Beiträge von Henning81 im Thema „Galaxiennacht zu Ostern“

    Hallo Holger,


    Neinnein, ich wollte nur den "Stand der Technik" bei mir beschreiben.

    Ich finde es wichtig, dass in den Diskussionen der Wissensrahmen ausgelotet wird und oft ergeben sich dann

    noch Details, die man vorher nicht wusste.

    Der Werdegang im astronomischen Sehen ist wirklich beeindruckend, ich meine, ich konnte mir anfangs

    nicht vorstellen, mehr als einen grauen Fleck bei M31 zu erkennen und war total begeistert.

    Ich bin da nun schon etwas weiter, und immer noch total begeistert und ganz sicher brauche ich noch oft

    die Tips der alten Hasen, um mich weiterzuentwickeln.


    A la: Gesehen, ja/nein, wiedererkannt, Details ja/nein, mehr Details, Wissen über die Objekte, etc, etc.


    CS,

    Henning

    Sammelantwort:


    Von mir angewandte Technik ist

    -Okularauge rechts, Aufsuch- und Rumtapsauge links

    -Antippen

    -Rigel blinken lassen, Sucherfadenkreuz nur wenn wirklich nötig spärlichst beleuchten

    -Vollständige Dunkeladaption mittels Lichtschutzplanen=null Fremdlicht

    -Velourierte Skibrille mit Okularloch (letztens nicht mehr wegen neuen 2" Okularen und Beschlagsproblemen)

    -linkes Augenlid mit Finger zuhalten, um das Gesicht zu entspannen

    -Zeit lassen (vielleicht noch immer nicht genug)

    -eher behutsam vergrößern (fehlt mir Öffnung?)

    -warm und bequem sitzen


    -zufrieden sein und mich begeistern lassen von dem, was ich demütiger Hansel so alles bestaunen darf,

    aber immer weiter streben.


    CS,

    Henning

    Moin,


    Das ist interessant.

    Bei höherer Vergrößerung fehlte mir an Messier 31 immer der Kontrast.

    Ich kann sogar sagen dass sie bei mir zwischen meinem 20x80 Fernglas und 33x im Achtzöller am besten erschien.

    Wir wollen aber festhalten, dass das Detailerkennen bei Dir ein ganz anderes zu sein scheint.

    Will sagen, ich sehe bis zu zwei Staubbänder, erinnere aber an den Fingermalfarbenvergleich.

    Am anderen Ende der Skala wäre dann beispielhaft der Cirrusnebelkomplex oder der Orionnebel, was Detailsicht angeht.

    NGC 4565 stellt eine von wenigen Ausnahmen bei den Galaxien dar. Aber auch hier: Ich kann nicht zu hoch vergrößern, maximal 120x.


    CS,

    Henning

    Hallo Gerd,


    Ja, G1/Mayall habe ich finden können und beobachtet! Hab das auch in einem meiner Berichte dokumentiert.


    Öffnungsfieber: Chronisch, latent. Bisher noch nicht akut.


    Habe mir heute Nachmittag die Karten der HII-Gebiete von Messier 33 und 101 ausgedruckt.

    120x empfnde ich als gewinnbringend bei "Standard"-Galaxien. Messier 31 ist eher eine Kandidatin für 33x.

    Ich erinnere mich noch an die Filterdiskussion für Galaxien. Quintessenz war, das Filter nichts bringen.

    HII-Regionen sind da sicher wieder ein Sonderfall.


    Danke für die Inspiration!


    CS,

    Henning

    Hallo Gerd und Walter,


    Gerd:

    Danke für die Aufklärung. Ich werde das mal angehen, insbesondere auch mit Filtern. Messier 33 war bisher immer ein zurückhaltendes Objekt, ich sehe, dass sie erst im Herbst am höchsten steht. Wetterthematik siehe unten.

    Generell bin ich bisher leidiglich bei der Andromedagalaxie der Herausforderung nachgegangen, den dortigen Kugelsternhaufen G1 zu beobachten. Wenn ich das verallgemeinere, dann erweitert sich das Potenzial des Himmels, insbesondere mit mehr Öffnung, enorm.

