Refraktor bei Farbsehschwäche?

  • Hallo zusammen,


    bisher habe ich immer kleiner Newtons auf EQ-Montierungen benutzt, im Urlaub aber ein Spektiv mit solider alt-az-Montierung (Opas vererbtes solides Fotostativ ;)
    Und obwohl das Spektiv optisch furchtbar war hat das erschreckend viel Spass gemacht damit intuitiv den Himmel abzusuchen und sich zu orientieren.


    Daher überlege ich mir mich in Richtung eines gebauchten Achromaten im Bereich 150€-200€ mit 80-90mm Objektidurchmesser zu versuchen.


    Ich weiß das klingt jetzt vielleicht doof und die Frage ist enorm subjektv, aber fällt die CA bei günstigen Achros evt. nicht so stark ins GEwicht wenn das Auge am hinteren Ende Farbschwach und allgemein nicht das Beste ist? (Wega und Beteigeuze hätten für mich optisch die gleiche Farbe würde ich nicht wissen dass sie Unterschiedlich sein muss ;)


    Viele Grüße,


    Grodahn

  • Hi Grodahn,


    der Farbfehler ist doch nichts anderes, als dass die Optik nicht alle Farbanteile in eine Fokusebene bringen kann.


    Und das ist immer der Fall, egal ob das Objekt hell und kontrastreich ist, dann siehst du den Fehler als unscharf auslaufende Farbsäume, oder ob das Objekt lichtschwächer und damit für das Auge nicht mehr "farbig" erkennbar ist. Im letzten Fall siehst du keine farbigen Säume, aber die Unschärfe ist trotzdem vorhanden.


    Und wenn du eine Farbschwäche hast, also bestimmte Farben nicht als solche erkennst, ändert das nichts an der durch einen farbfehlerbehafteten Achromat entstehenden Unschärfe.


    Gruß
    Stefan

  • Hi Grodahn,


    klar ohne ähnliche Sehschwäche kann man nicht richtig fundierte Infos geben. Zunächst, das fällt nur an Mond und Planeten ins Gewicht. Weiss nicht ob das Dein Schwerpunkt ist. Weiterhin finde ich persönlich das zumindest bei einem 4" f/10 Refraktor nicht weiter dramatisch. Ich habe da den TAL100RS, nebenher.
    Bei 150 bis 200 Euro ist ein 4" auf jeden Fall drin. Die Frage ist, ob die Montierung das noch zitterfrei trägt. Ansonsten würde ich durchaus auch 100mm Objektive in Betracht ziehen.


    Am Planeten (die Fläche) selbst sieht man eigentlich nix vom Farbfehler. Rot und Blau ist halt gleichermaßen außerhalb des Fokus, daher ist bei hohen Vergrößerungen ab 100x ein Violettsaum um Planeten und Mond zu sehen. Aber sehr dünn, vielleicht wie ein Jupiter Band und ein Hauch von. Bei Saturn gar nix, am Mars seltsamerweise nicht viel. Das meiste an Venus. Und am Mond auch dünn aber erst ab 150x - das normale Licht überstrahlt den CA Saum mächtig.


    So mein subjektiver Eindruck. Wenn Du Violett schlecht siehst ist da vielleicht gar kein Problem. Im Violetten steckt aber blau und rot. Vielleicht würdest Du ein Rotsaum sehen ?


    CS,
    Walter


    Nachtrag nach Nachdenken - Du hast ja den TAL1, also suchst Du was komplemnantär Kleines Schlankes, ja? Die Vixen 80/1200 sollen ja klasse sein und weit farbreiner als 100/1000 FH

  • Hallo Stefan,


    da liegst Du falsch, bei einer Farbsehschwäche fehlen normalerweise tatsächlich die entsprechenden Rezeptoren, so dass Teile des Spektrums nicht wahrgenommen werden.
    Insofern ist ein Achromat tatsächlich kontrastreicher als bei Normalsichtigen.


