Beiträge von schimmi66 im Thema „Welche war eure schönste Beobachtung?“

    Hallo Singularity,
    erst einmal herzlich willkommen im Forum und wir haben hier meist auch Vornamen.
    Du hast eine interessante Frage gestellt und wenn man, so wie ich mehr als 5 Jahrzehnte den Himmel beobachtet, fällt es nicht leicht, das "Beste" heraus zu suchen. In so einer langen Zeit gibt es verdammt
    viele herausragende Beobachtungen mit den unterschiedlichsten Instrumenten oder auch visuell. Und da möchte ich gleich an meine erste visuelle "Beobachtung" anknüpfen, die mich mein Leben lang nicht los
    gelassen hat. Es ist verdammt lang her, es war am 13. Oktober 1957, früh kurz vor 5 Uhr morgens! Ich war damals noch nicht mal 6 Jahre alt, als mein schon begeisterter Vater davon sprach, dass der Sputnik
    (es war der russische Sputnik 1!) zu dieser Zeit zu sehen sein sollte (stand in der Zeitung). Ich bettelte, dass ich das auch sehen möchte, es war ja ein Sonntag. Nun, wir haben uns tatsächlich frühzeitig
    auf ein Feld begeben, wo es (noch) total finster war, was nur einige hundert Meter von unserem Haus lag. Wir konnten uns beide nicht vorstellen, wie so ein Sputnik über den Himmel zieht. Mein Vater zeigte
    mir erstmals 3 oder 4 Sternbilder, die er, was weiß ich, woher kannte. Wir konzentrierten uns aber auf den "Großen Wagen", denn dort sollte der Sputnik durchfliegen. Ich sah zum ersten Mal richtig den
    Sternenhimmel und war begeistert. Es zogen zwei oder drei Flugzeuge über den Himmel, die aber eine andere Richtung hatten, als aus der der Sputnik kommen sollte. Dann rief mein Vater plötzlich laut: "Da ist er, da ist er!". Diese Worte vergesse ich nie. Tatsächlich sahen wir ein Lichtpünktchen, kurz vor 5 Uhr durch die "Deichsel" des Großen Wagens ziehen. Am gleichen Tag erfuhren wir in den Nachrichten, dass die Schulsternwarte in Rodewisch Sputnik 1 etwa zur gleichen Zeit fotografiert hat. Diese Ereignis hatte sich in mir eingebrannt und später habe ich mich immer mehr mit Astronomie befasst. 1964 war mein erstes Fernrohr(Ihr dürft lachen, ein Brillenglasfernrohr mit 50 mm Öffnung) fertig gebaut und habe damit viele Jahre beobachtet (mit schönen Farbsäumen!), bis ich mir ein echtes Zeiss-Teleskop leisten konnte. So bin ich zum Astro-Amateur geworden.


    Zwei Ereignisse möchte ich aber noch erwähnen: 2006 war ich in Kumköy in der Türkei zur Sonnenfinsternis - eine Bilderbuch-Sofi, die man nie vergisst. Ich hatten einen kleinen 80/400 Refraktor mit, der
    gute Fotos geschossen hat. 2009 in Shanghai war das Wetter leider nicht so optimal, aber es war trotzdem ein einprägsames Ereignis, dass wir ein paar hundert Kilomenter von Shanghai beobachten konnten.


    Vor ungefähr 2 oder 3 Jahren habe ich mein gesamtes Astroequipment verkauft, weil mir das Rausfahren zum fotografieren langsam zu schwer wurde (~ 120 kg Technik). Eigentlich wollte ich alles aufgeben.
    Ich hatte faktisch nur noch ein gutes Zeiss-Fernglas. Nach reichlich einem Jahr merkte ich immer stärker, dass mir etwas fehlte - der Blick zu den Himmelsobjekten! So überzeugte ich meine Frau, dass ich
    wieder ein kleines Teleskop brauche, nur um mal zu gucken, keine High-Tec wie vorher und etwas preiswertes. Sie stimmte zu und ich kaufte wieder einen kleinen Refraktor (90/900 Bresser). Doch dieses Gerät enttäuschte mich optisch, dass ich es gegen einen SkyWatcher 100/1000 eintauschte - ein guter FH-Refraktor. Viele Planetenaufnahmen die ich in diesem Jahr machen konnte, zeigen die gute optische Qualität des Gerätes. Doch mit den Farben kam ich leider nicht so richtig klar. Nun, liebe Freunde, bin ich erstmals bei einem kleinen Newton von SkyWatcher gelandet, den ich gut transportieren kann und der optisch ganz hervorragend ist. Jetzt bin ich wieder astronomisch glücklich und warte auf die Planeten (die habe ich nämlich durch Deep Sky Fotografie jahrelang vernachlässigt). Meine Botschaft an die jüngere Generation: Schmeisst niemals gleich die Flinte ins Korn (so wie ich vor 2, 3 Jahren), wenn es im Herzen ist, seid Ihr Sternfreunde und das bleibt man ein Leben lang.


    Viele Grüße und Cs
    Klaus