    Nicht nur mehr Objekte werden erreichbar, die bestehenden Objekte selbst "öffnen" sich einem nochmal ganz unerwartet.

    Das lässt mich wieder nach mehr Öffnung schielen.

    Messier 101 war durchaus gut zu sehen, das bedeutet bei mir aber eher das Äquvalent zu einem mit Fingerfarben und Daumen angefertigten Schwarzweissbild. Wie gesagt, Spiralarme sind da, hinreichend für die Drehrichtungsbestimmung. Diese kondensierten Knoten wie im Bild sind aber bisher nicht herausgekommen. Ich werde da dennoch mal dranbleiben.


    Walter:

    Nicht jede Nacht bringt solche Anblicke und das Berichten über herausragende Nächte verzerrt den Eindruck der Beobachtungsrealität.

    Die Anmerkung, die Nadelgalaxie halbwegs problemlos gefunden zu haben, deutet ja darauf hin, dass ich dort schön öfter vorbeigeschaut habe. Ich drehe mich auch teilweise im Kreis, Inspiration ist also immer gern gesehen.

    Jedenfalls habe auch ich dieser Tage nur diese eine Nacht nutzen können, davor und danach war es hier bewölkt.

    Gerade vergangenes Jahr wars hier auch ewig total feucht. Wir wohnen hier nur 75m über NN.

    Ich schätze, so 3 bis 5 sehr gute Nächte hab ich pro Jahr, und ansonsten "ist immer irgendwas".


    CS,

    Henning

    Danke, Gerd.


    Natürlich musste ich an Dich denken, als ich in den Jagdhunden unterwegs war.

    Ich bemerke, dass man auch ohne Messier-Seepferdchen zu einer Beobachtungsgröße werden kann.

    Du bist immer so fleißig am berichten, dass ich mir garnicht vorstellen kann, wie Du nicht jedes sich anbietende Objekt schon

    mehrmals angsteuert hast.

    HII-Regionen hast Du mit dem H-Beta-Filter beobachtet?

    Ich habe OIII, Quasi-UHC (breiter OIII von ES) und recht neu einen Kometenfilter.

    Lohnt sich Deiner Ansicht nach die visuelle Beschäftigung von HII-Regionen mit 8"?


    CS,

    Henning

    Vorbereitung


    Nachmittags baute ich die Lichtschutzplanen und den Achtzöller auf der Plattform im Garten auf und bereitete mich mittels BafK und is DSA(tlas) auf die Nacht vor.


    In der Nacht vom 03. auf den 04. April 2021 gab es einen außergewöhnlich klaren Himmel mit ebenso ungewohnt wenig Luftfeuchtigkeit. Eine feine Reifschicht zeigte die Minustemperaturen an, das Sky Quality Meter sagte 21,7xm als dunkelsten Mittelwert und der Gürtel des Orion versank tatsächlich erst ganz unten am Horizont.


    Einstieg


    Meine Reise begann gegen 22:00 Uhr an Hubbles Veränderlichem Nebel, bei 120x im 10mm Okular schön anzusehen, mit 17mm ein wenig zu klein, aber das brauchte ich für den Christmastree-Cluster nahebei. Auf Filterexperimente stand mir heute der Sinn nicht.


    Hinauf schwenkte der Dobson und der Rigelkreis wies mir den Weg zum Intergalaktischen Wanderer, NGC 2419, 120x, mehr hätte auch nichts gebracht, denke ich, denn dies ist eines der Objekte, wo das Wissen der Fakten darum interessanter erscheint, zumindest mit 8".


    In meinem Kopf spielte unablässig die elektronisch verzerrte Stimme der Beastie Boys: Intergalactic. Cool.


    Die Bärentatzengalaxie, NGC 2537 läutete den Tenor des Abends ein, 10mm, 120x, das Okular rostete fast fest in dieser Nacht und das war mal ein Ausgleich zum wilden Rumgewechsle mit mehr objektdurchmischten Nächten. Ich fand sie, die Galaxie, und war zufrieden, aber unbeeindruckt.


    Bevor Andromeda zu tief in den Nordhimmel runterschwang, rotierte der Dobson noch kurz zu Messier 52 und der dortigen Nova, die ich zuvor mehrmals bereits mit Ferngläsern beobachten konnte. Keine neuen Erkenntnisse trotz höherer Vergrößerung.


