Beiträge von AQR66 im Thema „10" oder 12" Dobson: Beratung + Entscheidungshilfe“

    Hallo Toby,


    Für ein paar Meter Ortswechsel empfinde ich eine fahrbare Konstruktion bei 10 oder 12", bei denen das schwerste Einzelteil ziemlich sicher nicht mehr als 25 kg wiegt, eher umständlich als hilfreich.
    Mit Bewusstsein habe ich das bei diesen Teleskopgrößen auch noch nie gesehen.


    Wenn der Dob fahrbar werden soll, muss auf jeden Fall klar sein, auf welchem Untergrund. So kleine und schmale Räder wie in dem ICS-Katalog werden auf der Wiese eher mäßig funktionieren. Eine bockende, hoppelnde Karre ist auch ein Risiko für den Spiegel, wenn die Spiegelzelle den Spiegel nicht wirklich sicher hält. Bei den leichten (dünnwandigen) Blechtuben hätte ich zumindest Bedenken (reine Spekulation meinerseits), dass die Justierung leiden wird. Und die Standard-Fassungen, die ich kenne, sind nicht so leicht auf der Wiese nachjustiert. Bei meinem an sich solide gebauten TAL1 war das jedenfalls ein ziemliches rumgefrickel. Bei etwas größeren Tuben kommt dann dazu, dass abwechselnd geschraubt und kontrolliert werden muss wenn man alleine beobachtet, da man vom OAZ nicht and die Schrauben herankommt. Und bei fehlerhafter Justage geht die Abbildungsleistung schnell in den Keller.


    Gerade bei der Prämisse "Genuss-spechteln" würde ich 12" ganz klar dem 10" vorziehen.
    DS-Jagd an der Wahrnehmungsgrenze, mit dem Erfolgserlenis das Objekt identifiziert zu haben, geht mit jeder Öffnung. Die galileischen Monde gehen z.B. schon recht gut mit dem 8x20 Taschenfernglas.
    DS-Objekte die bei visueller Beobachtung wirklich eindrucksvoll sind, gibt es imho ohnehin wenige (zumindest unter den Bedingungen im norddeutschen Flachland). Bei kleiner Öffnung noch viel weniger. Erst recht, wenn - wie schon angemerkt - die Gelegenheit bestand/besteht zeitweilig auch größere Teleskope zu nutzen. Das erste mal M13 im 8er: toll! M51 - super. Nach Orion mit 18", M51 unter sehr guten Bedingungen mit 24" oder im Cirrus mit Etos-bestücktem Bino und O3 bei 80 cm Öffnung spazierengucken zurück zum 8er => gesehen, abgehakt, der nächste bitte. Sicher stark überzeichnet, aber der Anspruch wächst mit dem, was man unter guten Bedingungen (auch mit fremdem Gerät) sehen konnte.


    Wenn der Standard 12er (F/5) im Blechgewand zu schwer und zu sperrig ist, kann ja ggf. ein an sich für Fotografie angedachter Tubus mit größerem Offnungsverhältnis (F/4, F/4,5) in eine Rockerbox gehängt werden.
    Viel Gewichtsersparnis wird nicht drin sein. Da würden erst CFK-Tuben und ggf. dünne Spiegel erhebliche Vorteile bringen.
    Bei F/4 würde ich einen (guten) Komakorrektor (vor teuren Okularen) fest einplanen.
    Je nach Bereitschaft und Geschick, kann die Optik später auch in einen selbst gebauten Gitterrohr-Tubus verpflanzt werden.


    Das macht es jetzt aber vermutlich auch nicht einfacher ..



    Bleibt der Rat, nichts zu überstürzen und sich erst, so gut das geht, sicher zu sein, was am bessten passt.



    CS
    Harold


    PS:
    Wenn ein 12er Dob zu umständlich im Handling ist, würde ich nicht erwägen mit 8" oder womöglich größer fotografieren zu wollen.
    Ich astro-fotografiere zwar nicht (Mond-knipsen am Dob zählt nicht), habe aber oft genug gesehen, was damit verbunden ist.

    Hallo Toby,


    ich bin zwar kein besonders aktiver Beobachter, melde mich aber trotzdem einmal zu Wort:


    Die Gerätewahl wird immer ein Kompromiss sein, bei dem man versuchen muss, die eigenen Vorlieben so weit wie möglich zu berücksichtigen.


    Meine Meinung ist: Für visuelle Beobachtung so groß, wie Portemonnaie und innerer Schweinehund zulassen:


    Aaaaber:
    - Ein großes, schweres, sperriges Gerät zu transportieren ist schon mühsam.
    - Ein kleineres, transportableres Gerät hat ggf. einen Vorteil, wenn es TATSÄCHLICH zu einem besseren Standort gebracht wird. (Im Flachland in Ballungsraumnähe, wie bei mir, könnte das eine weitere Reise werden ...)
    - (Probe-)gucken durch (fremde) große (ab 40cm) Teleskope verdirbt.


