Beiträge von Dirscherl im Thema „die dunkle Seite der Venus+++ und schmale Sichel“

    Hallo,


    bzgl. Filter von Intor:
    Den genauen Preis von vor 18 Monaten habe ich nicht mehr parat, könnte aber stimmen.


    Beim Blick durch diesen Filter in die Sonne sieht man diese noch als blaue Kreisscheibe, daher habe ich davor noch einen Schott RG 850 mit NIR-Antireflexbeschichtung montiert (von ebay, ohne Bezugsquelle). Ob dieser Filter wirklich nötig ist, habe ich nicht getestet, dazu waren die kurzen Aufnahme-Zeitfenster zu wertvoll.


    Die besten bisherigen Ergebnisse, die ich kenne, sind hier zu finden:
    http://www.astrogem.com.au/Venus/nightside/


    Im Internet kursieren einige andere Bilder, bei denen sich die Strukturen nicht mit WinJUPOS verifizieren lassen. Dann muss man leider davon ausgehen, dass aufgrund ungenügender Filterung eher Wolkenstrukturen aufgenommen wurden.


    Viele Grüße,
    Jürgen

    Hallo,


    die Existenz des spektralen Fensters bei 1010 nm, bei dem die Venus-Oberfläche durch die Wolken sichtbar ist, ist unstrittig. Mit Aufnahmen der Emission der Venus-Oberfläche und Herausrechnen des Höhen-Profils aus Radardaten wurden sogar Rückschlüsse auf die Emissitivität des Gesteins gezogen. Es gibt dazu viele wissenschaftliche Publikationen. Die Wolken führen durch Streuung zum Verwaschen der Strahlung auf der Skala von 70 km, dies spielt hier aber keine Rolle (90 km/Pixel).


    Die dunklen Flecken sind voll reproduzierbar (insges. 6 Aufnahmetage im Mai 2020)und mit WinJUPOS als Hochländer der Venus identifizierbar. Hochländer sind kühler (ca. 8 K/1000 m Höhe) und strahlen daher weniger, erscheinen also dunler.


    Dies sind auch nicht die ersten Amateuraufnahmen dieser Art.


    Zur Aufnahmetechnik:
    Verwendet wurde das 24"-Newton-Teleskop der Johann-Kern-Sternwarte Wertheim (D=610 mm, F=3050 mm). Allerdings ist dieses Teleskop dafür eher schlecht geeignet, da in einer Kuppel montiert. Bei Sonneneinstrahlung heizt sich die Kuppel stark auf und gerade bei Messungen am Abend haben wir starkes Kuppel-Seeing (warme Luft strömt zum Kuppelspalt hinaus). Ein freistehendes Teleskop wäre viel besser. 300 mm Öffnung sollten es aber schon sein (Beugungsscheibchen bei 1010 nm fast doppelt so groß wie im Grünen).


    Als Filter verwende ich einen 1010 nm Filter mit 14 nm Breite von Intor:
    https://de.intorfilters.com/product-page/1010-14-50
    Zur zusätzlichen Blockung jegligen Falschlichts habe ich einen Schott RG 850 Filter mit NIR-AR-Beschichtung davor montiert.


    Wichtig ist absolute Reflexfreiheit im Strahlengang. Flächen mit VIS-AR-Beschichtung haben bei 1010 nm meist hohe Reflexion und verursachen störende Reflexe von der ca. 50mal helleren sonnenbeschienenen Sichel. Erste Versuche mit einer ZWO ASI 178 MM scheiterten am AR-beschichteten Eingangsfenster der Kamera. Erst mit meiner alten iNova PLa-Mx mit unbeschichtetem Fenster hat es dann funktioniert.


    Aufnahmezeitpunkt:
    Sichel bei max. 40 %, besser < 25 % und weniger, d.h. wenige Wochen vor oder nach der unteren Konjunktion, mit möglichst steilstehender Ekliptik. Sonne mind. 5° unter dem Horizont, Venus so hoch wie möglich. Im Mai 2020 war es recht gut, jetzt nach der Konjunktion viel schlechter. Mal sehen, ob Ende Juni bis Mitte Juli noch etwas geht.


    Viele Grüße,
    Jürgen