Beiträge von Kalle66 im Thema „Woher kennt GoTo den gefahrenen Winkel?“

    Zu den Begriffen:
    Eine Montierung besteht aus Montierungskopf und Stativ. Der Montierungskopf enthält die beiden Achsen und das Getriebe. Er kann auf der Stundenachse (sinnvoll nur bei parallaktischen Montierungen) oder auf beiden Achsen motorisiert sein. Eine Steuerung treibt die Motoren an und erhält, meist über eine Handbox oder extern/remote) die Steuerungsbefehle.


    Die Steuerung kann primitiv sein, z.B. einfach die Stundenachse gleichmäßig antreiben, so dass sie nachführt. Sie kann auch komplexer aufgebaut sein. Eine Goto-Steuerung enthält in der Regel eine Datenbank über Objektpositionen und errechnet daraus die Steuerbefehle für die Motoren. Voraussetzung ist, dass die Steuerung Ort, Uhrzeit und Ausgangslage der Achsen kennt oder vorab in Erfahrung bringt (Alignment). Zudem muss ihr das Übersetzungsverhältnis der Getriebe im Montierungskopf bekannt sein.


    Einige Steuerungen ermöglichen zudem ein Feedback entweder über Encoder im Montierungskopf oder durch eine Guiding-Kamera via Guidingport, so dass die Soll-Position mit einer Ist-Position abgeglichen werden kann bzw. Korrekturbefehle direkt an die Motoren weitergegeben werden können.


    In der Steuerungssoftware arbeiten in der Regel verschiedene Module (Programmteile):
    Motoransteuerung (Generierung von Stepperbefehlen, Berechnen von Beschleunigungsrampen, um beim Schwenken die Massenträgheit zu überwinden), welche von einer Leistungselektronik dann an die Motoren gehen.
    Alignment: Ermitteln von Uhrzeit, Ort, Ausgangslage der Achsen. Auch in Bezug zum aufgeschraubten Teleskop, denn es kann auch quer oder schräg auf der Prismenschiene aufgesetzt sein. Die Daten können händisch eingetragen werden oder per zusätzliche Hardware (GPS-Empfänger) ermittelt werden. Manche Montierungsköpfe können sowohl parallaktisch als auch equatoriell aufgestellt sein. Die iOptron CEM25 hat z.B. ein Tool zur Bestimmung des Himmelspols in Relation zum Polarstern für den Polsucher.
    Objektdatenbank, Koordinatenumrechnung
    Modus der Nachführung: mit Sternzeit (siderial 23:56 hh:mm für 360°), für Sonne (24h für 360°) oder lunar. Einige wenige Montierung lassen sich mit speziellen Ephemeriden füttern, so dass sich auch Kometen, Satelliten oder die ISS nachführen können.
    Sonderfunktionen: Schutz gegen Erdblick (damit z.B. ein Spiegel nicht aus seiner Spiegelzelle fällt), Meridianschwenk, Schutz gegen Festlaufen am Stativ (im Zenit), Updatefunktion etc.