Beiträge von JSchmoll im Thema „Refraktor bei Farbsehschwäche?“

    Hallo Grodahn,


    das liegt wirklich an der Art der Farbsehschwaeche.


    Ich habe beispielsweise die haeufigste: Rotgruensehschwaeche, die bei 3-5% aller mitteleuropaeischen Maennern auftritt und mit dem Y-Chromosom vererbt werden.


    Und bei mir sieht das so aus, dass ich Rot schwerer wahrnehmen kann und Teile des Spektrums fehlen. Dunkle Rottoene sehe ich als schwarz, und wenn hier im Forum Nutzer Textteile durch rot verdeutlichen wollen, kann ich sie nicht mehr lesen. Ich hatte mal ein Experiment im Physikpraktikum, wo wir die Linienaufspaltung im Magnetfeld messen mussten. Es gab verschiedene Lichtquellen, und die "so richtig helle" Quelle mit dem "deutlichsten" Linienpaar war fuer mich quasi unsichtbar. Es gibt also Defizite im Roten. Wenn ich nun einen Achromaten nutze, werde ich wahrscheinlich intuitiv ein bisschen weiter ins Blaue fokussieren. Stark ist der Effekt jedoch nicht, da die Dispersion der optischen Medien im Blauen deutlich staerker ist und deshalb chromatische Aberration gewoehnlich als Blausaum wahrgenommen wird.


    Natuerlich muss man auch noch beachten, dass ausser bei hellen Objekten reines Staebchensehen stattfindet, d.h. die Sehrezeptoren gar nicht farbempfindlich sind. Von daher wuerde ich bei der Verwendung eines kurzen Achromaten nicht auf die Effekte der Sehschwaeche bauen.


    Jedoch ist ein Richfieldrefraktor nicht uebel, wenn man ihn passend einsetzt. Ich hatte schon Achromaten in 80/400, 102/500, 120/600 und mittlerweile nutze ich einen 150/750er, und die Teile machen richtig Spass.


    Der 150/750er beispielsweise zeigt auch Doppelsterne mit Beugungsringen, aber alles im hellen Lichthof und der Test mit dem 3.5mm-Okular war auch nur zur Begutachtung der Fertigungsqualitaet. Wenn ich wirklich ernsthaft Doppelsterne oder Planeten beobachte, nehme ich ein anderes Fernrohr.


    Aber bei geringer Vergroesserung haben die kurzen Achros ihre Nische, insbesondere wenn der Himmel dunkel genug ist. Beispielsweise Nordamerika- und Pelikannebel zusammen mit UHC-Filter im zweizoelligen Erfle 32mm-Okular. Bei Himmelsaufhellung bleiben noch die offenen Sternhaufen, wo auch bei eigentlich im Fernrohr eher "langweiligen" Haufen wie M44 oder M67 durch das grosse Feld der Haufencharakter erkennbar wird. Und dann natuerlich hellere Kometen, oder M31, oder einfach durch die Milchstrasse eiern. Ich bin mittlerweile (ob durch Farbsehschwaeche beguenstigt oder nicht) ein Fan dieser Instrumente, rein fuers Visuelle. Ideal fuer Grossfeldbeobachtungen, zeigen sie auch noch ein bisschen was bei hoeherer Vergroesserung und lassen sich "notfalls", z.B. auf Reisen, dafuer auch einsetzen, obwohl sie in dem Feld natuerlich schnell in ihrer Leistung von einem Spiegelfernrohr oder laengeren Achromaten (oder natuerlich APO) eingeholt werden.