Guten Morgen Nils,
um der Verwirrung etwas entgegen zu wirken, einiges zusammen gefasst in Stichpunkten.
<b>Arbeitsbereiche Astro/Teleskope</b>
- Deepsky, lichtschwach, "groß" z.B. Galaxien, Emessionsnebel, Reflextionsnebel, Planetare Nebel, Sternenhaufen, Supernovaüberreste,...
- Planeten, klein, hell, Jupiter, Saturn und Kollegen
- Mond, hell bis sehr hell (je beleuchtungszustand), nah, beste Beobachtung von Details an der Tag-Nachtgrenze des Mondes bei nicht Vollmond/Neumond
- Sonne, gefährlich hell, sehr groß, "nah", nur mit Sonnenfiltern zu betrachten, weitere Filter z.B. Linien-/Schmalbandfilter bringen interesannte Strukturen zum Vorschein
WICHTIG, ES IST EIN GROßER UNTERSCHIED
Visuelle Beobachtung gegenüber Fotografie, es werden unterschiedliche Teleskopaurichtungen, Montierungen und Zubehör benötigt!
Es ist vergleichbar wie Autofahren zu Motoradfahren.
Dafür sind Farben (vor allem Deepsky) den Kameras vorbehalten.
<b>Teleskope</b>
- Linsenteleskope eher bis 100mm Öffnung und 1000mm genutzt, farbfehler stark bis nicht wahrnehmbar Vorhanden je Bauart, gerne für Deepsky-Widefield, transportabele Urlaubslösung oder mit viel Öffnung und Brennweite für Planeten; im Preisleistungsvergleich teurer als Spiegel; Justagestabiler als Reflektoren, aber schwer selbst zu justieren.
<i>-- Achomaten "einfacherer" Linsenaufbau, mehr Farbfehlerbehaftet (auch hier gibt es unterteilungen), mehr im höheren Blendenbereich genutzt ~f10 um dem Farbfehler entgegen zu wirken, gerne als Leitrohre genutzt
-- Apomaten aufwendigerer Aufbau der Linsen teilweise mit Gas oder Flüssigkeitsgefüllten Zwischenräumen von Linsenpaaren, wenig bis nicht wahrnehmbarer Farbfehler (je Bauart), gerne für Widefield mit kürzeren Brennweiten und Blendenzahlen um f5 genutzt</i>
- Spiegelteleskope, meist ab 150mm Öffnung und Brennweiten über 600mm genutzt, Farbfehler nicht vorhanden dafür Koma stärker werdend je kleiner die Blendenzahl, Komakorrekturen schaffen Abhilfe, einsatzbereiche hängen von Öffnung,Brennweite,Blendenzahl und Ausstattung/Ausrichtung ab
<i>-- Newton, der Urvater der der Spiegelteleskope, überschaubare Technik Hauptspiegel (gewölbt)- Fangspiegel(flach), einfach zu justieren, aber unterschiedlich Justagestabil je Ausführung, Komafehler nicht korrgiert, Komakorrektor im niedrigen f-Bereich <f5 nötig, Okularposition nähe Teleskopöffnung
-- Cassegrain/Ritchey-Chrétien, aufwändigerer Aufbau Hauptspiegel (gewölbt mit Öffnung) - Fangspiegel (gewölbt), justage Aufwändiger, relativ zur Brennweite das kürzeste Teleskop
--- Schmitd/Maksutov sind Komavorkorrektur"linsen" die in kombination mit obigen Spiegeln genutzt werden, sie sollen das Komakorrigieren</i>
<b>Montierungen</b>
- Dobson; einfach, robust, leicht verständlich, Ideal für visuelle Beobachtung am Newton Teleskop mit Brennweiten ab 1200mm da die Einblickposition am angenehmsten ist,nachführung/-schubsen in höhe und Seite nötig, nicht für Deepskyfotografie nutzbar, Push-To möglich, bestes Preis-Leistungsverhältniss im Bezug Traglast
- Azimutale Montierung, Dobsen-Prinzip auf einem Stativ, passend für Teleskope mit Rückwärtigem Einblick, vollautomatisch möglich, nicht für Deepskyfotografie, teurer als Dobson ähnliche Funktion, Schwinungsanfälliger als Dobson
- Equatoriale Montierung, an die Erddrehachse ausgerichete Drehachse, es muss nur auf einer Achse Nachgeführt werden, Deepskyfotografie Tauglich, am teuersten (vor allem mit voll automatisierung) wenn es um die gleiche stabilität geht, visuell für Newton unpraktisch da der Okularauszug sehr viel Bewegung bekommt
Wichtig ist auch zu verstehen, das ein längerer Nutzer von Teleskopen einen anderen Anspruch an die Qualität der Teleskope stellt als ein Neuling.
