Beiträge von schimmi66 im Thema „Gibt es "Live-Stacking"“

    Hallo Mathias,
    Du hast mich mit der Nase noch einmal auf die Fragen von Heinz gestoßen. Jetzt weiß ich gar nicht, ob ich die Fragen richtig beantwortet habe. Vermutlich habe ich etwas oberflächlich gelesen und das neue Live Stacking im Hinterkopf gehabt. Vielleicht muss ich da noch mal etwas klar stellen: Um Publikum live am Teleskop zu beeidrucken, ist das von mir beschriebene Live Stacking wohl weder gedacht, noch geeignet. Natürlich sieht man auf dem Display vom ersten Frame an das Objekt und kann beobachten, wie Frame für Frame das Bild besser, deutlicher und auch heller wird. Ich sage immer, das Bild schält sich heraus. Beim Live Stacking kann das Bild auch sofort live debayert werden, d. h. es wird farbig. Aber damit habe ich persönlich ein Problem, da von Geburt an meine Augen einen Farbknacks haben. Ich bin zwar nicht farbblind, aber wie es die Mediziner nennen, farbuntüchtig. Das macht sich nachts oder bei Kunstlich bemerkbar. So macht mir auch die Bildbearbeitung Probleme. Erst wenn ich ein ausbelichtetes Farbbild in der Hand halten kann, sehe ich den Unterschied zum Monitor. Doch das nur nebenbei. Auch für das Live Stacking benötigt man viel Zeit, um viele Photonen zu sammeln. Inwiefern das besagte Videosystem Publikum live begeistern kann, vermag ich nicht zu beurteilen, da ich es nicht kenne. Vor etlichen Jahren habe ich eine live Video-Beobachtung mit einer Mintron-Kamera erleben können, über die ich allerdings lächeln musste. Mit dem Auge am Teleskop habe ich mehr gesehen...
    Doch nun zu Deinen Fragen: Ja, für das Live Stacking braucht man ein Notebook, das unbedingt einen guten USB 3.0 Anschluss haben soll. Da mein Notebook in die Jahre gekommen war und nur USB 2.0 hatte, habe ich mir einen ausgezeichneten Leasing-Rückläufer für nicht mal 200 Euronen gekauft und bin voll damit zufrieden.
    Du hattest in Deinem Posting auf den Unterschied zwischen CCD und CMOS verwiesen. Nun ist es so, dass in den letzten Jahren die CMOS-Technologie, ich möchte sagen, revolutioniert wurde. Im Gegensatz zur klassischen CCD, bei der es darum geht möglichst lange zu belichten, kann man mit den neuen CMOS-Sensoren völlig neue Wege gehen. Hier gilt, dass es nicht darum geht möglichst lange zu belichten, sondern
    wie oft. Es wird hier ähnlich wie bei Planetenaufnahmen verfahren. Viele hundert Einzelbilder mit kurzen Belichtungszeiten werden gestacked. Die CMOS-Sensoren haben trotz der hohen Bildfrequenzen ein extrem geringes Ausleserauschen, das durch Kühlung nochmals verringert wird.


    Die von Dir erwähnte Atik (Infinity) hat noch einen CCD-Chip. Aber auch sie benötigt für das Live Stacking ein Notebook! Da ich gerade bei Kameras bin - Du fragst, welche wäre geeignet? Das ist nicht leicht zu beantworten und darum möchte ich mich auch davor drücken, etwas zu empfehlen. Die von Dir erwähnte ASI178MC für den genannten Preis ist wohl die ungekühlte Variante. Die ASI178MC Cool koste wohl das Doppelte, meines Wissens ist sie aber nicht mehr neu zu bekommen. Als ich vor der Frage stand, welche Kamera zu kaufen, habe ich alle möglichen erhältlichen neuen Modell aufgelistet und alle verfügbaren technischen Daten verglichen. Wichtig ist vor allem, welcher Chip passt zu meinem Teleskop und was will ich fotografieren. So blieben für mich zwei Kameras übrig, die ASI294MC Pro und die ASI533MC Pro mit quadratischen Chip(beide gekühlt). Meine Wahl fiel auf die 294. Eine frei verfügbare Softwar von ZWO kann auf der Website herunter geladen werden. Sie beherrscht bereits das Live Stacking. Wesentlich komfortabler ist aber die
    Software SharpCap, worüber ich bereits berichtet habe. Bis man sie beherrscht, braucht man schon etwas Zeit und Übung - aber es lohnt sich!
    Zum Guiding: Wenn ich das Live Stacking richtig anwenden möchte, schlägt mir SharpCap u. a. den Gain, die Belichtungszeit, die erforderlichen Frames vor. Alles was ich unter 30 Sekunden Belichtungszeit
    fotografieren kann, benötigt kein Guiding! Allerdings ist da die Teleskopbrennweite ausschlaggebend. Mein Newton hat 750 mm BW und die wird auf 712,5 mm durch den Flattener reduziert. Da funktioniert das, wie beschrieben.


