14 Tage Venus

  • Hallo ihr Lieben,


    passend zur Venussaison und ermutigt durch den Umstand, dass ich hier vor ein paar Wochen mal ein Foto fand, dass mit meinen unsicher erfassten und gezeichneten Eindrücken halbwegs übereinstimmte, setze ich heute mal meine Serie von „Venüssen“ der 14 Tage vom 04.04. bis 17.04. hier ein. Die Zeichnungen entstanden direkt am Teleskop. Guckt ihr hier:



    Die Bilder sind in der Reihenfolge von links nach rechts und dann weiter in der nächsten Zeile (oben vom 4.4. bis. 6.4../ ausgelassen bleibt unten rechts die fehlende für den heutigen 18.4.)
    Zur Methodik: Zwar empfiehlt Detlev Niechoy in Günter D. Roth´s "Planeten beobachten" (S. 142-159) am besten Zeichnungen in Blau oder Violett, dann Gelb und dann Rot zu machen (in Grün ausdrücklich nicht), doch zum Üben habe ich je nach Teleskopöffnung nur einen Blaufilter bei 125mm Öffnung, den dichteren Violetten (Nr. 47) nur am 15.4. und 16.4. im 150er benutzt. Anschließend habe ich für die dunkele Seite (aschgraues Venuslicht) und den (unregelmäßigen) Terminatorverlauf keinen oder höchstens einen etwas kontrastverstärkenden Skyglowfilter benutzt. Die Beobachtung des nicht immer auftauchenden aschgrauen Venuslichts gelang bei späterer Beobachtungzeiten, wenns also dunkeler wurde, oder mit etwas mehr Öffnung. Der Anblick verändert sich mit und ohne Filter schlagartig, da man jeweils unterschiedliche Wolkenschichten wahrnimmt. Deshalb empfiehlt Niechoy ja gar drei Filter nacheinander zu nutzen. (Das erinnert mich stark an Sonnenbeobachtung in H-alpha oder in Kalzium.) Die Vergrößerungen waren an beiden Teleskopen jeweils knapp 210fach.
    Wo ich mit feiner Linie helle Bereiche eingekreist habe, war es in der Venusatmosphäre besonders hell. Ob jenseits des Terminators die Aufhellungen das aschgraue Licht ist, von dem man lesen kann, oder Überstrahlungen durch Restchromatismus, mag nicht immer sicher sein; ich hab´s nur eingezeichnet, wenn die Form nicht gleich-, also sichelförmig am Terminatorrand entlanglief, das dürfte einige Fehler ausgeräumt haben. Große Aufmerksamkeit habe ich auf Unregelmäßigkeiten im Verlauf des Terminatorrandes gelegt, das solltet ihr nicht auf zeichnerische Unzulänglichkeiten zurückführen.
    Da die Bilder in zwei verschiedenen Refris entstanden sind, wobei ich am kleineren zu Hause im Garten ein Zenitprisma verwendete, am Lulatsch in Medebach keinen, habe ich die Zeichnungen nach dem Einscannen ggf. schon entsprechend vertikal gespiegelt und dann alle um 180° gedreht.
    Die Beobachtungsuhrzeiten waren:
    04.04.: 20:00 MESZ / 05.05.: 20;50 MESZ / 06.04.: 20:15MESZ / 07.04.: 20:20 / 08.04.: 20:30 MESZ / 09.04.:20:20 MESZ / 10.04.: 19:00 MESZ / 11.04.: 20:00 MESZ / 12.04.: 19:40 MESZ / 13.04.: 18:45 MESZ / 14.04.: 19:30 MESZ / 15.04.: 21:00 MESZ / 16.04.: 20:10 MESZ / 17.04.: 20:00 MESZ.
    Wer das „impressionistische Blinzeln“ kennt, sollte sich die Zeichnungen so anschauen!


    Viel Spaß beim Angucken und bleibt gesund,


    Hubertus

  • Hallo Hubertus,


    ich hatte Dir ja bereits per SMS geschrieben, wie beeindruckt ich von Deinen Venus-Wolkendetails-Erkennungsfähigkeiten bin ... echt der Wahnsinn. [:0] ... Ich fand Deine Marszeichnungen ja auch schon immer sehr beeindruckend, konnte diese aber zumindest noch halbwegs nachvollziehen. Aber Deine Venuszeichnungen find ich unglaublich und dann jetzt auch noch eine Serie über 14 Tage ... irre! ... vor allem, wenn man es selbst mal versucht hat.


    Ich habe mir vor kurzem einen Violettfilter 47 von ES zugelegt, weil ich das auch unbedingt mal versuchen wollte. Der erste Versuch visuell mit 12“ Dobson am 11.04. in der Abenddämmerung an meinem Beobachtungsplatz war negativ ... nix von Wolkenstrukturen zu sehen, auch nicht mit Binoansatz, obwohl das Seeing garnicht sooo schlecht zu sein schien.


