Spiegel Interview mit Herrn Genzel.
Interessanter Auszug:
SPIEGEL: Es gibt noch einen weiteren Grund, warum man die Verleihung des Nobelpreises an Sie überraschend finden könnte. Viel mehr Aufmerksamkeit als Ihre Entdeckung des schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße hat das spektakuläre Bild eines schwarzen Lochs bekommen, das das Team des "Event Horizon Telescope" im vorigen Jahr publiziert hat. Warum geht das jetzt leer aus?
Genzel: Der Rummel um dieses Bild war gut. Denn es ist wichtig, dass sich die Bevölkerung für die Forschung begeistert. Und gerade die Astronomie spielt dabei eine besondere Rolle.
SPIEGEL: Wollen Sie damit sagen: Fürs Publikum war das Bild gut, für die Wissenschaft dagegen gar nicht so wichtig?
Genzel: Nein, so würde ich es nicht sagen. Richtig ist jedoch: So ein schönes orangefarbenes Bild ist verführerisch, aber es ist nicht klar interpretierbar. In der Fachwelt wird noch offen diskutiert: Sind wir wirklich sicher, was wir auf diesem Bild sehen?
"SPIEGEL: Wo immer über schwarze Löcher berichtet wird, sieht man dieses Bild. Und Sie sagen uns jetzt, dass wir gar nicht wissen, was es eigentlich zeigt?
Genzel: So ist es. Es kann sein, dass wir den Schatten des schwarzen Lochs sehen, so wie es gemeinhin dargestellt wird. Aber es könnte auch sein, dass es sich um die Außenwand eines Jets handelt, der mit Lichtgeschwindigkeit direkt auf uns zukommt. Um Klarheit zu schaffen, brauchen wir weitere Messungen. Im Moment allerdings haben wir da ein Problem: die Corona-Pandemie. Die meisten erdgebundenen Teleskope sind abgeschaltet."