Beiträge von Kalle66 im Thema „Linsen oder Spiegelteleskop“

    Ich kenne das Teleskop nicht, aber wenn ich 900mm Brennweite lese und dann diese aus Luft bestehende Montierung, die kaum eine Fotokamera trägt ... wertige Fotostative sind schon stabiler, kosten allerdings auch mehr...


    Ich täte davon die Finger lassen, allein wegen dem Monti-Werbebild.

    Kurz:
    Vor allem Newton-Spiegelteleskope in Dobsonbauweise haben die größte Lichtsammelleistung bei gegebenen Budget. Interessant vor allem, wenn man Deepsky beobachten möchte UND <font color="yellow"> einen wirklich dunklen Beobachtungsstandort hat </font id="yellow">.


    Visuell hat ein Newton-Teleskop auf einer deutschen (parallaktischen) Stativmontierung einen erheblichen praktischen Nachteil, denn man schaut seitlich rein und in der Hälfte der Fälle steht einem das Stativ dann im Weg. Da muss man das Teleskop dann immer in seinen Halteschellen auf die andere Seite rotieren.


    Linsenteleskope spielen ihre Stärke vor allem aus, wenn es um die Abbildungsschärfe geht, z.B. an Planeten oder beim "Trennen" von eng beieinander stehenden Doppelsternen. Lässt man die Billigheimer mal außen vor, ist ein guter Refraktor mit einer Öffnung von 100mm da jedem Spiegelteleskop überlegen. Die kleinen Spiegelteleskop leiden durch die Obstruktion (Fangspiegel mitten im Lichtweg und Fangspiegelstreben), die großen Spiegelteleskope reagieren viel empfindlicher auf Luftunruhen, so dass sie in der Praxis ihre Größe nur ganz selten ausspielen können. Wir haben auf einem Teleskoptreffen letztes WE das wieder auf die Spitze getrieben und die Epsilon Lyra (Doppelpack an Doppelsternen) mit einem perfekten 100 mm Apochromat bis 600-fach vergrößert und Beugungsringe im Fokus gesehen. Davon kann ein Spiegelteleskop nur träumen.
    Der Nachteil ist halt, dass man mit 100mm nur begrenzt Licht einfangen kann und das Bild bei hoher Vergrößerung immer dunkler wird.


    Wohnt man in einer Stadtrandlage mit mittelmäßig dunklen Himmel (Milchstraße schimmert gerade so durch oder auch nicht), dann kann ein Spiegelteleskop seine Stärke (viel Licht einzufangen) nicht richtig ausspielen, denn es fängt dann auch viel Lichtverschmutzung ein.


    Einfache billige Refraktoren können durchaus brauchbare Abbildungen schaffen, leiden aber oft unter dem Farbfehler oder sind wegen schlampiger Montage vielleicht sogar "unbrauchbar". Am schlimmsten sind aber die "Wackeldackel" Einfachst-Montierungen, die in der Preisklasse bis 300 Euro so mitgeliefert werden. Das ist Astronomie zum Abgewöhnen, wenn jede Berührung ab 100-facher Vergrößerung erst mal 10 Sekunden nachschwingt und man sich gar nicht mehr traut, das Teil zu berühren.


    Einsteiger unterschätzen auch regelmäßig die Seeingbedingungen (Luftunruhen, Flimmern) und können das nicht von der optischen Leistung des Teleskops unterscheiden. Also: Man sucht sich Sachen am Himmel aus, die wirklich oben im Zenit stehen und nicht flach am Horizont, wenn man ein Teleskop mal "testen" will. Ein Jupiter knapp über Hausdächer wird regelmäßig so stark im Teleskop flimmern, dass man ihn kaum erkennt.


    Dann noch was zur Benutzung: Man fängt immer mit kleinster Vergrößerung an und steigert diese dann schrittweise. Die im Einsteigersegment oft mitgelieferten "Barlows" sind alle für meinen Geschmack schlichtweg unbrauchbar. Der einzige Grund, warum die mitgeliefert werden ist, dass man mit den Billigstokularen die in der Werbung versprochenen "bis zu 400-fach" auch tatsächlich auf dem Papier erreicht. Faktisch verschlechtert sich das Bild da aber regelmäßig jenseits der 100-fachen Vergrößerung, weil es halt ein Billigrefraktor ist. Gute Okulare oder Barlows würden allein mehr kosten, als das gesamte Billigteleskop.


    PS:
    Im Billigsegment wird zudem an allen Ecken gespart. Nicht nur optisch auch in der Mechanik. Sei es die Montierung oder der Okularauszug oder das notwendige Zubehör, wie z.B. der Sucher oder der Zenitspiegel. Jedes Teil für sich kann sich als Flaschenhals herausstellen, welches einem den Spaß verdirbt. Oft funktionieren sie nur "gerade so eben".