    Ich hoffe, ich konnte Dir hier weiter helfen.
    Schönen Abend, schönen Feiertag und freundliche Grüße
    Klaus

    Hallo Mathias,
    so ganz habe ich Deine Frage nicht verstanden. Soweit mir bekannt ist, stapelt die Lunatico 6 Bilder um sie auf dem Bildschirm sichtbar zu machen. Es handelt sich hier um ein Videosystem mit einem CCD-Chip.
    Das hat aber in keiner Weise mit dem "neuen" Live Stacking zu tun. Live Stacking funktioniert nur mit hochempfindlichen CMOS-Kameras, die ihre Daten per USB3 mit hoher Geschwindigkeit übertragen können.


    Gruß Klaus

    Hallo Mario,
    zur EQ-Plattform kann ich leider keine Aussagen treffen, da ich die noch niemals im Original gesehen habe. Eins ist beim Live Stacking Bedingung: Das Teleskop (oder die Kamera) muss parallaktisch montiert
    sein. Ich weiß nicht, ob das auf die EQ-Plattform zutrifft. Was aber entfallen kann ist das Guiding. Es reicht eine gute Nachführung des Teleskops bzw. der Kamera. Den Rest erledigt das Live Stacking.
    Eine GoTo-Montierung kann ich Dir allerdings nur empfehlen. Die enorme Zeit zum Suchen eines Objektes, die ich früher aufgewendet habe, nutze ich lieber um Photonen zu sammeln. Der Tubus des 8" Dobson
    lässt sich doch sicher auch auf eine parallaktische Montierung packen (habe ich sogar vor etlichen Jahren einmal selbst gemacht).


    Viele Grüße und Cs Klaus

    Hallo liebe Live Stack Interessierte,


    hier der versprochene erste Erfahrungsbericht: Die Ausgangsfrage von Heinz im Februar 2019 war wohl, gibt es Lieve Stacking. Damals habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht. Doch heute kann ich sagen, ja es gibt echtes Live Stacking für Deep Sky! Vorwegnehmen möchte ich aber, dass ich auf dem Gebiet kein Profi bin und hier nur meine ersten (vielversprechenden) Erfahrungen preisgeben möchte. Dabei konzentriere ich mich ausschließlich auf das Deep Sky Live Stacking. EAA bleibt hier völlig außer acht.


    Bis vor einigen Jahren habe ich noch mit einer CCD-Kamera (Alccd8L) Objekte fotografiert. Nachdem ich mein ganzes Equipment abgespeckt und „altersgerecht“ neu definiert habe, arbeite ich seit ca. 3 Jahren mit einem Skywatcher Newton 150/750P auf einer NEQ-5 GoTo. Bis vor kurzem hatte ich für Aufnahmen eine Canon EOS 1000D astromodifiziert dran hängen und mit einem Sucherleitrohr und einer Alccd5L-IIc guide ich mit PHD2. Doch ich wollte wieder eine „richtige“ Astrokamera haben und kaufte vor einigen Monaten nach langen Vergleichen die ZWO ASI294MC Pro - eine moderne CMOS-Kamera mit einem hochempfindlichen Farbsensor. Auf die technischen Eigenschaften möchte ich nicht näher eingehen, die kann jeder nachlesen. Meine Kaufargumente waren unter anderem, dass durch die hohe Empfindlichkeit Nebel und Galaxien bereits nach wenigen Sekunden abgebildetet werden sollen - von Live Stacking wußte ich da noch nichts.
    Als Software zum Betreiben der Kamera bietet ZWO den Download von ASIStudio an, ein Programmpaket, das für Planetenaufnahmen (ASICap), Deep Sky Fotos (ASIimg) und für Live Stacking (ASILive) genutzt wrden kann. Es ist eine relativ einfache Software, die grundsätzlich gut funktioniert. Ich entschied mich aber für ein wesentlich komfortableres Programm und zwar SharpCap 3.2. Die knapp 12 € Jahresgebühr, waren mir die Pro-Version wert. Einziges Manko, es gibt keine deutsche Version. So habe ich mir die Mühe gemacht, über 100 wichtige Seiten des 203 Seiten umfassenden User Manuals 1:1 zu übersetzen. Es ist m. E. immer besser ein Handbuch in der Muttersprache zur Verfügung zu haben.


