Hallo beisammen,
danke für Eure Rückmeldungen. Kai, Axel Euren Rat habe ich befolgt und erstmal nix gemacht. Lange habe ich es aber nicht ausgehalten.
Der Spiegel wurde in Ruhe nochmal vermessen und beäugt. Ein gewisses Kribbeln hat sich in den Fingerkuppen ausgebreitet. Dazu etwas schlechtes Wetter und viele Mai-Feiertage.... Nunja. Ich denke es hat sich gelohnt.
Statt Zeiten zu messen und dabei auf die Uhr zu schauen, bin ich dazu übergegangen Striche zu zählen bei den Mini-Tools. Einmal in kreisenden Bewegungen entlang einer roten Sichel und wieder zurück sind zwei Züge. Immer 10 Züge, egal welchen rötlichen Farbton die Zone hat. Dann wird gemessen und das Prozedere beginnt von neuem. Bislang polierte ich nach Zeit (zu ungenau und auf die Uhr schauen lenkt ab) und an roten Stellen in einer Session länger als an organgefarbenen Stellen (Gefahr zu übersteuern). Durch diese Anpassung, konnten nun weitere Löcher vermieden werden. Ferner wurde das Contour-Bild aus OpenFringe mit eingeblendeten Zonenkreisen fotografiert und das Handy mit dem Foto mittig und genau ausgerichtet auf den Spiegel gelegt. Display auf 5min gestellt. Radius und Positionswinkel und damit der Ort konnten so viel sicherer auf dem Spiegel bestimmt werden. Diese Umstellung hat mir geholfen. Überwiegend kam ein 40mm Tool zum Einsatz. Ich denke ich lasse den Spiegel jetzt so. Inzwischen nimmt auch die Messunsicherheit deutlich zu, und ich will nicht anfangen Luftschlieren aufzupolieren. Kai, Du hast es ja perfekt erklärt, wie gut ein großer Spiegel sein sollte. Da bin ich nun deutlich darüber. Motto: Wenn schon, denn schon:-). Hier mal der aktuelle und wohl auch letzte Stand aus je 10 Messungen in 000 und 270 Grad Position mit LP 0,06.
Ich stelle den LP immer so ein, dass das griesselige aus den IGs gerade so verschwindet. Der rote Pickel auf 6 Uhr am Rand, ist noch vom Messständer aber durch das Mitteln reduziert. Ebenso vom Mesständer ist die rötliche Zone auf 9 Uhr, die aber auch zu gewissem Teil real ist (Mischung). Nahe dem Zentrum auf etwa 3 Uhr, habe ich mal versucht das PT durch ein Mikro-Tool zu traktieren. Das war nicht so eine tolle Idee. Jedenfalls sollte man da auch kreisende Bewegungen machen und nicht einfach das Tool hin- und her schieben, so wie ich. Es war ein Experiment, dass ich besser sein gelassen hätte (Im Lichtschatten des Fangspiegels, darf man ausnahmsweise mal was ausprobieren. Aber nur ein bisschen... )
Auch das PT habe ich mir abschließend nochmal angeschaut.
Bislang war immer die FFT-Auswertung mit Zernike-Smoothing Order 10 kombiniert. Bei dem Spiegel kommt hierbei aber noch etwas die "allgemeine" Topgraphie durch. Er ist recht groß. Nun mit Order 18 glätten und mit der A-B-Analyse beide Wellenfronten zu subtrahieren. Durch die Umstellung steigt der Strehlwert nur unwesentlich an (0,5 Strehlpunkte). Das PT-Bild wird aber wie ich finde klarer dargestellt und dann wird es spannend.
Im Bereich der 71% Zone ist das PT sichtbar geringer. Da vermute ich, dass das sanfte nachjustieren der konischen Konstante mit dem 6 Zoll Tool eine glättende Wirkung hatte. Meine latente Sorge durch Mini-Tools mir das PT u.U. zu verschlechtern, war unbegründet. Bin froh drum.
