Beiträge von Bikeman im Thema „Hype um Beteigeuze“

    Wobei man jetzt nicht unbedingt ein großes Teleskop mit dem errechneten Durchmesser benötigt, es reichen Teleskope mit dem entsprechenden Abstand die geschickt zusammengeschaltet sind, Stichwort Interferometrie. Die ersten brauchbaren Versuche den Durchmesser von Beteigeuze zu messen wurden bereits um 1920 hiermit gemacht:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Michelson-Sterninterferometer



    Um "Bilder" der Sternoberflächen zu erzeugen benutzt man heute Instumente wie CHARA :


    https://en.wikipedia.org/wiki/CHARA_array


    Das sind mehrere "kleine" 1m Teleskope die durch Vakuum-Röhren verbunden sind und zusammen (im IR Bereich) das Auflösungsvermögen eines 330 m Spiegels haben. Auch einige der Großteleskope wie die am Keck Observatorium lassen sich so zusammenschalten.


    CS
    HBE

    Nehmen wir mal den Supernova-Überrest "Cas A" als Beispiel (M1 ist ein wenig speziell, wer will kann das auch mal berechnen).


    Cas A ist etwa 350 Jahre alt, und hat zu uns eine Entfernung von ca 11000 Lj.


    Beteigeuze ist also etwa 18 mal näher, d.h. um genauso groß zu wirken , sagen wir etwa 5 Bogenminuten im Durchmesser, würde man nur rund 20 Jahre warten müssen. Und nach nur 2 Jahren wäre es bereits ein Objekt grob in der Klasse der großen Planeten (30 Bogensekunden Durchmesser), was die scheinbare Ausdehnung betrifft...vielleicht kann das ja mal jemand nachrechnen, aber ich denke es kommt grob hin.


    Cheers
    HB

    Na das wäre natürlich tragisch wenn man mal ein paar Monate nicht so gut Fotos von Objekten machen könnte, die schon seit 1000 Jahren so aussehen wie heute und in 1000 Jahren auch noch exakt so aussehen werden.... was ist dagegen schon eine SN vor der Haustür??


    CS
    HB

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Lässt sich eigentlich von außen entscheiden, ob ein roter Riese sich noch im Stadium der Heliumfusion oder schon in der Siliziumfusion befindet? Kann nichts darüber entdecken.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das ist eine ausgezeichnete Frage, und die Antwort lautet: Theoretisch JA!


    In dieser Phase werden spezielle Neutrinos produziert,und es gab mal die Idee den Super-Kamiokande Neutrino-Detektor so "aufzurüsten" dass er hierfür empfindlich wäre. Ich bin mir jetzt nicht sicher ob das tatsächlich schon beschlossen oder sogar gemacht wurde:


    https://ui.adsabs.harvard.edu/…8npa..confE.382S/abstract


    Wenn man den Links zur Publikation folgt findet man auch ein Poster mit Vorhersagen zu Beteigeuze: Vorwarnzeit von ca 1 Tag.



    Ich hab' mal einen Vortrag von dem "Vater" dieser Idee gehört: Im wesentlichen wird das Wasser in dem Detektor mit einer bestimmten Substanz versetzt, und er hatte das Zeugs kurzentschlossen einfach mal zu Versuchen irgendwo im Ex-Ostblock IIRC besorgt und wollte damit nach Hause fliegen....einem weißen Pulver....kam beim Zoll nicht so gut. Die Versuche zu erklären dass das etwas mit (Kern)physik zu tun hat haben dann auch nicht geholfen...muss spaßig gewesen sein.
    Der Typ war sehr cool drauf, er nannte das Projekt "GADZOOKS!" (Gadolinium Antineutrino Detector Zealously Outperform Old Kamiokande Super!)


    Details zB hier: https://www.sciencedirect.com/…cle/pii/S2405601415005398



    EDIT: Die beschriebene Aufrüstung hat wohl tatsächlich schon stattgefunden, Beteigeuze kann also loslegen: https://www.nature.com/articles/d41586-019-00598-9


    CS
    HBE

    Das Ding ist einfach, dass Beteigeuze momentan ein langjähriges Minimum zeigt (dunkler als in den letzten ca 50 Jahren oder so). Für sich genommen ist das erstmal eine wissenschaftliche Tatsache, siehe z.B.


    http://www.astronomerstelegram.org/?read=13341


    Einer breiteren Öffentlichkeit wurde das dann wohl (wie das heute nun mal so üblich ist ....) durch eine Twitter Meldung eines Studenten bekannt:


    Externer Inhalt twitter.com
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    Von der Art und Weise wie der Autor die Daten analysiert bin ich jetzt nicht so beeindruckt :-), aber es bleibt die Tatsache dass Beteigeuze gerade etwas macht was selten ist und deshalb genauer beobachtet werden sollte.


    Cheers
    HB

    Hype oder nicht, man könnte das zum Anlass nehmen um sich zu fragen ob man vorbereitet ist.


    Im Durchschnitt sollte eine SN in der Milchstraße etwa alle 100 Jahre auftreten. Mit etwas Glück tritt diese dann auch auf der richtigen Seite der Galaxie auf (nicht etwa am entgegengesetzen Ende der Scheibe) und in der "richtigen" Hemisphäre für einen gegebenen Beobachter und auch nicht so ungünstig dass sie von der Erde aus gesehen gerade zu nah an der Sonne ist.... alles zusammengenommen hat ein junger Amateurastronom eine Chance von (ich denke mal) besser als 1:10 in seinem/ihrem verbleibenden Leben die lang erwartete galaktische SN zu erleben. Und dann? Für die Profis wird es gar nicht so einfach sein ein evtl. extrem helles Objekt zu beobachten, und außerdem konzentrieren sich die Profi-Observatorien auf immer weniger Standorte (Chile, Hawaii, Süd-Westen der USA und Australien). Amateure könnten hier einen echten Beitrag leisten um möglichst viele und lücklenlose Datenpunkte zu sammeln... wenn sie schnell reagieren und ebenfalls auf sehr helle Objekte eingestellt sind! Es fängt schon damit an möglichst schnell benachrichtigt zu werden. Es kann schon mal nicht schaden sich bei SNEWS anzumelden, wodurch man evtl sogar schon vor der "optischen" Sichtbarkeit einer SN alarmiert wird:


    https://snews.bnl.gov/


    CS
    HBE