Beiträge von Kalle66 im Thema „Wie kann man die tatsächliche Vergrösserung...“

    Hi Mannitu,
    was ist "Vergrößerung" bei einer Kamera. Ich kann die kleinste Kamera nehmen, ein Foto machen, gehe in eine Druckerei und lass es mir als Werbeposter ausdrucken ... oder ich nehm' ne große Kamera, mach aus dem Bild ein Miniaturabzug und klebe dir den auf einen Fingernagel ...


    Das, um was es bei Fotos geht, nennt sich nicht "Vergrößerung" sondern "Bildauschnitt". Z.B. hat ein "Daumen hoch" bei ausgestrecktem Arm für ein Selfi ungefähr 2,5° Ausdehnung. Ich bräuchte somit einen Bildauschnitt entsprechender Größe, damit er formatfüllend auf dem Bild erscheint.
    Zum Vergleich: Der Mond hat etwa ein halbes Grad Ausdehnung am Himmel. ...


    Wie berechne ich den Bildauschnitt?
    Stell Dir vor, ganz vorne am Objektiv (ob Fotoobjektiv oder Teleskop ist egal) sei ein Drehpunkt angebracht und Du möchtest ein 360°-Rundumpanorama aus vielen Bildern machen. Dazu müsstest du die Kamera einmal im Kreis um diesen Drehpunkt herumdrehen, für jedes Bild etwas, bis du einmal den Kreis durch hast.
    Der Radius des Kreises ist abhängig von der Länge des Objektivs und die Länge des Objektiv ergibt sich durch dessen Brennweite. Eine Tele mit 400mm ergäbe so einen 400mm Radius. Der Kreisumfang wäre dann 400 mm * 2 * 3,14 = ~2500 mm
    Jetzt kommt die zweite Frage, nämlich wie viele Bilder braucht man, um die 2500mm Kreisumfang abzudecken. Dazu brauchst du die Chipgröße und ob du hochkant oder im Querformat die Bilder aneinander legen möchtest. Eine Vollformat DSLR hat einen Chip von 24 * 36 mm, im Querformat musst du dann rechnen: 2500 / 36 = 69,4 Bilder.


    Das ganze kann man jetzt auch in Winkelwerten umrechnen: Wenn man 70 Bilder für 360° braucht, dann hat ein Bild 360/70 = etwa 5° Bildauschnitt.


    Bei sehr kleinen Brennweiten (Weitwinkel-Objektiven) passt die Rechnung nicht genau, denn der Chip ist gerade, aber ich habe oben auf einer Kreislinie gerechnet. Außerdem verzeichnet so ein Objektiv gerne zum Bildrand hin. Aber für's Grobe reicht die Rechnung allemal.


    Diese Art der Berechnung funktioniert sogar, wenn man mit Telekonverter, Barlow, Reducer oder sonstwie Bilder macht und wenn man dann einfach die "rechnerische Brennweite" (effektive Brennweite) für den Kreisradius wählt, selbst wenn das Fotoobjektiv viel kompakter ist.


    Wichtig ist, dass man die wirkliche Brennweite in Millimeter kennt und nicht so Pseudowerte á la "Dieses Handy-Tele entspricht einem 400mm-DSLR-Vollformattele" hat. Viele Kamerahersteller geben leider nur "Als-Ob"-Werte an. Das Zauberwort nennt sich Cropfaktor. Der Cropfaktor ergibt sich aus der eingebauten Chipgröße im Verhältnis zum früher allseits bekannten Analogfilm (24 mm x 36 mm-Negativ). Die Brennweitenangaben werden dann mit diesem Cropfaktor verfälscht. Da muss man dann im Kleingedruckten der Technischen Informationen genau hinschauen, ob sich da ein Hinweis versteckt oder in einschlägigen Fotoforen/Webseiten mal auf Suche gehen, ob dort jemand die genauen Werte kennt.


    Selbst nur mit solchen Pseudewerten könnte man rechnen, dann muss man aber für die Chipgröße allerdings die 24x36mm aus den Analogzeiten nehmen. Die Rechnung würde auch so stimmen, denn letztlich willst du nur wissen, wie viele Bilder du für ein 360°-Rundumpanorama machen musst bzw. was auf ein Bild davon drauf passt.


    Ob das am Ende ein Bild mit 1000 Hyper-Mega-Pixel ist oder nur eines mit 480*640, darum geht's zunächst ja gar nicht. Und auch nicht, ob ich das ausgedruckte Bild per Schere so zusammenschneide, bis nur noch der Selfie-Daumen zu sehen ist ...