Beiträge von Kalle66 im Thema „Wie groß sollte ein Fangspiegel sein?“

    Andre,
    ja und nein ... Du kannst einzelne Bildpunkte auf diese Weise konstruieren. Aber es ist immer die Gesamtheit eines Abbildes, was man im Okular sieht bzw. die im Primärfokus abgebildet werden. In meiner Skizze habe ich verschiedene Sterne, die man im Okular gleichzeitig sieht (einen in der Mitte, einen 100%-ausgeleuchtet mehr zum Rand hin, einen (nicht mehr zu 100% ausgeleuchtet) am Bildfeldrand als Stellvertreter eingezeichnet. Die Gesamtheit des Bildfeldes ist eine Art "Umhüllende" der zu einzelnen Punktlichtquellen konstruierten Strahlen.


    Dabei habe ich ausgewählte Strahlen klassisch konstruiert:
    a) Für Strahlen, die auf die HS-Mitte treffen, gilt Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel (zur opt. Achse).
    b) Für Strahlen parallel zu optischen Achse (von einem Stern aus der Bildmitte) gilt, dass sie auf der opt. Achse fokussieren (im Fall: aus dem unendlichen kommend) treffen sie sich im Brennpunkt.
    c) Hilfsstrahlen konstruiert man durch Parallelverschiebung eingehender Strahlen aus a) und gemeinsamen Fokuspunkt in der Brennebene reflektierend. Automatisch generiert man so Einfallswinkel = Ausfallwinkel in der Spiegelwölbung (Parabel).


    Prinzip a) kannst du für Randsterne nutzen und so die Größe der Abbildung (die Breite der stumpfen Spitze) geometrisch ermitteln. Mit c) kannst du anschließend die Ausleuchtung überprüfen.


    Was aus der Zeichnung nicht hervorgeht sind Bildfehler, wie zum Beispiel Bildfeldkrümmung, Koma etc.


    Und startet man zunächst ganz ohne Fangspiegel, stellt sich die Frage der Ausleuchtung auch nicht. Der Fangspiegel selbst ist ja nur ein Knick in der Optik und kommt als letztes dazu. Dazu geht man von der Brennebene (ohne FS) soweit zurück, dass diese Strecke gleich der halben Tubusdurchmesser plus Baulänge Okularauszug ist. Dort kreuzt der FS dann die opt. Achse im 45°-Winkel.
    ... Wenn du soweit bist, dann verstehst du auch, was es mit FS-Offset auf sich hat. Die Schnittlinie des FS geht durch einen Kegel. Auf der dicker werdenden Seite ist die Schnittlinie länger als auf der schmaler werdenden Seite. Die Mitte der Schnittlinie liegt nicht auf der opt. Achse (=Offset). Den Offset kann man auf zwei Weisen ausdrücken: In x- und y-Werten, mit x = Abstand zur opt. Achse, y = Abstand zur Okularachse (hin zum HS) oder entlang der 45°-Schnittlinie (nach Pythagoras aus x und y).


    Ach ja, der Tubusdurchmesser sollte so groß sein, dass er vorne nicht den Strahlen im Weg ist ... (und bei geschlossenen Tuben die Luft direkt an der Tubuswand nicht im Strahlengang das Seeing versaut).


    Dann hat man die Eckdaten für einen Newton schon beisammen ...



    PS:
    Ich hatte mal eine Exceltabelle inkl. Grafik erstellt, die einem das händische Zeichnen erspart. Falls Interesse besteht, dort kannst du rumspielen.
    https://www.dropbox.com/s/x08y…S%20v3.0%20beta.xlsx?dl=0
    Auf der Help-Seite sind alle Abkürzungen erläutert. Die Formeln stehen in den Zellen. Die Grafik passt sich automatisch den Eingaben an.
    Mehrwert: Die Tabelle ist Low-Rider-tauglich, was klassische Newton-Strahlengangprogramme nicht können. Low-Rider: Okularauszug steht nicht senkrecht seitlich, sondern in einem beliebigen Winkel schräg.


    Die Formeln zu Ausleuchtung sind noch nicht fertig .... da fehlt mir bis heute Zeit und Lust, das zu Ende zu bringen.

    Andre,
    bei Deinen geometrischen Überlegungen hast du es nicht mit einem spitzen Kegel zu tun, sondern mit einem Kegelstumpf. Im Fokus musst Du Dir eine kleine Fläche vorstellen, auf die das Bild, das du am Himmel sehen willst, abgebildet wird. In einer einfachen Näherung reicht es, wenn man die Abmessungen der "Bildebene" einfach auf das Maß addiert, was man für einen Spitzkegel herausbekommt.


    Man spricht von der Bildebene dann vom 100%-ausgeleuchteten Bildfeld. Visuell reichen da 10mm. Der Rest darf ruhig bis zu 50% bei der Ausleuchtung abfallen. Siehe dazu das letzte Bild von Stefan, wo die Linien rechts und links nach unten abfallen. Für fotografische Zwecke macht es allerdings Sinn, wenn das 100%-ausgeleuchtete Bild so groß ist wie die Chipfläche der Kamera. Muss jetzt nicht die Diagonale sein, aber wenigstens die lange Seite des Chips.


    Siehe mein Beitrag in diesem alten Thread:
    http://www.astrotreff.de/topic…HIVE=true&TOPIC_ID=138381


    In Ergänzung zu meiner Skizze von damals:
    Da habe ich in der Skizze ja einen Stern "D" eingezeichnet. Du kannst ja mal überlegen, von welchem (kleineren) Teil des Hauptspiegels der noch via Fangspiegel ins Okular gelangt. Dazu musst du den eingezeichneten Strahl Richtung Zentrum so lange parallel verschieben, bis er vom FS noch ins Okular gepspiegel wird.
    Im Ergebnis kann nur ein Teil des Hauptspiegels dieses Strahlenbündel von einem Randstern so auf den FS schicken, dass er im Okular gesehen wird. Das Verhältnis des Flächenanteils vom HS, der das schafft, zur Gesamtfläche des HS ist der Ausleuchtungsprozentsatz. Allgemein spricht man vom Helligkeitsabfall für Objekte am Bildrand außerhalb des 100%-ausgeleuchteten Bildfeldes.


    Visuell spielt diese Ausleuchtung nur bei Minimalvergrößerung eine Rolle. Genauer gesagt: Nur für Okulare dessen Feldblenden größer sind als das kalkulierte 100%-ausgeleuchtete Bildfeld.