Beiträge von Kalle66 im Thema „Welchen Vorteil haben lange Einzelbelichtungen?“

    Chris,
    Guiding wird immer Sinn machen, auch bei kürzeren Belichtungszeiten. Vor allem, solange die Montierungspräzision das schwächste Glied ist. Wenn man zudem durch Guiding mit DSLR noch ein Dithern hinzufügen kann (z.B. mit MGEN als Guiding-System) dann niveliert man auch Fertigungsstreuungen in den Aufnahmepixeln des Sensor. Zwischen den Bildern erzeugt dann die Ditherfunktion einen absichtlichen Pixelversatz, so dass jedes Rohbild versetzt wird. Dieser wird beim Stacken dann wieder zurechtgeschoben.

    Vielleicht hilft folgende (vereinfachte) Überlegung:


    Annahme: Einzelbilder einer Gesamtbelichtung seien von konstanter Qualität zueinander, kein lucky Imaging)


    a sei die Anzahl der Einzelbilder
    T die Gesamtbelichtungszeit
    t die Einzelbelichtungszeit mit T= a*t


    S sei das Gesamtsignal (s das Signal eines Einzelbildes mit S = a*s, bei gleichbleibender Qualität der Einzelbilder)
    R sei das Gesamtrauschen
    Die Bildqualität sei definiert als S/R (Signal-Rausch-Verhältnis im Gesamtbild)


    Annahme:
    Im Einzelbild setze sich das Rauschen r aus zwei Teilen zusammen:
    r-fix (z.B Ausleserauschen) als je Einzelbild feste Größe
    r-zeit sei ein Rauschparameter, der abhängig von der Belichtungszeit t ist (z.B. thermisches Rauschen, Seeing)
    r = r-fix + t*r-zeit


    Macht man nun ein einziges Bild so ist
    R = r-fix + T*r-zeit


    Macht man mehrere kürzere Bilder so ist
    R = Wurzel(a)*r-fix + Wurzel(a)*(t*r-zeit) oder umgestellt -> R = Wurzel(a)*r-fix + Wurzel(a)/a * (T*r-zeit)
    Der Anteil des fixen Rauschen steigt mit der Wurzel der Bildanzahl. Dagegen wird das zeitabhängige Rauschen kleiner.


    Fazit: Ist das zeitabhängige Rauschen höher (z.B. höhere Temperatur in einer Sommernacht vs. Winternacht) verkürzt man die Belichtungszeit und macht dafür mehr Bilder. Kennt man seine Rauschparameter, so gibt es eine optimale Belichtungszeit in die man eine geplante Gesamtbelichtung zerlegt.


    Außen vor gelassen habe ich Fragen zur Sättigung von Pixeln, zu nicht linearem Rauschverhalten (typ. bei Seeing-Fragen) usw.

    Nun,
    ergänzend ...
    Probieren macht klug.


    Manchmal lohnt es sich, wenn man ein oder zwei Nächte am gleichen Objekt opfert und gezielt Serien mit unterschiedlichen Belichtungszeiten anlegt und stackt. Dann sieht man, was am Ende besser ist. Gerade bei flächigen Objekten hängt das sehr vom Einzelobjekt ab. Ein Galaxienkern ist nun mal deutlich heller als der Bereich drum herum und unterschiedliche Belichtungszeiten liefern am Ende vielleicht für den Kernbereich oder den Umgebungsbereich dann jeweils bessere Resultate. Es gibt ja einen Trade-off zwischen Belichtungszeit einerseits und Anzahl der Frames, die man in einer Nacht machen kann.