    Hallo Andre,


    Du musst jetzt nicht Deine medizinischen Details hier ausbreiten, das kannst Du ja vielleicht selbst bewerten... der Farbfehler beim Achromaten ist sekundäres Spektrum: grün hat eine andere Fokuslage als rot und blau.
    Der Vixen 80L ist unabhängig davon ein klasse Klassiker, wenn Deine Montierung damit klarkommt. Was hast Du für eine?


    Gruß, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo,


    Das ist eine interessante Frage, wie sich der Farblängsfehler bei Augen auswirkt, die nicht alle Farben verarbeiten können.
    Was bedeutet "im hinteren Ende"? Hast du eine Rot-Grün-Sehschwäche oder wie wirkt es sich bei dir aus?


    Das kann nach meiner Vorstellung dann schon sein, das die Farbe beim Längsfehler, die nicht in den Fokus kommt und von einem "Normalsichtigen" als bunter Farbring um z.B. den Mond wahrgenommen wird, bei dir entweder schwächer oder gar nicht wahrgenommen wird.


    Zum Teleskop selbst:
    Ich habe derzeit einen 80/400mm Achromaten und hatte viele Jahre mit einem 80/910mm Achromaten beobachtet.


    Der 80/400 ist ein Teleskop für große Felder bei geringen bis gerade noch mittleren Vergrößerungen. Unter diesen Bedingungen bildet dieses Teleskop gut ab. Ein Farbfehler ist nahezu nicht wahrnehmbar.


    Ganz anders sieht es beim Mond, den Planeten oder auch der Beobachtung der Sonne im Weißlicht, mit einem ND 5.0 Frontfilter aus.
    Schon bei geringer Vergrößerung ist hier schon ein grünlich-türkiser, deutlich sichtbarer Saum um diese Objekte zu sehen. Bei höheren Vergrößerungen, wobei hier schon eine 80fache Vergrößerung bei einer Austrittspupille von einem Millimeter als hoch anzusetzen ist, verschmiert der Farbfehler die Strukturen und Details. Bei der Beobachtung entsteht dann permanent das Gefühl eines flauen, nicht scharf zu stellenden Bildes.


    Beim 80/910mm Achromaten war das anders:
    Der Farbfehler war bei Mond, Planeten und der Sonne, mit ND 5.0 Frontfilter oder einem Herschelprisma, nahezu nicht wahrnehmbar.
    Dieses Teleskop erlaubte auch deutlich hohe Vergrößerungen, ohne das dass Bild flau wurde oder ein unscharfer Eindruck entstand.


    Natürlich ist der Tubus dann auch deutlich länger und muss entsprechend mit einem hohen und stabilen Stativ montiert werden, möchte man bei hochstehenden Objekten nicht gerade am Boden kauern.


    Diese Achromaten mit 80mm Öffnung sind schon günstig, die gibt es neu schon in einer Preisklasse von 100 bis 250 Euro.
    Die mit kurzer Brennweite sind etwas für große Felder bei geringer Vergrößerung aber nichts für Mond und Planeten bei hoher Vergrößerung.
    Die mit langer Brennweite und damit einem langen Tubus verlangen nach einem entsprechend hohen und stabilen Unterbau.


    Das gilt es abzuwägen.


    Viele Grüße
    Gerd

  • Hallo Grodahn,


    das liegt wirklich an der Art der Farbsehschwaeche.


    Ich habe beispielsweise die haeufigste: Rotgruensehschwaeche, die bei 3-5% aller mitteleuropaeischen Maennern auftritt und mit dem Y-Chromosom vererbt werden.


    Und bei mir sieht das so aus, dass ich Rot schwerer wahrnehmen kann und Teile des Spektrums fehlen. Dunkle Rottoene sehe ich als schwarz, und wenn hier im Forum Nutzer Textteile durch rot verdeutlichen wollen, kann ich sie nicht mehr lesen. Ich hatte mal ein Experiment im Physikpraktikum, wo wir die Linienaufspaltung im Magnetfeld messen mussten. Es gab verschiedene Lichtquellen, und die "so richtig helle" Quelle mit dem "deutlichsten" Linienpaar war fuer mich quasi unsichtbar. Es gibt also Defizite im Roten. Wenn ich nun einen Achromaten nutze, werde ich wahrscheinlich intuitiv ein bisschen weiter ins Blaue fokussieren. Stark ist der Effekt jedoch nicht, da die Dispersion der optischen Medien im Blauen deutlich staerker ist und deshalb chromatische Aberration gewoehnlich als Blausaum wahrgenommen wird.


