Beiträge von MartinB im Thema „James-Webb-Weltraumteleskop: Letzte Öffnung des Spiegels vor dem Start“

    Hallo Peter,


    Ich denke, Bilder im visuellen Spektrum zu erzeugen war auch beim Hubble-Teleskop kein primäres Designziel. Das ergab sich eher so nebenbei, unter anderem durch den Entwicklungsstand der Halbleiter-Sensortechnik während der Entwicklung des Teleskops.

    Auch das Hubble-Teleskop hat keine speziellen RGB-Farbkanäle, die dem menschlichen Sehen nachempfunden sind. Die veröffentlichten Bilder werden aus den zur Verfügung stehenden Wellenlängenbereichen zusammen gesetzt. Sie werden weitgehend außerhalb der wissenschaftlichen Arbeit erstellt, hauptsächlich um eine publikumswirksame positive Darstellung des Projekts zu fördern.


    Das JWST wurde für die Untersuchung der Vorgänge im frühen Universum und für Forschung zur Planetenentstehung entwickelt. Sichtbare Wellenlängen bringen da kaum zusätzliche Erkenntnisse.


    Licht aus dem frühen Universum ist mehr oder weniger rot verschoben, daher detektieren die Beobachtungen im Infrarot letztlich Vorgänge, die "vor Ort" zum Teil im Sichtbaren oder sogar im UV stattgefunden haben.

    Planetenentstehung findet in stellaren Staubscheiben statt, da sieht man im Sichtbaren kaum etwas von den interessanten Vorgängen.


    Das Projekt ist eh schon extrem komplex, da hat man wohl auch aus Aufwandgründen letztlich auf Kameratechnik unter 600 nm verzichtet. Die Goldbeschichtung ist oberhalb 600 nm das Beste, was es gibt. Hätte man die Spiegel fürs gesamte sichtbare Spektrum auslegen wollen, hätte das im mittleren und langwelligen Infrarot zumindest deutliche Nachteile gehabt.


    Übrigens, falls ich jemals in die Astrofotografie einsteigen sollte, werde ich mich ganz bestimmt nicht auf sichtbares Licht beschränken und habe auch kein Ihteresse an einer "naturgetreuen" Darstellung. Das empfände ich als unsinnige Einschränkung.

    Als vorwiegend visueller Beobachter muss ich halt mit den Beschränkungen meines eigenen mickrigen Sehapparats leben. Wenn ich mir Bilder ansehe, finde ich dagegen gerade die interessent, die mehr zeigen als unsere Augen wahrnehmen können.


    Gruß,

    Martin