Beiträge von Kalle66 im Thema „Optische Achse FS/HS (axial) im Tubus justieren?“

    Peter,
    entweder man justiert die opt. Achse im Tubus kollinear zur Drehachse in den Schellen oder man manipuliert die Drehachse in den Schellen kollinear zur opt. Achse. Letzteres setzt voraus, dass die Schellen-Dreh-Konstruktion das erlaubt. Auch wenn der Vergleich hinkt, vergleich es mit den Justierschrauben eines Suchers, den du passend zum Hauptteleskop ausrichtest, so dass beide das gleiche am Himmel im Fadenkreuz bzw. Okular zeigen. Der Sucher mit dem Fadenkreuz dürfte tagsüber zum Herausfinden der Winkelabweichungen zwischen Tubus und Schellen eine Hilfe sein. Richte den Sucher einfach so aus, dass sein Fadenkreuz beim Drehen in den Schellen nicht wandert und du kannst auf Anhieb den Winkelfehler zwischen Tubus und Sucher (somit Drehkonstruktion der Schellen) erkennen.


    Das macht meiner Meinung nach nur Sinn, wenn der Newton auf Dauer justierstabil ist. Denn jedes Nachjustieren des Hauptspiegels ändert ja die opt. Achse ein wenig und löst dann einen Rattenschwanz an Folgeausrichtungen aus.


    Wenn Deine Montierung das hergibt:
    Lass die Montierung im Alt-Az-Modus arbeiten. Dann musst Du nicht in den Schellen drehen. Die neueren Montierung kennen ja beide Modi. Parallaktisch brauchst du nur, wenn du fotografierst oder eine Montierung mit nur Stundenachsenantrieb hast.


    Als Praktikerlösung kann ich sonst nur folgendes empfehlen: Wähle und sortiere deine geplanten Objekte so, dass du den Tubus (und die Montierung, denn das korrespondiert ja) nicht unnötig oft "umschlagen" musst. Wenn du umschlägst, dann nimm eine niedrigere Vergrößerung, so dass Dein Achsenfehler (Abweichung Drehachse/opt. Achse) im Bildfeld bleibt, korrigiere die Ausrichtung per Handsteuerung und wechsle dann erst auf eine höhere Vergrößerung. Unter Umständen lohnt sich nach dem "Umschlagen" in den Schellen auch einfach ein neues 1-Star-Alignment, vorausgesetzt, die Montierung ist halbwegs eingenordet und die nächsten Objekte sind nicht allzuweit auseinander entfernt.


    Und denk dran: Selbst wenn deine Drehachse perfekt zur opt. Achse ausgerichtet ist. Wenn du den Tubus umschlägst, denn verbiegt sich der Okularauszug schwerkraftbedingt genau entgegengesetzt, was eine leichte (je nach Tubusstabilität) aber auch deutliche Dejustage zur Folge haben kann. Auch Deine Montierung produziert je nach Sorgfalt des Aligments/Einnordens Fehler, wenn du da eben mal 180° am Himmel den Blickwinkel änderst.


    Gerade um den Meridian (Süden) herum will eine Montierung gerne umschlagen, obwohl noch nichts am Stativ anschlägt. Nutze vorhandene Einstellungen, dass du da vielleicht 10° mehr rausholen kannst, wenn du zenitnah unterwegs bist.

    Rainer,
    Dein Vergleich mit "OAZ ohne Fangspiegel im Primärfokus" hinkt. Ohne Fangspiegel im Primärfokus verlierst du einen Freiheitsgrad um die beiden opt. Achsen von HS und Okular in Deckung zu bringen.
    Mit FS reicht es, wenn der FS einfach hinsichtlich seiner Spiegelfläche im Lot zur Winkelhalbierenden (im Schnittpunkt der opt. Achsen) steht. Die opt. Achsen von HS und von Okular/OAZ müssen sich irgendwo allerdings schneiden und nicht aneinander vorbei gehen. (Geometrisch sind es Geraden im Raum. Wenn sie sich schneiden, sind die koplanar; in einer Ebene.)
    Deswegen "ist parallel verschiebden" MIT FS gar nicht nötig. Ganz abgesehen davon, dass mir als Leser die Information fehlt, zu was da was parallel sein soll.

    Moin,
    in welcher Reihenfolge du was kollimierst, hängt vor allem von den technischen Details ab.


    Letztendlich hast du ZWEI optischen Achsen. Die eine wird vom Hauptspiegel bestimmt und geht weitgehend mittig durch den Tubus. Die andere wird vom Okular bzw. Okularauszug bestimmt. Da nimmt man an, dass alle Okulare ihre optische Achse mittig durch ihr Linsensystem führen und der Auszug so ein Okular mittig ins Auszugsrohr platziert, dass Ganze also geometrisch mittig durch das OAZ-Rohr geht.


    Es ist nun Deine Aufgabe den Auszug so am Tubus zu befestigen, dass der Fangspiegel die beiden oben genannten optischen Achsen ineinander spiegeln kann.
    Das hört sich kompliziert an. Also der Reihe nach: Der Auszug muss so am Tubus sitzen, dass die optische Achse aller Okulare durch die Tubusmitte geht (Tubusmitte ist die Mittellinie des Tubuszylinders).


    Der Fangspiegel spiegelt die optische Achse des Okularauszugs zur Hauptspiegel-Mitte. Warum so herum? Weil du nach Festschrauben des OAZ diesen in der Regel nicht mehr verstellen kannst.(Die opt. Achse des OAZ ist technisch fix in Bezug zum Rest). Bei der Gelegenheit achtet man darauf, dass der FS inkl. Offset 'mittig' im OAZ erscheint.


    Zuletzt sorgt man dafür, dass der Hauptspiegel seine optische Achse genau auf die via FS gespiegelte Achse des OAZ legt, diese also zurückspiegelt.


    Stellst du fest, dass Dein Auszug partout nicht die Mittellinie treffen will, weil der Tubus etwas ei-mäßig ist, dann verlegt man den Strahlengang halt entsprechend windschief im Tubus.


    Stört das auf einer parallaktischen Montierung, so legt man in den drehbaren Bereich der Rohrschellen entsprechend Plättchen rein. Ok, blöd, wenn der Tubus direkt in den Schellen dreht und das mit Ausgleichsplättchen nicht geht ... Mit etwas Übung lernt man dann halt, welche der Pfeiltasten der Handsteuerung einen Stern zurück ins Bildfeld holen.