    Am 22.04. versuchte ich es wieder, diesmal von zu Hause und schon etwas früher, ab ca. 17.30 Uhr - da wir an einem Osthang wohnen, war die Sonne gerade hinter dem höher gelegenen Nachbarhaus verschwunden. Diesmal hatte ich mein 8“ SC aufgebaut. Visuell konnte ich wieder keine Wolkendetails erkennen. Ich hab dann mal meine ASI120MC mit dem Barlowelement meiner TS-2fach-Barlow angeflanscht und eine paar Filme gemacht. Gestackt mit Autostakkert und geschärft mit Registax konnte ich aber keinem der Filme irgendwelche Details entlocken. Auch an dem Tag fand ich das Seeing zwar nicht perfekt, aber auch nicht sooo schlecht.


    Den letzten Versuch habe ich vorgestern Abend unternommen, wieder mit dem 12“er an meinem Beobachtungsplatz, ab ca. 19.40 Uhr. Diesmal hatte ich zusätzlich zum Violett- noch einen Graufilter in den Binoansatz geschraubt, da mir die Venus noch einen Tacken zu hell rüberkam. Zusätzlich hatte ich mein schwarzes Sweatshirt ausgezogen und als Beobachtungstuch zweckentfremdet, da anfangs die Sonne noch über dem Horizont stand und selbst nach deren Untergang der Himmel noch so hell war, dass die Reflektionen mich im Okular störten. Mit dem „BeobachtungsSweatshirtTuch“ ging es dann ganz gut und ich war zumindest etwas erfolgreicher, als die Tage zuvor. Die meiste Zeit habe ich mit 525fach binokular beobachtet - Siebert-Multimag-GWK (eingestellt auf 3,5-fach) und ein Pärchen 10er Plössl.


    Ich konnte einen Hauch von Struktur erkennen, immer mal für kurze Momente, aber reproduzierbar. Während ich zum Beoplatz gefahren bin hattest Du mir am Telefon berichtet, dass Du an dem Abend (18.04.) auch noch Venus gucken wolltest. Hast Du da auch wieder gezeichnet und kannst das hier noch nachreichen? Ich würde das gern mal mit dem abgleichen, was mir in Erinnerung geblieben ist.


    Das was ich sehen konnte, war aber auf jeden Fall deutlich schwächer und nicht so klar wie das, was Du in Deinen hier gezeigten Zeichnungen zum Besten gibst. Ich finde es auch sehr erstaunlich, dass Du die Details schon nach wenigen Sekunden ausmachst, während ich da ewig lange konzentriert schauen musste, um überhaupt „etwas“ davon zu sehen. Da macht sich sicher zum einen Deine deutlich ausgeprägtere Beobachtungserfahrung bemerkbar, zum Anderen aber wahrscheinlich auch Deine künstlerische Erfahrung/Können/Wissen bezüglich der Malerei.


    Viele Grüße aus dem Waldecker Land, nahe Deiner Sternwarte. Ich hoffe, dass wir bald mal wieder zusammen beobachten können.


    Allzeit klaren Himmel
    Heiko

  • Hallo Heiko,


    Lichtfülle ist tatsächlich ein Riesenproblem, dem man mit Filtern schnell Herr werden kann. Niechoy empfahl in dem oben genannten Artikel sogar, lieber kleinere Teleskopöffnungen zu benutzen, weil ultimative Auflösungsvermögen bei Wolken zweitrangig ist, da es sich um flächige Strukturen handelt. Du schreibst selbst, dass du den violetten Filter zusätzlich mit einem grauen kombiniert hast. Niechoy hatte seinem Artikel eigene Zeichnungen mit einem 4" Refraktor nahe ihrer oberer Konjunktion angefügt, also bei fast Vollvenus.
    Wenn ich zuerst mit Blau- oder Violettfilter angefangen hatte und dann zum Terminator zeichnen den Filter herausnahm, dann sprangen mich die Aufhellungen an den Sichelspitzen regelrecht an. Fange vielleicht da mal an. Dann achte auf Aufhellungen am, der Sonne zugewandten Rand, vor gut drei Wochen hatte hier einer ein zeitgleiches Bild eingefangen, an dem man im Vergleich die hellen Flächen wiedererkennen konnte. Dann folgte bei mir die Wahrnehmung von Helligkeitsunterschiede am Terminator, die ihm unregelmäßige Erscheinung verleiht. Zuletzt kommen die dunkelen Flächen zwischen Rand und Terminator. Das ist sicher kein Evangelium.


    Viel Spass und bleibt gesund (Man ist z. Zt. ja richtig froh, dass wir so ein corona-kompatibles Hobby betreiben.)


    Hubertus

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