Hallo Henri,
jetzt wirds kompliziert Es hat nämlich sowohl der Stathis, als auch Jörg Peters als auch ich Recht (behaupte ich jetzt einmal). Warum? Weil Stathis´ die Spiegeldicke erwähnt hat. Der Einfluss der oberen Kraft wird natürlich bei dicken Spiegeln immer kleiner, das stimmt schon. Ich hatte bisher nur mit sehr dünnen Spiegeln zu tun.
Jörg Peters hat ebenfalls Recht, denn die REPRODUZIERBARKEIT ist bei unseren Messungen das Ausschlaggebende, das zu richtigen Messwerten führt. Und ab Strehl 99 muss man penibelst genau arbeiten mit extremer Reproduzierbarkeit der Spiegellagerung um verlässliche Messerte zu erhalten - wer weiss das besser als du Jörg :-))
Eine Verlagerung der oberen Kraft weiter in die Mitte bringt aber, wie Stathis schon erklärt hat, nichts, Henri, denn so bekommst du nur noch mehr Momente rein!
Ich würde die Kugellager aber schon beibehalten. Warum? Jetzt komm ich als Statiker ins Spiel: Die Kräfte, die von 45-Grad-Auflagern auf den Spiegelrand wirken, sind bei solch einem schweren Spiegel groß. Wenn man KEINE reibungsfreien Auflager wählt (wie Jörg Peters), und man diese Radialkraft mit einem Kräfteparallelogramm in eine Kraft tangential zum Spiegel und in die sich ergebende Kraft (diese zeigt IN den Spiegel hinein)zerlegt, dann ist diese Tangentialkraft NICHT definiert. Sie ist abhänging vom Reibungskoeffizienten und vom jeweiligen "Einklemmen" beim Aufstellen. Dadurch ist aber auch die RICHTUNG der nach innen wirkenden Kraft jedes Mal verschieden!
Diese zeigt dann auch NICHT mehr genau in Richtung Spiegelschwerpunkt! Das Problem dabei: diese nach innen zeigende Kraft lässt sich wieder in eine horizontale und eine vertikalen Kraft zerlegen. Der vertikale Anteil, das ist klar, ergibt genau die HÄLFTE des Spiegelgewichtes. Der horizontale Anteil ist aber dann nach jedem Aufstellen ANDERS!
Und genau diese (symmetrischen)Horizontalanteile verursachen jedes Mal ein anderes Biegemoment senkrecht zur optischen Achse, das den Spiegel verschieden verbiegt. Es ist nicht viel, aber bei so hohen Strehlwerten ist das sicher nicht hilfreich.
Natürlich zeigt die Praxis (wie bei Jörg Peters), dass man da Abstriche machen kann, solange das Ganze reproduzierbar bleibt.
Aber ich benenne jetzt einfach das OPTIMUM, nämlich keinerlei Tangetialkräfte durch Kugellager UND keine Anlehnung oben!
Und jetzt kommt ALOIS´ Trick ins Spiel, der mir bei meiner Retouche mit Mikrotools eines 16 Zoll Spiegel (Strehl 99) extrem geholfen hat. Damit der Spiegel IMMER, nach jeder Aufstellung die exakt gleiche vertikale Positionierung erhält, lehnst du den Spiegel oben einfach gegen dein Lager. Nimmst aber ein Stückchen Papier dazwischen. Nach dem Anlehnen ziehst du das Papier heraus! Nun hast du einen immerwieder exakt gleich aufgestellten Spiegel und das Beste: der Spiegel bleibt oben (und natürlich auch unten) komplett frei, und wenn es nur ein zehntel Millimeter Freiheit ist!
Wird interessant zu sehen, was jetzt bei deinen neuen Messungen herauskommt. Interessiert mich tatsächlich, inwieweit der geringe Anpressdruck oben auch bei solch einem dicken Spiegel wirkt.
cs,
Alfredo