    Hauptakt


    Die ganze Nacht über rief eine Unke hinten im Wald, was mich am Ende der Session tatsächlich etwas nervte. Das ist selten.

    Ein Nachtvogel drehte zweimal einen Kreis über mich hinweg und machte dabei ein eigenartiges Klackgeräusch.

    Dann, als ich einmal meinen Beobachtungsplatz verließ und ein paar Meter Richtung Obstbäume ging, schreckte ein nächtlicher

    Räuber auf ein hastete davon in der Dunkelheit. Sein Weg war aber gut durch Laub- und Zweigknacken nachzuverfolgen.


    Nun wurde es Zeit, mein Hauptbeobachtungsgebiet anzusteuern: Die Jagdhunde.

    Messier 94 war mir im BafK aufgefallen und kurzentschlossen sah ich sie mir an, die Catseye-galaxy. 120x, ein heller Flausch mit starkem Kern, der Halo blieb mir indes verwehrt.

    Kurz an Cor Caroli die Dunkeladaption mit Füßen getreten, aber die Orientierung wiedererlangt, und so konnte ich schnell NGC 4618 und NGC 4625 betrachten.

    Dies geschah auf dem Weg zu den beiden tollen Objekten NGC 4490 und NGC 4485, die sich gegenseitig gravitativ verwurschteln. 4490 war der eigentliche Grund, hier zu sein. Wie ein verwischtes Parallelogramm stand sie da, mit knotigem Inneren, diffuse Details flackerten im indirekten Sehen auf.


    Ich versuchte mir vorzustellen, wie sich die Dynamik im Einflussbereich der Galaxien anfühlt, wer dort oben in der ersten Reihe in den Himmel schaut und

    das Schauspiel betrachtet und doch nichts erkennt, denn viel zu langsam wird sich all das abspielen. "Hup.", "Hup.". Die Unke. Tee floss, Handwärmer wurden aktiviert.


    Etwas südwärts schwebt die Silbernadelgalaxie, NGC 4244. Mit einem 10:1 Größenverhältnis hatte ich sie ausgewählt, um der "echten" Nadelgalaxie ein wenig Ruhm abzugewöhnen. Im BafK erstrecken sich die Enden dieser relativ homogenen Galaxie im indirekten Sehen auf der einen Seite bis fast zu einem optischen Doppelsternchen,

    und am Anderen etwas unsymmetrisch in den leeren Raum. Ich schenkte dem Objekt einiges an angestrengter Aufmerksamkeit.


    Es wurde Zeit für den herausragenden Star des Abends: Die Nadelgalaxie NGC 4565. Nur grob drückte ich das Gesichtsfeld mittels Rigel und dann per Suchfernrohr mit eingeschaltetem Leuchtfadenkreuz in die Region. Als erstes schwenkte ich NGC 4494 ins Okular, verweilte nur kurz, denn nun wusste ich, dass ich gleich am Ziel sein würde.

    Als die Nadelgalaxie auftauchte, stand sie erhaben im Raum, und augenblicklich zeigte sie sich im direkten Sehen in all ihrer Anmut. Der kleine Stern direkt über dem hellen Zentrum, die feinen, unendlich langen Nadelenden, und, ohne daran gedacht zu haben, tauchte auch der übers Zentrum laufende Staubstreifen auf.

    Der Gipfel war erreicht.


    Ausklang


    Messier 51 und 101 waren überaus beeindruckend, einfach zeigten sich deren Spiralarme, die Drehrichtung war sicher erkennbar. Messier 51 zeigte diesen winzigen Stern nahe dem Galaxienzentrum. Diese Eindrücke hätten einen Nacht allein krönen können.


    Noch immer zeigte sich vom Mond wenig bis nichts, es musste bereits 01:30 Uhr sein. Zufrieden für heute ging ich mit Okularkiste und Kartenordner in mein Sternenzimmer und legte mich hin, so dass ich den Himmel noch durchs Glasdach betrachten konnte, bis die Gedanken mich in den Schlaf davontrugen.


    CS,

    Henning