<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: UliT63</i>
Im Frühjahr geht laut Artikel auch der japanische Detektor KAGRA online und es werden dann ca. 2 Ereignisse pro Monat erwartet.
<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
So richtig mit dabei (mit längeren Beobachtungsphasen mit einer Empfindlichkeit die mit den LIGOs mithalten kann) wird KAGRA allerdings erst 2020 und 2021 sein, siehe z.B.
https://link.springer.com/arti…07/s41114-018-0012-9#Fig2
Was für uns interessant sein könnte (jedenfalls für die ambitionierteren Amateur-Beobachter hier): Bisher war es den Profi-Astronomen vorbehalten, zeitnah über GW Signale benachrichtigt zu werden, und selbst die mussten hierfür ein spezielles MOU (Memorandum of Understaning) unterschreiben, inklusive Bestimmungen zur Vertraulichkeit solcher Benachrichtigungen.
Ab Frühjahr 2019 wird es <b>öffentliche</b>, automatisch generierte Benachrichtigungen innerhalb von wenigen Minuten nach der Entdeckung eines verdächtigen Events geben. Somit hätten dann auch Amateure eine zumindest theoretische Chance, sich an der Suche nach einem optischen Signal eines GW Events zu beteiligen!
Wie sind die Chancen dafür?
Nun, zunächst einmal erwartet man überhaupt nur für eine bestimmte Art von Gravitationswellen-Ereignissen ein optisches Begleitsignal. Wenn z.B. zwei Schwarze Löcher verschmelzen sollte man eigentlich <b>nichts</b> im optischen Bereich sehen können: zum einen sind die Events so selten dass man keins in unmittelbarer Nachbarschaft erwartet, und noch wichtiger: die Theorie sagt in diesem Fall gar kein elektromagnetisches Begleit-Signal voraus. Nix zu sehen, gehen sie weiter...
Verschmelzungen zwischen zwei Neutronensternen oder einem Neutronenstern und einem Schwarzen Loch hingegen sollten auch im optischen sichtbar sein, und wir haben mit GW170817 sogar schon ein Beispiel dafür. Bei diesem Ereignis in ca 40 Mpc Entfernung konnte man 10 Stunden nach der GW Detektion ein optisches Signal mit etwa 17-18 mag messen.
17-18mag ist durchaus im Bereich dessen, was auch Amateure mit eigenen oder online Teleskopen (iTelescope.net etc) aufnehmen könnten. Eines der ersten Profi-Teleskope, die das optische Signal zu GW170817 entdeckt haben, hatte auch "nur" 40 cm Öffnung!
Eine wirkliche Chance hat man allerdings nur wenn man eine Ahnung hat wohin man sein Teleskop richten soll :-). Und da wird es dann kompliziert: Wenn nur zwei der GW-Detektoren das GW Signal sehen ist die Lokalisierung der Richtung, aus der das Signal kam, nur sehr schlecht. Mit etwas Glück wird zeitgleich ein Gamma-Strahlen-Blitz registriert, der aber evtl auch nicht ausreicht um das Ereignis befriedigend im Himmel zu verorten.
Wenn allerdings die beiden LIGO Detektoren <b>und</b> der Virgo Detektor das Event detektieren, dann wird der Ursprung der Quelle schon recht gut lokalisiert. In diesem Fall ist der vorhergesagte Bereich am Himmel, in dem sich mit > 50% Wahrscheinlichkeit die Quelle befindet, bereits i.d.R: kleiner als etwa 10 Quadratgrad. Das hört sich immernoch nach ziemlich viel an (gemessen an dem Sichtfeld eines hinreichend leistungsstarken Teleskops), allerdings sind Events, die von allen drei Detektoren wahrgenommen werden praktisch automatisch in der Nachbarschaft, da die Reichweite des Virgo Detektors geringer ist als die der LIGOs (man hofft auf um die 60-70 Mpc). Und pro Quadratgrad Himmel gibt es in dieser Entfernung nicht ganz so viele Galaxien (wenn ich mich richtig erinnere so um die 1-2 pro deg^2).
Ambitionierte Amateure könnten also folgendes machen: Bei einem GW "Alarm", der von allen drei Detektoren ausgelöst wird, wird als Teil der "Alarmnachricht" auch gleich eine Karte des vermuteten Bereichs der Quelle am Himmel bereitgestellt (mit einer Gewichtung jeder Himmelsregion nach der Wahrscheinlichkeit, die Quelle dort zu finden). Man kann damit dann eine Liste von Galaxien erstellen, von denen eine vermutlich die Quelle enthält. Diese Liste muss man anschließend nach Möglichkeit abarbeiten.
OK, wie stehen die Chancen denn nun genau?
Mit den bisher gemachten Erfahrungen ist eine Vorhersage der Rate von Neutronensternenverschmelzungen in Reichweite der Detektoren schwierig, man rechnet mit 1 bis 10 solcher Events in dem kommenden, einjährigem Beobachtungslauf. Von diesen ist vielleicht jedes zehnte Ereignis so beschaffen, dass er von allen drei Detektoren gemessen wird. Also gibt es vielleicht eine Chance von mind. ca 10% (in einem Jahr) dass es wieder ein solches Event gibt bei dem Amateure einen nützlichen Beitrag leisten könnten, aber vermutlich nicht mehr als ca ein solches Event pro Jahr.
Lohnt es sich, dafür Vorbereitungen zu treffen? Das muss jeder für sich selbst entscheiden, aber natürlich wäre es eine große Sensation wenn es klappen würde!
Eine Beschreibung, wie man solche maschinenlesbaren, automatisch generierten Alarmmeldungen empfangen kann findet man z.B. hier:
https://emfollow.docs.ligo.org/userguide/index.html
Ein recht vollständiger Katalog mit Galaxien bis ca 70 Mpc (soweit sie nicht durch die Milchstraße verdeckt werden), findet man z.B. hier:
http://cdsarc.u-strasbg.fr/viz-bin/cat/VII/267
das entsprechende Paper dazu hier: https://arxiv.org/abs/1103.0695
Eins noch als "Dämpfer" vorweg: die Verantwortlichen auf Seite der GW Detektoren haben bisher NULL Interesse gezeigt, Amateure einzubinden. Emails mit Fragen an die email Adressen, die auf der zitierten Seite von ligo.org verlinkt sind, kann man sich getrost sparen, stattdessen macht es vermutlich deutlich mehr Sinn hier zu diskutieren.
Ich habe mir jedenfalls mit einem Raspberry Pi schon einmal etwas gebaut das bei Bedarf nachts in meinem Schlafzimmer die Beleuchtung einschaltet um mich bei einem entsprechenden, gut lokalisierten Event zu wecken :-). Man kann ja nie wissen. Wäre zu blöd sowas zu verpassen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit nicht besonders groß ist. Bereit sein kostet ja nichts.
CS
HBE
EDIT:typos