Beiträge von AQR66 im Thema „Erfahrungen mit Newton Dobson ?“

    Moin Maximilian,


    Mathias hat, wie ich finde, schon etliche gute Infos gegeben. Ich gebe trotzden auch noch ein wenig eigenen "Senf" dazu:


    Die Darstellungen in den diversen Programmen sind imho untauglich, um den visuellen Eindruck wiederzugeben. Meist sind die Darstellungen viel zu hell und mit viel zu viel Kontrast zum Hintergrund. Beim verlinkten Gesichtsfeldrechner ist das nicht anders, Die Optik-Größe scheint gar nicht in die Visualisierung einzugehen.


    Bsp.: M13. Das Zentrum ist komplett "ausgebrannt" die Sterne erscheinen recht groß.

    Dagegen visuell am

    4"er: diffuses graues Bällchen mit etwas "Spreckel". Also kaum aufgelöst und nur die helleren Sterne heben sich ab.

    13"er: Der Kugelsternhaufen wird auch visuell erfahrbar. Eine große Anzahl aufgelöster Sterne. Diese erscheinen bei weiten nicht so matschig wie auf den niedrig aufgelösten Fotos. Aber auch vieeel dunkler als in den Programmen wiedrergegeben.


    Besser ist da imho Eye und Telescope. Manko (ich kenne nur einen ältere Version) ist (war?) dass die Objekte abstrakt dargestellt werden. Man braucht also schon etwas Vorstellungsvermögen.


    Zu deiner konkreten Frage:


    Kurz und knapp am ende .. ist das Teleskop stark genug um mich meine ersten 12-18 Monate zu begleiten ohne das ich frustriert bin weil es permanent an seine Grenzen stößt?


    Ich glaube, dass sich diese Frage nicht wirklich pauschal beantworten lässt. Zu sehr ist das von den Erwartungen und ggf. Erfahrungen abhängig.


    Ich habe mir vor rund 20 Jahren als erstes Teleskop ein TAL1 zugelegt. Also knapp über 4". Geschaut habe ich vom Stadtrand von HH. Die Milchstraße ist von hier aus nicht zu sehen. Ich habe mit dem Gerät Spaß gehabt. Auch, weil zu dieser Zeit Jupiter und Saturn sehr gut zu geobachten waren. Sonne mit Filterfolie ging auch gut. War aber auch viel interressanter als in den vergangenen Jahren, wo die Aktivität doch sehr gering war. Bei Deep-Sky ging nicht viel. Die offenen Sternhaufen und helleren Nebel waren aber ganz gut machbar.


    Aufgrüstet hatte ich, nach einigen Jahren, mit besseren Okularen. Besser hieß: komfortablerer, brillentaublicher Einblick und größeres Gesichtsfeld. Mehr Detail war damit eigentlich nicht zu sehen. Jedenfalls nicht auffällig. Ich weiß allerdings nicht, welchen Job Plössl und einfache Erfles bei F/5 machen.


    Seit ca. 10 Jahren habe ich einen sehr ordentlichen Eigenbau 13"er. Die "Reichweite" ist erheblich größer. Die örtlichen Verhältnisse verhindern meist ein "wow". Dass mir das Gerät unterm Strich mehr Spass gemacht hat, oder dass ich es mehr genutzt habe als den 4"er, kann ich eigentlich nicht behaupten. "Mehr" Gerät führt nicht zwangsläufig auch zu mehr Spass.


    Das ist sicher auch dem Umstand geschuldet, dass ich immer mal wieder die Gelegenheit hatte und habe, unter besseren Bedingungen durch Teleskope bis 24" zu schauen. Auf Teleskoptreffen auch bis 30". Die Erwartungshaltung steigt (und die Augen werden mit den Jahren leider nicht besser).


    Eine Affinität zum Thema und eine Vorstellung von dem, was man da mit eigenen Augen sehen kann, trägt extrem zum Spaß an der Sache bei. Ohne Bezug kommen dann so Aussagen wie vor Jahren von einem Freund, der den Weg zu einem Treffen gefunden hatte: So ein Aufstand für diese grauen diffusen Flecke? Das Gerät war ein 24"er!


    Grundsätzlich glaube ich, dass mit 10" schon eine Menge geht. Der Vorteil ist, dass das Gerät noch vergleichsweise transportabel ist. Die Hemmschwelle, einen besseren Beobachtungsplatz aufzusuchen fällt damit nicht so hoch aus. Dieser hilft sicher auch mehr als das nächst größere Teleskop.


    Auch ist ein 10"er sicher vergleichsweise einfach ohne allzu großen Abschlag wieder zu veräußern, wenn man sich nach einiger Zeit anders orientieren sollte.

    Wenn dieser Abschlag als finanzielles Risiko zu hoch erscheint, sollte man sich Zeit nehmen und Gelegenheiten nutzen, vor einer Kaufentscheidung durch verschiedene Geräte zu schauen. Die Situation ist da aktuell natürlich nicht gerade ideal.


    vG und CS

    Harold