Hallo Tom und hallo Norman,
ich danke für Eure Willkomensgrüße.
In der Mikroskopie bin ich (fast nur) Menschen begegnet, die das Objekt solange präparieren, bis es ihren Vorstellungen entspricht. Dann wird es photographiert und veröffentlicht.
Ich bin Wissenschaftler und will die Sterne erkunden. Stellt Euch vor, ich mache eine Theorie um Sternaufbau und präpariere den Stern solange, bis meine Theorie passt. Erstens geht das nicht, technisch völlig unmöglich, und zweitens hätte man dann nichts mehr zu forschen, nur noch den Himmel präparieren.
Bei uns läuft es doch anders herum. Der Gasnebel ist gegeben, wir können ihn nicht ändern. Trotzdem wollen wir tolle Bilder erzeugen und lassen uns so allerlei Tricks einfallen (EBV, HSO, LRGB, stundenlange Belichtungszeiten, dunkle Regionen suchen, größe Öffnungen, Darks, Flats, und so weiter). Und was wir, besser ihr, dabei erzeugt, davon hätte ein Berufsastronom zu meiner Studentenzeit geträumt. Das war damals Science fiction.
Denken wir an die Veränderlichenbeobachter, auch hier im Forum vertreten, oder die Spektroskopiker: alle diese Amateurastronomen sind ganz vorne in der weltweiten Forschung dabei. Nun gut, das Mosaiksteinchen ist sehr klein, eher Goldstaub. Aber immerhin. Manchmal gelingt auch ein Glücktreffer: ein Komet oder ein Kleinplanet entdeckt, eine Nova oder ein Veränderlicher entdeckt, oder auch mal was ganz Besonderes (z.B. AR Scorpii).
Astronomie ist eine Wissenschaft, unschlagbar, wenn es um Spannung und Faszination geht, vielschichtig, abwechslungsreich. Mikroskopie ist ein Verfahren, ein Instrument wie das Teleskop. Ich habe da die Wissenschaft vermisst und musste viel zu viel Zeit in Vorarbeiten stecken, die mich gar nicht interessieren. Aber es war notwendig, diese Erfahrung gemacht zu haben. Natülrich behalte ich mein Mikroskop und werde von Zeit zu Zeit mal einen Blick ins "Kleingedruckte" der Natur werfen. Aber es bleibt eben das Kleingedruckte, die großen Dramen spielen sich für mich im Kosmos ab.
Ich bin froh, wieder unter Euch zu sein. Aktuell gebe ich Vollgas, die 9. Auflage fertig zu stellen. Aber je weiter sich das Werk entwickelt, umso schwieriger werden die neuen Themen. Und umso länger brauche ich. Eines konnte ich während meiner Auszeit aber sammeln: Ideen.