    Mein erstes Teleskp war ein TAL1 mit 110mm F/7,3. Als ich das Gerät erworben habe, standen Jupiter und Saturn perfekt und haben mir viel Spass gemacht. Deep-Sky habe ich auch hin und wieder versucht (Bedingungen meist eher schlechter als mag5). Viele bekannte Objekte habe ich gar nicht gefunden oder nur erahnen können. 20 Jahre später mit schlechteren Augen geht da nochmal deutlich weniger.
    Ich habe das Gerät auch einige male "auf den Acker" gefahren. Etwas mehr ging da. Ich fand den Aufwand aber unverhältnismäßig.


    Auf der Suche nach größerem Gerät habe ich dann einige Zeit mit 8" geliebäugelt und auf Teleskoptreffen dann auch vorzugsweise durch solche Geräte geguckt. In Erinnerung ist mir dass ich (zumindest gefühlt) am Planeten (Seinerzeit Mars in Top Position) nicht viel mehr als am 4,5" Newton gesehen habe. Kugelsternhaufen und andere DS-Obj. gingen naturlich besser. Das Wow blieb aus.


    MIR macht visuelle Beobachtung so ab 12" Spaß. Planeten, Mond und hellere DS-Objekte gehen damit schon ganz ordentlich. Bei 5mag und schlechterem Himmel macht MIR das Galaxiensuchen keinen Spaß. Da hilft imho nur ein dunklerer/transparenterer Himmel.
    Mein 13"er wird ab und an mal auf die kleine Terasse gestellt und macht bei guten Bedingungen auch Spass. Oft genug hole ich das Gerät nach der Temperaturanpassung und 5min spechteln wieder herein, weil Seeing oder/und Durchsicht einfach mies sind.
    Das Ding mal eben einpacken ... eher nicht (mit unter 30kg zwar "robust", aber noch keine Panzersperre).



    Zu den Okularen:
    Ein Zoom würde ich nicht wählen. Diese haben in aller Regel gerade bei den langen Brennweiten für die Übersicht doch ein sehr kleines Gesichtsfeld.


    Bei meinem ersten Teleskop waren zwei Plössl mit 25mm und 15mm sowie eine 3x Barlow dabei.
    Die Abstufung war so:


    25mm - 32x - 3,4mm AP
    15mm - 53x - 2,1mm AP
    8mm(25/3) - 100x - 1,1mm AP
    5mm(15/3) - 160x - 0,7mm AP


    ein 32mm Plössl wurde ergänzt.


    Diese Kombi fand ich lange Zeit absolut zufrieden stellend.


    Abgelöst/ergänzt durch zwei Vixen LV. Die waren bei der kurzen Brennweite komfortabler, aber nicht erkennbar besser.


    Abgelöst durch Vixen LVW. Die Bildqualität fand/finde ich besser (gut). Bei 65° scheinbarem Gesichtsfeld hat mir nicht wirklich etwas gefehlt.


    Inzwischen habe ich auch extrem-Weitwinkliges. Die Top-Liga ist hier (an meinem Teleskop F/4,8 + Komakorrektor) noch einmal ein klein wenig besser.
    Der Nutzen ist meiner Ansicht nach in erster Linie seinen Seelenfrieden zu haben, weil man weiß, dass nicht mehr geht. Wunderdinge vollbringen diese Okulare auch nicht und ich verwende gelegentlich auch noch gerne die LVW ohne mich beschränkt zu fühlen.


    Zu den Filtern:
    Variable Polfilter kenne ich aus eigener Anschauung nur an einem Herschelkeil. Dort waren sie erkennbar nützlich.
    Eine Dämpfung an Mond und Planeten halte ich für verzichtbar. Am eigenen 13" und auch 24" eines Freundes ist so ein Filter jeden falls nicht in Gebrauch. Einen ND09 habe ich vor laaanger Zeit gekauft - ich benutze ihn nicht mehr.


    Astronomik O3 und UHC sind im Fundus. Praktisch/häufiger in Benutzung ist bei mir nur der O3. Bei den Linienfiltern sprachen die Berichte, die ich gelesen habe bei "niedrigpreisigen" Vertretern für etwas Lotterie. Einzig bei den teureren Astronomik und Lumicon kann ich mich nicht an schlechte Beurteilungen/Messwerte erinnern.


    Mein Rat wäre, wie hier schon oft vorgetragen: Zu Treffen gehen und sich mit den favorisierten Geräten genauer auseinandersetzen. Die Geräte real zu "begreifen" ist durch nichts zu ersetzen.


    CS
    Harold