Praktisch ist wenn man sich erst Erfahrungen holt in dem man bei anderen "über die Schulter durchs Okular guckt". So gewinnt man eine grobe Vorstellung was man selber mindestens erreichen möchte und was auf Zukunfstziel auf die lange Bank gesetzt wird.... (Keine Angst da ist viel Platz auf der Bank und sie wird jeden Tag voller [:o)])
Hilfreich ist auch ein gebrauchtes Schnäppchen um sich ein zu arbeiten und um größere Verluste (Differenz Neuware zu Gebrauchtware) bei Aufgabe des Hobbys vor zu beugen. Man vergisst gerne, das man lange Nachts, oft bei Kälte, (ideal) weiter entfernt von der Zivilisation, oft alleine herumsteht... das sieht jeder anders und man kann sich hier schnell verschätzen im Vorfeld.
Dazu kommt die Wetterabhängigkeit, denn Vorrausplanen ist schwer möglich und es geht dann gerne mal Mittwoch Nacht von 23:00 bis Donnerstag morgen um 5:00 Uhr was... arbeiten kann danach weh tun.
<b>Grundstartertipps</b> von mir wären:
- einen/mehrere Kontake zu Teleskopsüchtige in der Nähe suchen (z.B. via Forum), sie verstecken sich zwar in der dunkelheit sind aber ganz zutraulich.[:o)] Dort erste Erfahrungen sammeln.
- Nutzen was man hat oder billig bekommen hat, Handy/Kamera auf Stativ, Ferngläser, Jugendteleskope die noch im Keller existieren, Augen und Handyapps,.... und anfangen zu beobachten
- gebraucht kaufen am Anfang
- nicht zuviel wollen und sich spezialisieren NUR Planeten/NUR Deepsky/NUR Mond/NUR Sonne und wenn es alles sein muss, was ganz billiges kaufen und nutzen, dann kommt die Spezialisierung von alleine oder halt sehr viel Geld für viele Teleskope und Montierungen einplanen
- Lernen, Lesen, gucken, Fragen.... das Internet ist voll mit Informationen, ob Youtube-Videos, Astroseiten, Foren,.... je mehr man weiß um so mehr weiß man was man alles noch nicht weiß! [:D]
<b>Grundvorraussetzungen</b>
- Geduld ... bei der Teleskop suche
- Geduld ... bei Aufbau, Justage und Ko
- Geduld ... bei Wetterlagen die nicht passen
- Geduld ... bei ca. allem was Astro betrifft, schnell wird es erst über 5000mm Brennweite. [:o)]
- Frustationstolleranz; Es wird einiges schief laufen, genau anders herum gemacht werden müssen, als man dachte/wollte/gemacht hat und so weiter. Werd dann schnell aufgibt verliert hier Geld und Lust.
- Lernwilligkeit; es gibt soooo viel zu lernen von Gerätschaften, über die Objekte am Himmel, Tips und Tricks, Grundlagen,....
- einsatz von Geld und zwar mehr als man am Anfang wollte! Es ist ein H O B B Y.... das ist eigentlich zu 99% nicht um Geld zu sparen oder einzunehmen. Man muss nicht reich sein, sollte dann aber auch nicht auf die 50000€ Teleskope schielen und traurig sein. Es gibt immer einen mit dem größren und dickeren [:D] und da ist die Latte demnächst bei 38m Hauptspiegel in der Atakama gesetzt und schwerst zu überbieten. [:o)]
Wer diese Grundlagen alle vollstens erfüllt und auslebt, kann sich sicher sein, er bräuchte eigentlich psychologische Hilfestellungen, aber Teleskope tun es auch. [:o)]
Das "im Dunkeln", "weiter ab von der Zivilisation", "alleine" hat ja schon einen Grund.[:o)][:D][:o)][;)]
Die steigerung sind dann die ganz Kaputten (wie ich) die dann den Tag/die Tage vor dem Rechner sitzen und aus den Daten der Nacht Bilder erstellen.[B)][:o)]
Ich hoffe du bist jetzt nicht verwirrter als vorher und hast eine Möglichkeit sortiert in das Thema ein zu steigen , Sven