Beiträge von Kalle66 im Thema „Abstand OAZ zum Hauptspiegel“

    hmm,
    so trivial ist die Frage gar nicht. Ich gehe davon aus, dass die 8"-Spiegel auf +/- 5 mm eine einheitliche Brennweite haben. Eher weniger sogar. Ob das genau 1200 mm sind, oder 1197 mm ... keine Ahnung. Die möglichen Gründe ... keine Ahnung ... Und wenn es am Ende nur so ist, damit keine Unglückszahl wie z.B. die "4" auf der chinesischen technischen Zeichnung auftaucht.


    Für jemanden der täglich Dutzende Spiegel schleift/poliert, ist es ein leichtes, eine Zielbrennweite auf den Millimeter einzuhalten. Da geht's nur noch darum, ob er ein paar Minuten mehr oder weniger für einen Spiegel investieren muss. Die eigentliche Arbeit machen eh Maschinen. Andererseits bezweifle ich, dass dort Längenmessungen schon Temperatur kompensiert durchgeführt werden.


    Nimm als Vergleich die Genauigkeit der Länge von 2-Meter-Gliedermaßstäbe (Zollstöcke). Die Holz- und Kunststoffversionen haben i.d.R die Genauigkeitsklasse III und dürfen damit +/- 1,4 mm schwanken. Genauer wirst du das somit gar nicht messen können.

    Über die Grundformel 1/p + 1/q = 1/f
    und Ersetzen von q = x + f
    p = Objektdistanz
    q = Fokus
    f = Brennweite
    x = Fokusdifferenz für 'nahe' Objekte (wenn p << unendlich) im Vergleich zum Unendlich-Fokus ...


    kann man auch mit 'nahen' Objekten die Fokuslage berechnen.


    Bei p = unendlich wird 1/p = 0 und q = f.

    Uwe,
    die Fokuslage für "unendlich" ist gleich der Brennweite des Hauptspiegels. Der Abstand ergibt sich baulich aus:
    Abstand von HS zu FS (längs im Tubus, gemessen von der Oberfläche in der Spiegelmitte des HS -> Differenz zur Rohlingscheibe = Sagitta; max. Vertiefung)
    und
    Abstand FS zur Feldblendenlage des Okulars.


    Man nimmt an, dass die Feldblendenlage des Okulars am Einsteckanschlag ist. Dies ist das Ende der Einstückhülse am OAZ. Abweichungen davon (wegen 2" auf 1,25" Adapter, individuelle Fokallage einzelner Okulare etc.) muss man durch den Verfahrweg des OAZ ausgleichen können. Deshalb kontruiert man den OAZ in "Mittellage" seines Fokusverfahrwegs. Die Angaben sind nicht einheitlich in den Konstruktionsunterlagen der OAZ-Anbieter. Typsich geben sie eine sog. Mindest-Aufbauhöhe an (bei eingefahrenem OAZ) + Verfahrweg. Als Nulllage (von wo aus die Aufbauhöhe gemessen wird) wird entweder die Außenseite des Tubus oder eine spezielle Montagebasisplatte angenommen. Siehe dazu auch meine Skizzen in meiner Okulardatenbank (Link in der Signatur).


    Somit hast du vom FS zum Fokus drei Bereiche:
    1) Tubus-Innenradius (sofern FS mittig liegt und das System nicht windschief im Tubus kollimiert wird) (Radius = halber Durchmesser)
    2) Tubus-Wandstärke
    3) Aufbauhöhe OAZ zzgl. Korrekturen wegen Montageplatte etc.



    Es gibt dann immer noch Sondersituationen zu beachten, die MyNewton nicht kennt:
    - Lange OAZ-Auszugsrohre reichen eingefahren in den Strahlengang.
    - Bei einem Low-Rider-Design ist der OAZ nicht im 90°-Winkel sondern bewusst schräg zurück zum Tubusende, um die Einblickhöhe am Dobson z.B. Leiterfrei zu halten (Relevant für 16" bis 21" Dobson, je nach Öffnungsverhältnis und Körpergröße).


    Wenn Du nicht sicher bist, was MyNewton wo macht, dann setze die Tubuswandstärke einfach auf null und korrigiere es per Aufbauhöhe des OAZ. Das entspricht technisch: Großes Loch im Tubus mit einem Montageblech, das man von innen an das Loch nietet und an dem der eigentliche OAZ aufgeschraubt wird.



    Bilder sagen mehr als 1000 Worte:

    Die roten Strahlenganglinien vom Himmel zum HS umfassen das sog. Gesichtsfeld, sind deshalb nicht parallel zum Tubus. Der Fokus ist deshalb auch kein Punkt, sondern eine kleine Linie (Kegelstumpfabschluss). Soweit liegen im Abbild zwei Sterne auseinander, die man im Okular gleichzeitig voll illuminiert (ohne Vignettierung durch Tubus oder FS) sehen kann.