Beiträge von Thomas_Schmidt im Thema „Zeitbestimmung durch Messung von Zenitdistanzen“

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: andiarbeit</i>
    <br />Kommende Woche schlage ich hier mit der Frage auf, wie man die Dicke der Venusatmossphäre anhand des "übergreifens" der Sichelhörnchen bei der unteren Konjunktion berechnen kann.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Das war wohl mal eine populäre Fragestellung, hat sich aber offenbar letztlich als Sackgasse erwiesen:


    W. Rabe: Der Dämmerungsbogen des Planeten Venus
    Astronomische Nachrichten, Band 276 (1948), Heft 3, S. 111
    http://articles.adsabs.harvard.edu/full/1948AN....276..111R:


    "Eine kritische Untersuchung aller bisherigen visuellen Messungen der Hörnerverlängerung in der Umgebung der unteren Konjunktion, denen eigene Messungen aus den Jahren 1937 und 1940 beigefügt werden, beweist die Unmöglichkeit, aus Beobachtungen dieser Art die Refraktionskonstante der Venusatmosphäre zu bestimmen. Die erlangten Werte zeigen eine deutliche Abhängigkeit von der Objektivöffnung der benutzten Instrumente und dem jeweiligen Luftzustand."


    Tschau,
    Thomas

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: andiarbeit</i>
    <br />Messung von Zenitdistanzen
    <br />Im Prinzip wird mit einem Universaltheodolit ein Sterndurchgang zu einem gewissen Punkt zu einer gewissen Sternzeit festgestellt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Geht es nun um Sterndurchgänge oder Zenitdistanzen?


    Zur Beobachtung eines Meridiandurchgangs musst du die genaue Südrichtung (den Meridian) vorab mit geeigneten Methoden bestimmt haben.


    Die Methode der Zenitdistanzen ist unabhängig von der Kenntnis des Meridians, braucht dafür aber mindestens zwei Beobachtungen. Man beobachtet zunächst, wann der betreffende Stern <i>vor</i> seiner Kulmination einen bestimmten Höhenwinkel (oder vom Zenit aus gerechnet: eine bestimmte Zenitdistanz) überschreitet, und wann er dieselbe Höhe (bzw. Zenitdistanz) <i>nach</i> seiner Kulmination wieder erreicht. Die Kulmination selbst fällt dann mit dem zeitlichen Mittel der beiden beobachteten Zeitpunkte zusammen (ggf. sind diverse kleine Korrekturen anzubringen). Eine Kenntnis der Südrichtung ist nicht erforderlich, man muss noch nicht einmal unbedingt den überschrittenen Höhenwinkel zahlenmäßig kennen (es genügt notfalls, <i>irgendeinen</i> Höhenwinkel festzuklemmen, und beide Beobachtungen mit unveränderter Höheneinstellung des Instruments vorzunehmen).


    Das Ergebnis beider Methoden ist der Durchgangs- bzw. Kulminationszeitpunkt des beobachteten Gestirns. Das <i>Mess</i>ergebnis sagt dir, zu welchem Zeitpunkt auf der Observatoriumsuhr dieses Ereignis stattfand, das Rechenergebnis sagt dir, zu welchem Zeitpunkt es auf einer astronomischen Zeitskala stattfand (je nachdem z.B. UTC, TT, ...). Die Differenz ist der aktuelle Uhrenfehler.


    Wie die Uhr zu Zeiten deines Oheims korrigiert wurde, weiß ich freilich nicht. "Früher" (also mindestens bis ins 19. Jahrhundert) ließ man die Uhr einfach ohne eingreifende mechanische Korrektur vor sich hin laufen und hat alle Korrekturen rechnerisch vorgenommen. Es gehörte zur Routinearbeit eines Observatoriums, den "Gang" der Uhr durch regelmäßigen Vergleich mit astronomischen Beobachtungen zu ermitteln und aufzuzeichnen. Die Uhr kann dann im Laufe der Zeit im Prinzip beliebig "falsch" gehen, man kennt ja die notwendige Korrektur und berücksichtigt diese bei den Rechnungen.


    Die Angabe von Zehntelsekunden war auch im 19. Jhdt. durchaus üblich. Die astronomische Uhr gab ein hörbares Ticken im Sekundenabstand von sich, und der Astronom verglich das im Teleskop beobachtete Geschehen mit dem gehörten Ticken (Auge-Ohr-Methode). Später kamen dann elektrische Aufzeichnungsmethoden auf, wie z.B. das von Lars angesprochene "unpersönliche Mikrometer", das dann sowieso Messungen auf Sekundenbruchteile erlaubte.


    Tschau,
    Thomas