Beiträge von Rieger im Thema „14 Tage Venus“

    Hallo Heiko,


    Lichtfülle ist tatsächlich ein Riesenproblem, dem man mit Filtern schnell Herr werden kann. Niechoy empfahl in dem oben genannten Artikel sogar, lieber kleinere Teleskopöffnungen zu benutzen, weil ultimative Auflösungsvermögen bei Wolken zweitrangig ist, da es sich um flächige Strukturen handelt. Du schreibst selbst, dass du den violetten Filter zusätzlich mit einem grauen kombiniert hast. Niechoy hatte seinem Artikel eigene Zeichnungen mit einem 4" Refraktor nahe ihrer oberer Konjunktion angefügt, also bei fast Vollvenus.
    Wenn ich zuerst mit Blau- oder Violettfilter angefangen hatte und dann zum Terminator zeichnen den Filter herausnahm, dann sprangen mich die Aufhellungen an den Sichelspitzen regelrecht an. Fange vielleicht da mal an. Dann achte auf Aufhellungen am, der Sonne zugewandten Rand, vor gut drei Wochen hatte hier einer ein zeitgleiches Bild eingefangen, an dem man im Vergleich die hellen Flächen wiedererkennen konnte. Dann folgte bei mir die Wahrnehmung von Helligkeitsunterschiede am Terminator, die ihm unregelmäßige Erscheinung verleiht. Zuletzt kommen die dunkelen Flächen zwischen Rand und Terminator. Das ist sicher kein Evangelium.


    Viel Spass und bleibt gesund (Man ist z. Zt. ja richtig froh, dass wir so ein corona-kompatibles Hobby betreiben.)


    Hubertus

    Hallo ihr Lieben,


    passend zur Venussaison und ermutigt durch den Umstand, dass ich hier vor ein paar Wochen mal ein Foto fand, dass mit meinen unsicher erfassten und gezeichneten Eindrücken halbwegs übereinstimmte, setze ich heute mal meine Serie von „Venüssen“ der 14 Tage vom 04.04. bis 17.04. hier ein. Die Zeichnungen entstanden direkt am Teleskop. Guckt ihr hier:



    Die Bilder sind in der Reihenfolge von links nach rechts und dann weiter in der nächsten Zeile (oben vom 4.4. bis. 6.4../ ausgelassen bleibt unten rechts die fehlende für den heutigen 18.4.)
    Zur Methodik: Zwar empfiehlt Detlev Niechoy in Günter D. Roth´s "Planeten beobachten" (S. 142-159) am besten Zeichnungen in Blau oder Violett, dann Gelb und dann Rot zu machen (in Grün ausdrücklich nicht), doch zum Üben habe ich je nach Teleskopöffnung nur einen Blaufilter bei 125mm Öffnung, den dichteren Violetten (Nr. 47) nur am 15.4. und 16.4. im 150er benutzt. Anschließend habe ich für die dunkele Seite (aschgraues Venuslicht) und den (unregelmäßigen) Terminatorverlauf keinen oder höchstens einen etwas kontrastverstärkenden Skyglowfilter benutzt. Die Beobachtung des nicht immer auftauchenden aschgrauen Venuslichts gelang bei späterer Beobachtungzeiten, wenns also dunkeler wurde, oder mit etwas mehr Öffnung. Der Anblick verändert sich mit und ohne Filter schlagartig, da man jeweils unterschiedliche Wolkenschichten wahrnimmt. Deshalb empfiehlt Niechoy ja gar drei Filter nacheinander zu nutzen. (Das erinnert mich stark an Sonnenbeobachtung in H-alpha oder in Kalzium.) Die Vergrößerungen waren an beiden Teleskopen jeweils knapp 210fach.
    Wo ich mit feiner Linie helle Bereiche eingekreist habe, war es in der Venusatmosphäre besonders hell. Ob jenseits des Terminators die Aufhellungen das aschgraue Licht ist, von dem man lesen kann, oder Überstrahlungen durch Restchromatismus, mag nicht immer sicher sein; ich hab´s nur eingezeichnet, wenn die Form nicht gleich-, also sichelförmig am Terminatorrand entlanglief, das dürfte einige Fehler ausgeräumt haben. Große Aufmerksamkeit habe ich auf Unregelmäßigkeiten im Verlauf des Terminatorrandes gelegt, das solltet ihr nicht auf zeichnerische Unzulänglichkeiten zurückführen.
    Da die Bilder in zwei verschiedenen Refris entstanden sind, wobei ich am kleineren zu Hause im Garten ein Zenitprisma verwendete, am Lulatsch in Medebach keinen, habe ich die Zeichnungen nach dem Einscannen ggf. schon entsprechend vertikal gespiegelt und dann alle um 180° gedreht.
    Die Beobachtungsuhrzeiten waren:
    04.04.: 20:00 MESZ / 05.05.: 20;50 MESZ / 06.04.: 20:15MESZ / 07.04.: 20:20 / 08.04.: 20:30 MESZ / 09.04.:20:20 MESZ / 10.04.: 19:00 MESZ / 11.04.: 20:00 MESZ / 12.04.: 19:40 MESZ / 13.04.: 18:45 MESZ / 14.04.: 19:30 MESZ / 15.04.: 21:00 MESZ / 16.04.: 20:10 MESZ / 17.04.: 20:00 MESZ.
    Wer das „impressionistische Blinzeln“ kennt, sollte sich die Zeichnungen so anschauen!


    Viel Spaß beim Angucken und bleibt gesund,


    Hubertus