Dann bin ich noch der Frage nachgegangen, wie gut wäre nun der Spiegel ohne PT? Zunächst habe ich versucht, das mit OF zu bestimmen, ist mir aber nicht gelungen. Aber man kann es wohl ausrechnen: 0,927 (Strehl-Gesamt) / 0,983 (Strehl-PT) = 0,943. Bin mir nicht ganz sicher, ob das passt. Ganz grob, kann man es wohl auch addieren.
Hallo Kai, bei den Messungen in verschiedenen Positionen ist mir aufgefallen, dass der Hauptfehler eine Coma 2ter Ordnung ist, bei senkrechter Aufstellung auf einem Punkt. Sauber konnte ich es nicht isolieren. Hier eine Darstellung des Spiegels bei senkrechter Aufstellung im Mesständer auf einem Punkt incl. aller Zernikes. Also nur die 000 Grad Position, ohne zurückdrehen, LP 0,06.
Geht man von der 6 Uhr Position über die Mitte zur 12 Uhr Position sieht man zunächst die Ausbuchtung durch den Messstand. Vor der Mitte fällt der Spiegel etwas nach hinten und wölbt sich über der Mitte wieder etwas hervor. Es ist nicht viel, aber so oder so ähnlich in anderen Positionen immer wieder mal aufgetreten. Was mich selbst etwas wundert, ist der Umstand, dass die Ausbuchtung hier nicht am ganz, äußersten Rand ist. Durch "einruckeln" habe ich versucht es möglichst klein zu halten.
Messtechnisch musste ich noch eine Lektion gehörig dazulernen. Für alte Hasen nix neues, aber für mich schon.
Bei der Größe und wohl auch dem Öffnungsverhältnis muss man sehr! genau derotieren. Vor allem dann, wenn das Bath einen starken Asti einführt (Zunächst hatte ich nur ein Teilerplättchen, anstatt einen guten Würfel). Tut man das nicht, entsteht durch unvollständige Derotation (die freilich noch jedesmal leicht unterschiedlich ist) ein merkwürdiger Asti. Dieser löst dann viele Nachmessungen aus, wodurch die Verwirrung nur noch weiter steigt.
Die alten Tricks sind dann doch noch die Besten. Um wieder klar zu sehen und wieder ruhig schlafen zu können, habe ich einen Sterntest gemacht und mir inzwischen einen Strahlteilerwürfel zugelegt.
Das PDI-Plättchen wanderte zu Seite. Der Spiegel wurde wie hier zunächst mit einer 20 Zoll-Blende maskiert, später mit einer 24 Zoll-Blende. Die kleine LED wandert in die Mitte und macht es sich im Schattenkegel der Blende bequem. Sterntest auf der Achse
Alles in allem bin ich nun mit dem Spiegel sehr zufrieden. Hoffe er funktioniert auch gut am Nachhimmel. Rüdiger hat ja schon mit 20 Zoll vorgefühlt. Das hat mich dann auch motiviert mich hier nochmal ins Zeug zu legen. Ich bräuchte jetzt einen Messtunnel, aber ich bin schon jetzt von der optischen Güte weit im grünen Bereich und weit besser als ich es zu hoffen wagte. Eine merkliche Verbesserung könnte wohl nur noch durch mehr Öffnung umgesetzt werden. Es waren lt. Logbuch 136 Poliersessions....Mit mehr Routine und Erfahrung wären es bestimmt weit weniger gewesen. Fehler wurden gemacht, aber es ging auch wieder aufwärts. Danke für die Unterstützung und den guten Zuspruch von vielen. Freue mich, dass der Spiegel nun fertig ist (der Sterntest steht freilich noch aus) und ich bin sehr stolz, aber mein Kopf ist auch irgendwie leer. Die vielen, vielen roten IGs....
Schöne Grüße
Gerhard