Beiträge von MartinB im Thema „50 Jahre Mondlandung“

    Hallo Mondsüchtige,


    Als ich mit gerade mal 6 Jahren kurz vor der Einschulung auf unserem Schwarzweißfernseher Teile der Live-Übertragung zur 1. Mondlandung miterleben durfte, hätte ich mir nicht vorstellen können, genau 50 Jahre später einen öffentlichen Vortrag zu dem Thema zu halten.
    Wer südlich von München wohnt und sich den anhören und -sehen möchte, findet Infos dazu bei den Veranstaltungen der Isartalsternwarte.


    Der betriebene Aufwand ist aus heutiger Sicht kaum vorstellbar. Es waren mehrere 100.000 Menschen beruflich an dem Projekt beteiligt.
    Von der Entscheidung, eine separate Mondlandefähre für 2 Astronauten zu bauen, bis zur ersten erfolgreichen Mondlandung vergingen weniger als 7 Jahre.


    Die Trägerrakete Saturn 5 wäre ohne die nach dem 2. Weltkrieg aus Deutschland gekommenen Fachleute erst gar nicht entstanden, und es ist sehr zweifelhaft, ob es ein erfolgreiches Mondlandeprogramm ohne die deutsche Vorarbeit in Sachen Raketentechnik überhaupt gegeben hätte. An dieser Stelle dürfen allerdings meiner Meinung nach auch die vielen 1000 Toten durch die Kriegswaffe A4/V2 nicht unerwähnt bleiben, der größere Teil davon nicht durch den Einsatz, sondern bei der Produktion durch KZ-Häftlinge.


    Die gesamte Konstruktion wurde noch klassisch von Hand am Zeichenbrett gemacht und die Zeichnungen per Blaupause vervielfältigt. Für die ingenieurmäßigen Berechnungen wurden statt Computern überwiegend Rechenschieber verwendet. Allein das ist heute nur noch schwer vorstellbar.


    Die Startmasse und die Transportleistung in einen niedrigen Erdorbit (fast 140 Tonnen mit einem einzigen Raketenstart, die ISS wäre prinzipiell mit 4-5 Starts komplettierbar gewesen) sind bis heute unübertroffen.


    Die Risikobereitschaft war damals deutlich höher als heute. Viele Apollo-Astronauten hatten Erfahrung als Testpiloten und/oder als Kampfpiloten im Kriegseinsatz. Die Möglichkeit, von einer Mission nicht zurück zu kehren, wurde in Kauf genommen.


    Noch eine Anekdote zum Schluss:
    Al Nagler hat quasi als Berufseinstieg ein Okular mit 110° Gesichtsfeld gerechnet für einen Mondlande-Simulator fürs Astronautentraining. Ohne die Mondlandung müssten wir vielleicht heute immer noch mit Erfle- und Plössl-Okularen Vorlieb nehmen[;)].


    Gruß,
    Martin