Beiträge von Kalle66 im Thema „Farben?“

    hmm, ich muss da mal beim nächsten Stammtisch einen Bekannten fragen, der öfter in Norwegen Urlaub macht ...
    Welche Farben sieht er bei den Polarlichtern, oder sind da auch s/w-Eindrücke dabei?



    Da Stäbchen aber auch Zapfen im Grünen die höchste Empfindlichkeit haben (wenn auch etwas verschoben), müsste grün die erste Wellenlänge sein, die man als Farbe wahrnimmt.


    Dann gibt es eine Minderheit (~9% der Männer, weniger als 1% Frauen; liegt an der Genverteilung), die eine rot/grün-Schwäche haben. Entweder funktionieren die rot-empfindlichen Zapfen nicht oder die grün-empfindlichen. Gerade bei denen, die kein Grün wahrnehmen können, so vermute ich, wird nachts dann alles sehr viel länger nur s/w bleiben, weil die empfindlichste Farbe, auf die man als erstes reagiert, wenn etwas mehr Licht da ist, genetisch ausgeschaltet ist. Ist jetzt meine persönliche Schlussfolgerung. Vielleicht weiß jemand mehr darüber.

    Es gibt genau genommen zwei Effekte hinsichtlich Farben.


    Die s/w-empfindlichen Stäbchen (Nachtsehen, skotopischen Sehen) habe eine zu den farbempflindlichen Zapfen (Tagsehen, photopisches Sehen) andere wellenlängenabhängige Empfindlichkeit. Der Effekt bewirkt z.B. dass der Mond tagsüber etwas mehr gelblich/bräunlich wirkt, nachts aber kaltweiß wirkt (Purkinje-Effekt). Bedeutsam ist auch, dass die H-Alpha-Linie nachts nicht gesehen werden kann, denn dieses Tiefrot wird von den nachtempfindlichen Stäbchen praktisch nicht mehr wahrgenommen, wohl aber von den rotempfindlichen, aber nur tagtauglichen Zapfen. Insgesamt verschiebt sich nachts die Empfindlichkeit hin zu kurzwelligeren Bereichen. Die höchste Empfindlichkeit von grün zu bläuchlich grün.


    Die Umstellung des Auges von Tag- auf Nachtsehen erfolgt auf verschiedenen Ebenen. Wenn wenig Licht einfällt, geht zunächst die Pupille auf, das Auge arbeitet sozusagen mit Offenblende. Zeitlich verzögert werden die Stäbchen aktiviert und über die Nerven in der Netzhaut zusammengeschaltet. Die Lichtempfindlichkeit steigt unter Verlust des Auflösungsvermögen des Auges; Aber man sieht nur noch schwarz-weiß. Die Zapfen sind nicht empfindlich genug, um überhaupt etwas wahrzunehmen.


    Im Übergangsbereich von Tag- zu Nachtsehen (mesopisches Sehen) sind beide Arten von Sehzellen beteiligt. Das passiert beim Blick durchs Teleskop, wenn genug Helligkeit vorhanden ist. Ein typisches Beispiel ist der Doppelstern Albireo, der in kleinsten Teleskopen bunt (gelblich-rot und blauweiß) erscheint. In einem Riesendobson (30"-Öffnung) ist auch der Orion so hell, dass via Zapfen noch der H-Alpha-Bereich von den rotempfindlichen Zapfen wahrgenommen wird. Der Orionnebenel z.B. wird dann farbig (grün-> OIII-Linie und rot->H-Alphalinie sowie bräunliche Mischfarben) wahrnehmbar.


    Zu Guter letzt: Manche Farben bildet man sich auch nur ein, weil das Hirn die einer Erscheinung zuordnet. Z.B. wird man mit Blut immer die Farbe "rot" verbinden.
    Und manche Glasvergütungen vor allem aber Filter bewirken einen Farbstich.


    Ein Grenzfall ist tagsüber die Kalziumlinie im blau bis ultravioletten Bereich. Manche Menschen sehen die noch visuell bei Sonnenbeobachtung, andere (ich zum Beispiel) sehe da nichts mehr.



    <font color="yellow">Nach Hinweis: "Zapfen" und nicht verniedlicht "Zäpfchen"</font id="yellow">