Hallo Sven,
Ich kann nur schreiben, wenn ich Zeit und nichts besseres zu tun habe, sorry. Ich habe auch keine weiteren Links zu guten Theorieseiten (die Hohmann Seite ist zwar nicht falsch, aber irreführend) und benutze Fitswork nur sporadisch, so dass ich alles erst durchprobieren müsste, um keinen Unfug zu schreiben.
Wie Du schon gemerkt hast, öffnet Fitswork Rohdaten unterschiedlich. Die Canon70D liefert meines Wissens 14bit Werte, und die Grundlinie aller Darks und Bias Bilder liegt wahrscheinlich um die 1024ADU Mittelwert herum. Unter "Einstellungen" sollte man beim Öffnen der Dateien "bei Raw ohne Farbinterpolation die Werte nicht skalieren" ankreuzen (und "Raw Bild farbinterpolieren" nicht ankreuzen). Dann sollten die Daten in etwa so aussehen, wie beschreiben. Meiner Erfahrung nach (mit anderen EOS cameras) gibt es aber manchmal noch eine Verschiebung der Rohwerte um 300 ADU, die Du ja auch als Minimum gesehen hast.
In Fitswork kann man auch Bilder über die Dunkelbildsubtraktion abziehen, so dass man das Rauschen zumindest in ADU messen könnte.
Ob sich der Aufwand lohnt, ist eine andere Frage, mir wäre es um den Kamerashutter zu schade...
Die Fragestellung nach der besten ISO Einstellung ist nicht identisch mit der Frage nach dem niedrigsten Readnoise, und auch nicht nach der Stelle im Diagramm, bei der das Rauschen nicht weiter abfällt. Die ISO Einstellung ist oft viel unwichtiger, als es die Kurven einem einreden wollen.
Wichtiger ist, für eine gegebene ISO Zahl die richtige Mindestbelichtungszeit für die Einzelaufnahme zu finden. Wenn man alles richtig macht, sind die Gesamtergebnisse in bezug aufs Gesamtrauschen für gleiche Gesamtbelichtungszeiten dann auch ziemlich ISO unabhängig.
Mal ein Beispiel auf Basis der verlinkten Messdaten: Bei ISO 100 ist das Auslerauschen ca. 7 mal so hoch wie bei ISO3200, man könnte theoretisch(!)
50mal kürzer belichten, um in den "hintergrundlimitierten" Bereich zu kommen. dafür ist die Kapazität auch 32mal kleiner, d.h. man muss auch fast so oft
Auslesen, um nicht bzw. weniger stark die hellen Sterne abzuschneiden. Mache ich bei gleicher Gesamtbelichtungszeit 32 Einzelbelichtungen, gegenüber einer Einzelbelichtung, habe ich somit die gleiche Gesamtbelichtungszeit wie bei einer ISO 100 Aufnahme, aber etwas weniger Readnoise. Oder man belichtet eben genau 50mal, hat dann den gleichen Readnoise, aber etwas mehr Kapazität. Somit hätte 3200 leicht die Nase vorn, aber man muss natürlich die schwer quantifizierbaren Effekte wie größere Totzeit durch mehr Auslesezeit, längere Rechenzeiten durch mehr Daten, und bessere Artefaktnterdrückung durch mehr Einzeldaten auch berücksichtigen. Dazu kommt eben noch das relativ helle Bild bei Verwendung von kurzbrennweitigen Optiken in unseren Breiten und in dieser Jahreszeit dazu.
Auch der von der Belichtungszeit unabhängige Kameradunkelstrom verwässert den Unterschied durch die Readnoise Werte.
Selbst bei ISO100 dürfte die Hintergrundlimitierung nach einigen 10 Sekunden erreicht sein. (Und wenn kein freier Hintergrund sichtbar ist, wegen zu vieler Sterne, ist das auch egal, dann kann man einfach das Minimum zur Berecnung heranziehen. )
Es hängt dann letztlich von den Vorlieben ab, wie stark man Sterne ausbrennen lassen kann oder will, so dass die ganzen Tabellen die herumgeistern, allenfalls Anhaltspunkte bieten. Unter deinen Randbedingungen ist ISO hier wirklich kaum entscheidend, man sollte halt nicht mit ISO100 und 1 sec Belichtungen arbeiten, oder mit ISO12800 und 20Minuten.
Mehr zu dem Thema , wenn ich in Rente gehe...