Beiträge von Kriegerdaemon im Thema „Ein paar Gedanken zum Fermi-Paradoxon“

    Hallo Leute,
    ich bin doch erstaunt, dass sich so viele zu Wort gemeldet haben.
    Bitte habt etwas Geduld, da ich gern über Eure Texte vorher etwas nachdenken möchte, bevor ich eine Antwort schreibe.
    Fangen wir mal mit der ersten (von Heiko) an:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Doc HighCo</i>
    <br />
    Wenn es viele Raumfahrerintelligenzen gibt oder irgendwann gegeben hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit entsprechend groß, daß sich eine davon raumfahrtmäßig wie die Axt im Walde benimmt und wir das bemerken würden. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Heiko,
    Dein "Bemerken würden" könnte der Totalschaden sein, meintest Du das so?
    Sorry, wenn sich mein Text so angehört hat, als wär ich sone Art Ethikapostel. Die Kontaktvermeidung ist als beiderseitige Sicherheitsvorkehrung gemeint:
    Angenommen, es gäbe sowas wie Polizei nicht - was würde Dich davon abhalten, auf der Straße jedem Passanten eine durchzureichen, der Dir nicht gefällt? Das ist eine ganz einfache strategische Überlegung, die nichts mit Ethik zu tun hat: Solche Sachen tut man besser nicht, da man mit der Einschätzung der Gegnerstärke auch mal daneben liegen kann. Und dann wird's unangenehm.
    Der zweite Grund ist die von Dir beschriebene bösartige Dummheit (vielleicht besser beschrieben mit den Adjektiv "amerikanisch") der Gegenseite. Stelle sich einer vor, in den USA landet ein Alien. Der wird den Boden nicht berühren - jedenfalls nicht in einem Stück...
    Aus diesem Grunde halte könnte man den Ansatz Deines Argumentes für eine Bestätigung der aus dem Verhalten beider Seiten resultierenden Situation (= Abwesenheit von Aliens auf der Erde) werten.


    Edit:
    Ein kleines Zitat von Sun Tzu ist mir gerade noch eingefallen:
    "Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden."
    Ob das nun bedeutet, dass man vom zweiten Gegner den Ar... versohlt bekommt oder erst vom zehnten, ändert nichts an der Tatsache, dass man sowas nicht als generelle Strategie fahren sollte, denn es wird definitiv nicht immer gut gehen.

    Hallo Leute,
    ich möchte ein paar Gedanken zum Fermi-Hart-Paradoxon loswerden und bitte um Eure Kritik.
    Ihr kennt ja sicherlich die Idee der schrittweisen Besiedelung der Galaxie mit unterlichtschnellen Schiffen. Etwas Derartiges wurde beispielsweise im Roman „Andymon“, A. & K.-H. Steinmüller, 1982 oder auch in einigen Filmen jüngeren Datums dargestellt.
    Die drei größten Probleme (Ihr könnt gerne weitere finden) sind dabei folgende:
    Ethisch nicht vertretbar, da die Menschen keine Chance auf Rückkehr hätten,
    extrem kostspielig,
    der Erfolg ist nicht nur nicht gesichert, er ist nicht einmal ermittelbar (allerdings ist eine Rückkehr im Missionsplan auch nicht vorgesehen).
    Die technische Herausforderung sehe ich nicht als prinzipielles Problem, selbst wenn es derzeit keine Lösungen gibt.
    Nun ist die technische und gesellschaftliche Entwicklung seit der Definition des Paradoxons etwas vorangeschritten, jedoch ist die Argumentation unverändert stichhaltig.
    Um die oben genannten Gegenargumente zu umgehen, möchte ich folgende Modifikationen des Gedankenexperimentes vornehmen:
    Die missionsführende Instanz ist eine KI,
    biologisches Material wird nur in Form von eingefrorenen Mikroorganismen und Samen von Kryptogamen mitgeführt, welche sich lange konservieren oder evtl. mit einfachen Mitteln reproduzieren lassen.
    Der Missionsplan für die KI:
    Navigiere zu einem gewählten Himmelskörper (Stern),
    analysiere dessen System mit dem Ziel, wahlweise biologische Aktivität oder Konstruktionsmaterial zur eigenen Replikation und/oder zur Instandhaltung zwecks Missionsverlängerung zu finden,
    kontaminiere sterile, habitable Welten mit dem mitgeführten biologischen Material,
    baue auf nichthabitablen Welten Konstruktionsstätten zwecks Selbstreplikation,
    schütze Systeme, in denen bereits biologische Aktivität feststellbar ist, vor Kontamination mit eigenem Biomaterial durch großräumige Kontaktvermeidung.
    Im Ergebnis würden viele der ursprünglichen Probleme wegfallen. Die Schiffe sind – verglichen mit der ersten Variante – extrem billig. Es würde keine ethischen Probleme geben. Der Technologiegewinn wäre in ähnlicher Größenordnung vorhanden.
    Lediglich das Problem mit der Rückkehr wäre ungeklärt, was jedoch von vornherein in Kauf genommen wurde.
    So, nun lassen sie uns die Perspektive mal umdrehen:
    Wir sind ein potentielles Ziel einer solchen Mission und es wird festgestellt, dass die Erde habitabel aber nicht steril ist. Um das Leben auf der Erde nicht zu gefährden, wird auf einen Anflug verzichtet. Auf der Erde kriegt das auch keiner mit und alles ist gut. Das daraus resultierende Problem wird vielleicht durch einen Physiker – nennen wir ihm mal Enrico F. – als Paradoxon formuliert und wir sind genau in der Situation, die wir jetzt vorfinden.
    Damit wäre eine mögliche Lösung der Fermi-Hart-Paradoxons gefunden.
    Aber es gibt noch eine weitere:
    Eismonde (z.B. Enceladus oder Europa) könnten Tiefseehabitate haben und ihrerseits Leben hervorgebracht haben. Sollte dies bewiesen werden, hätte das sehr weitreichende Konsequenzen auf die Wahrscheinlichkeitsprognosen für Leben im Allgemeinen. Dies könnte zur Konsequenz haben, dass Kolonisierungsversuche als Ganzes fallengelassen werden, denn wenn man weiß, dass sich sowieso überall Leben entwickelt, wo es möglich ist, hat das oben illustrierte Gedankenexperiment keine Grundlage.
    Ich würde mich über viele kompetente Kritiken freuen.