einziges Mal ideale Bedingungen, und obwohl das mittlerweile schon 12 Jahre her ist, ist mir der Anblick der Granulation für immer in Erinnerung geblieben. Leider bin ich fast ausnahmslos Balkonbeobachter. Das ist wegen des lokalen Seeings am Tag ein großes Problem bei der Sonnenbeobachtung.


    CS, Jörg