    Auch beim Kauf dieser Kamera war es wie jedes Mal: Wenn ein Amateur neues Equipment anschafft - es ist wochenlang kein Beobachtungswetter! Auch diesmal. So hatte ich wenigsten Zeit, mich in die Software einzuarbeiten. Dazu möchte ich bemerken, dass SharpCap Pro ein gewaltiges Astrofotowerkzeug ist, dessen Erschließung eine geraume Zeit braucht. Es gibt zahlreiche Tools und Einstellungsmöglichkeiten, die man sich allmählich erarbeiten muss.


    Wie funktioniert nun das Live Stacking? Da ich meine neue Kamera wegen dem ungünstigen Wetter nicht ausprobieren konnte, habe ich das Sensor-Analyse-Tool ausprobiert. Nach ca. 20 Minuten ist die Routine durchlaufen und die Sensordaten auf dem Noebook gespeichert. Überrascht hat mich, dass die von mir ermtittelten Sensordaten mit den in der Bedienungsanleitung sehr eng überein stimmten.


    Erste Beobachtungsnacht: Montierung eingenordet (Polsucherfernrohr), 3-Sterne-Alignment - erstes Objekt angefahren, zentriert und Kamera ans Teleskop befestigt - Fokussierung mit Tool von Sharpcap (dauert 5 Minuten). Das User Manual gibt dazu ausführliche Anleitungen.


    Nun kam die Frage, welche Kameraeinstellungen wähle ich? Auch dazu bietet das User Manual eine gute Anleitung. Besonders die Funktionen und Einstellungen des Histogramms werden ausführlich behandelt.
    Ein Smart Histogramm hilft nach Klick auf den Brain-Button bei der Auswahl der richtigen Kameraein-
    stellungen. Die Auswertung nach kurzer Integratinszeit, zeigt mehrere Möglichkeiten für die Kameraeinstellungen auf. Ich war überrascht, mit welch kurzen Belichtungszeiten (Bereich unter 30 Sekunden) Ergebnisse erzielt werden sollen. Es ist in der Tat so. Die neuen hochempfindlichen CMOS-Sensoren erlauben extrem kurze Belichtungszeiten Es sit aber auch möglich, nach bisherigen CCD-Erfahrungen zu fotografieren.


    Welche Erfahrungen habe ich bisher gemacht? Nachdem ich alle Einstellungsroutinen (ca. 40 Minuten) durchgeführt habe und das Ergebnis aus der Smart Histogramm Analyse auf dem Schirm ist, stelle ich Gain, die Belichtungszeit und Sensortemperatur ein und klicke auf Darks. Automaatisch erstellt SharpCap ein Masterdark, welches beim Live Stacking von den einzelnen Aufnahmen auch automatisch abgezogen wird. Gleichfalls kann man sofort Flats aufnehmen, bei denen gleichermaßen verfahren wird (mache ich aber z. Zt. noch nicht). Dann kann man sofort auf Live Stack klicken und kann auf dem Monitor beobachten, wie sich das Objekt der Begierde Stück für Stück regelrecht „herausschält“. Das ist sehr beeindruckend. Das Stacking kann im 16 oder 32 bit Format automatisch gespeichert werden. Ich möchte aber nicht verschweigen, dass die Einstellung der Farbkanäle mir anfangs einiges Kopfzerbrechen bereitet hat, das ich nun weitestgehend lösen konnte.
    Nun habe ich noch nicht die ganz extrem kurzen Belichtungszeiten ausprobiert, aber 20 Sekunden pro Frame ist schon was. Darum hier zwei meiner letztens aufgenommenen Fotos zum Beweis:



    NGC 4565 am 23.04.2020 mit ASI294MC Pro 210x20 Sekunden Live Stack
    OHNE Guiding!



    NGC 3718 am 21.04.2020 mit ASI294MC Pro 80x45 Sekunden Live Stack
    mit PHD2 Guiding


    Alles mit 6" Newton 150/750!


    Es gibt also Live Stacking und so glaube ich, es wird die Zukunft für die Astrofotografie, bis es wieder noch etwas besseres gibt.


    Freundliche Grüße Klaus

    Hallo Mario,


    ich bin seit einiger Zeit dabei mich in das Live-Stacking mit SharpCap einzuarbeiten und habe auch schon erste zarte Ergebnisse erzielen können. Meine bisherigen Erfahrungen will ich gern preis-
    geben, doch bin ich heute an einen Termin gebunden. Ich melde mich noch einmal am Abend.
    Bis dahin freundliche Grüße
    Klaus