Beiträge von JSchmoll im Thema „Einstieg für Kinder“

    Hi Manuel,


    der ungefilterte Blick in die Sonne ist mit jedem optischen Instrument gefaehrlich, ob Zoom oder nicht. Ich denke, Gerd hat das nur erwaehnt, weil er halt die Warnaufleber auf die fuer Erdbeobachtungen gedachten Zoomfernrohre geklebt hat.


    Der Mond aendert seine Auf- und Untergangszeiten taeglich. Er geht pro Tag ca. 50 Minuten nach, wobei das aufgrund seiner wechselnden Maximalhoehe im Sueden variiert. Momentan ist es nach Vollmond, und der Mond geht erst spaet abends auf, bleibt aber dafuer noch in den Morgenstunden sichtbar. Um das wieder in "tochterkonforme" Zeiten zu bekommen, warte zwei Wochen. Dann ist der Mond als Sichel abends nach Sonnenuntergang sichtbar, was dann auch eher zum Zeitbudget einer Sechsjaehrigen passt.


    Der Mond ist uebrigens schoener, wenn er nicht voll ist. Man sieht dann aufgrund der Schattenwuerfe die Krater besser.

    Der 114/900er selbst ist kein schlechtes Geraet. Viele Sternfreunde haben damit angefangen. Das Konzept ist schon Jahrzehnte alt. Der Schwachpunkt war immer die Montierung, die das Geraet wackeln liess. Sie war mit der EQ2 vergleichbar. Inzwischen haben viele Hersteller, anstatt dieses Problem anzugehen, die EQ2 gegen die noch wackligere EQ1 ersetzt. Und genau deswegen kann man nur noch davon abraten.


    Generell koennte eine Sechsjaehrige so ein Instrument natuerlich nur mit einem Erwachsenen zusammen benutzen, da es etwas komplexer zu bedienen und auch relativ schwer ist. So ein kleiner Tischdobson ist da geeigneter.


    "Dobson" kommt von John Dobson, einem Amerikaner, der diese einfache Bauform eines Teleskops popularisiert hat. Urspruenglich war die Idee, sich auch als finanziell nicht gut gestellter Mensch ein Teleskop mit stattlicher Oeffnung selber bauen zu koennen. Durch den Verzicht auf Technik wie Motoren oder Feintriebe wird ein Low-Tech-Teleskop geschaffen, bei dem ein Grossteil des Fertigungsaufwandes in die Optik fliessen kann.


    Wenn Du mir eine persoenliche Nachricht schreibst, kann ich Dir einen kleinen Leitfaden ueber die Anschaffung eines Teleskops zukommen lassen, den ich vor ein paar Jahren mal geschrieben habe. Hierbei liegt der Hauptaugenmerk auf Teleskopbauformen und nicht-technische Dinge, die bei der Teleskopauswahl eine Rolle spielen. Es ist keine konkrete Kaufempfehlung fuer ein bestimmtes Geraet, sondern ein eher "zeitloses" Dokument zur Teleskopauswahlhilfe.

    Hallo Manuel,


    noch zwei Dinge:


    (i) Momentan ist eine schlechte Zeit fuer Teleskopkaeufe. Die Preise sind hoch und die Geraete kaum lieferbar. Beides Folgen von Covid-19: Die Lieferketten sind an verschiedenen Stellen unterbrochen, und es gibt Probleme mit dem Ruecklauf von Ueberseecontainern nach China, wo die allermeisten Teleskope herkommen. Dadurch sind die Transportkosten aus China in die Welt signifikant gestiegen.


    (ii) Auch wichtig, speziell fuer bewoelkte Naechte: Buecher! Mit sechs Jahren wird Deine Tochter ja gerade lesen lernen, und es gibt sicher kindgerechte Buecher dafuer. Entweder astronomische oder Kinder-Lexika, die ein breiteres Spektrum an Sachthemen eroertern. Als Bettlektuere sehr praktisch: Lesen macht muede, gleichzeitig lernt sie was und sie bekommt ein Gefuehl fuer sprachlich korrekte Texte. So haben meine Eltern mich damals auch sehr effizient ins Bett bekommen. [:)] Bei mir waren es damals in den 1970ern ein "Atlas fuer Kinder" und verschiedene Lexika aus dem Herder-Verlag. Auch gab es Buecher aus der Serie "Was ist Was?", die mehr auf spezifische Themen eingingen. Sicher wird es heute Aehnliches geben.

    Hallo Manuel,


    "veraergern" wirst Du uns bestimmt nicht, denn was ist schoener, als einem jungen Menschen die Faszination der Himmelskunde zu vermitteln?


    Ein Feldstecher kann in der Tat der erste Schritt sein. Allerdings muss die Knickbruecke es zulassen, dass auch eine Sechsjaehrige da durchgucken kann. Auch muss das Instrument von Deiner Tochter sicher gehalten und gefuehrt werden koennen (kleine Haende). Letztes Weihnachten hatte ich fuer ein kleines Maedchen in unserer Familie, das sehr naturinteressiert ist (nicht unbedingt Astronomie), einen Feldstecher mit 8x21 gekauft. Ich hatte den auf Ebay gefunden, wo ich nach Feldstechern fuer Kinder suchte. Leider bekommt man da sehr viel Spielzeug (Galilei'sche Plastikoptik), aber dieser war ein echter Prismenfeldstecher. Allerdings fuer Astronomie nur bedingt geeignet, aber fuer kleine Haende greifbar und leicht genug, um sicher gefuehrt werden zu koennen.


    Ein Problem des Feldstechers ist natuerlich die geringe Vergroesserung. Als "richtiges Teleskop" auch fuer Mond und Planeten empfehle ich oft einen kleinen Tischdobson wie den Sky-Watcher Heritage 100P. Der hat mit 100mm schon eine Oeffnung, die auch die hellsten Deepskyobjekte (Nebel, Galaxien, Sternhaufen) gut zeigen kann. Der parabolische Spiegel erlaubt hoehere Vergroesserungen und damit werden Mondkrater, Jupiter's Monde und Wolkenstreifen, oder Saturns Ringe sichtbar. Dabei ist das Geraet fuer Kinderhaende handhabbar, nicht zu schwer zu tragen und einfach zu bewegen, wie es bei Dobsons so ist.


    Das klassische Einstiegsgeraet war lange ein Refraktor mit 50-60mm Oeffnung, doch leider sind heutige Geraete dieser Groesse so schlecht verarbeitet, dass sich das kaum lohnt. Ein hoher Plastikanteil und unterdimensionierte Montierungen und Stative lassen da kaum Freude aufkommen.