    Natuerlich muss man auch noch beachten, dass ausser bei hellen Objekten reines Staebchensehen stattfindet, d.h. die Sehrezeptoren gar nicht farbempfindlich sind. Von daher wuerde ich bei der Verwendung eines kurzen Achromaten nicht auf die Effekte der Sehschwaeche bauen.


    Jedoch ist ein Richfieldrefraktor nicht uebel, wenn man ihn passend einsetzt. Ich hatte schon Achromaten in 80/400, 102/500, 120/600 und mittlerweile nutze ich einen 150/750er, und die Teile machen richtig Spass.


    Der 150/750er beispielsweise zeigt auch Doppelsterne mit Beugungsringen, aber alles im hellen Lichthof und der Test mit dem 3.5mm-Okular war auch nur zur Begutachtung der Fertigungsqualitaet. Wenn ich wirklich ernsthaft Doppelsterne oder Planeten beobachte, nehme ich ein anderes Fernrohr.


    Aber bei geringer Vergroesserung haben die kurzen Achros ihre Nische, insbesondere wenn der Himmel dunkel genug ist. Beispielsweise Nordamerika- und Pelikannebel zusammen mit UHC-Filter im zweizoelligen Erfle 32mm-Okular. Bei Himmelsaufhellung bleiben noch die offenen Sternhaufen, wo auch bei eigentlich im Fernrohr eher "langweiligen" Haufen wie M44 oder M67 durch das grosse Feld der Haufencharakter erkennbar wird. Und dann natuerlich hellere Kometen, oder M31, oder einfach durch die Milchstrasse eiern. Ich bin mittlerweile (ob durch Farbsehschwaeche beguenstigt oder nicht) ein Fan dieser Instrumente, rein fuers Visuelle. Ideal fuer Grossfeldbeobachtungen, zeigen sie auch noch ein bisschen was bei hoeherer Vergroesserung und lassen sich "notfalls", z.B. auf Reisen, dafuer auch einsetzen, obwohl sie in dem Feld natuerlich schnell in ihrer Leistung von einem Spiegelfernrohr oder laengeren Achromaten (oder natuerlich APO) eingeholt werden.

  • Hallo Grodahn,


    ich sehe das genauso wie Holger.
    Wenn man bei einem Achromaten den Farbfehler verringern möchte arbeitet man ja mit Filtern welche den Farbanteil im blauen reduzieren sollen.
    Da gibt es verschiedene Filter für. Mein Vavorit ist der Fringe-Killer, da bleibt vom blauen Farbspectrum nur wenig übrig und die Farbverfälschung hält sich in Grenzen.
    Da ist das gleiche Prinzip wie eine Farbsehschwäche in diesem Spectrum. Ob ich nun im Refraktor filtere oder aber im Auge, das Ergebnis wäre dann das Gleiche.


    LG,
    Armin

  • Hallo Jürgen,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Natuerlich muss man auch noch beachten, dass ausser bei hellen Objekten reines Staebchensehen stattfindet, d.h. die Sehrezeptoren gar nicht farbempfindlich sind. Von daher wuerde ich bei der Verwendung eines kurzen Achromaten nicht auf die Effekte der Sehschwaeche bauen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Vermutlich erreicht man mit den Stäbchen überhaupt keine Auflösung, bei der der Farbfehler relevant ist. Insofern kann man sich auf das photopische Sehen konzentrieren, wo die Farbsehschwäche mehr ode weniger "hilft". Beim skotopischen Sehen ist es eh egal.


    Für mich sieht's aus, wie wenn man als Farbschwacher vielleicht einen 80/900 statt eines 80/1200 nehmen kann. Die grundsätzliche Entscheidung Richfield oder Hochvergrößerung hat man trotzdem.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

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