Beiträge von Kalle66 im Thema „Künstliche Augenlinsen / Neue FG-Vergütungen“

    Stefan,
    dass man am Fernglas die 'normalen' Dioprien durch das Scharfstellen ausgleichen kann, das ist bekannt. Durch die Dioptrien-Einstellung an einem Okular des Fernglases regelt man die Dioptriendifferenz zwischen den Augen, durch das Scharfstellen den dann gemeinsamen Wert. Manche haben auch an beiden Okularen Einstellmöglichkeiten, das erweitert dann den Spielraum.


    Ein Ausgleich des Zylinderfehlers ist mir allerdings nicht bekannt. Tagsüber muss das aber nicht unbedingt auffallen, denn der Teufel steckt im Detail. Wo genau kommt der Zylinderfehler im Auge her? Wenn die Mitte weitgehend fehlerfrei ist und die Irisblende des Auges tagsüber den fehlerhaften Rand jenseits von ~2mm Durchmesser eh abblendet, dann ist da natürlich kein Zylinderfehler im Strahlengang. Das Steiner hat eine Austrittspupille von 3,8mm, so dass selbst nachts Zylinderfehler außerhalb der ~4mm auf der Pupille nicht ins Gewicht fallen. Wenn dem so ist, so kannst du Dich glücklich schätzen und das Fernglas ohne Brille nutzen. Probier das aber noch mal nachts mit dunkeladaptierten Auge an nicht zu hellen Sternen einfach mal aus.


    Im Bereich der Glassorten hat sich in den letzten 20 Jahren schon noch was getan und auch im Bereich der Vergütung. Ich denke der größte Fortschritt liegt im Berechnen von Optiken mit asphärischen Linsen durch Computersimulation. Das macht sich typisch in größeren Sehfeldern und leichteren Optiken bemerkbar - je nachdem, wo man bei der Optimierung den Schwerpunkt setzt.
    Früher (+25 Jahre) war die Fertigungstechnik für Massenprodukte von aufwändigen Multivergütungen noch nicht so ausgereift wie heute. Aber den Großteil der Aussagen darüber zähle ich zum typischen Marketing-Blabla. Zum einen ist es sicher einfach, ein im Rahmen der Streuung schlecht vergütetes altes Fernglas als Vergleichsobjekt herzunehmen, dessen Vergütung über die Jahre zudem nicht besser wurde (man denke an diverse chemische und physikalische Alterungsprozesse), zum anderen reichen ja schon Nuancen im Messlabor, um solche Aussagen dann zu belegen. Und im Marketing ist ja etwas nicht einfach "besser", sondern immer "um Klassen besser", niemals aber nur "etwas besser". Mit Beiwörtern lässt sich da prima spielen. Ähnliches gilt für irgendwelche Angaben über die Transparenz, die einer z.B. mit 98% misst im Vergleich zu 95% ... steht da auch über welches Spektrum (Wellenlängenbereiche)? Vielleicht war ja die Transparenz aber auf einer bestimmten Farbe 'gewollt' etwas kleiner (und kaschierte damit einen Farbfehler) ... wer weiß.


    Dann gab es mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in China auch eine Phase, wo im Einsteigerbereich aus Preisgründen die Produktion nach Fernost abwanderte bzw. mit miesen Billigstwaren von dort überschwemmt wurden. Die hatten seinerzeit noch Qualitätsprobleme. Umgekehrt öffnete sich der Markt seit den 90er Jahren in Osteuropa/Russland, die durchaus gute Optiken anbieten konnten. Letztlich muss man auf den Einzelfall schauen, was welchen Einfluss hatte. Ein Beispiel: Eine Traditionsfirma im Bereich Fotokameras wie Rollei hat irgendwann meiner Meinung nach den Anschluss im Umstieg von Analog- zu Digitalkameras verpasst und seither nur noch minimal selbst Produkte entwickelt. Kaum vorstellbar, dass deren Objektive deshalb besser wurden. Da wird seitdem mehr nur der Markenname auf ansonsten markenlose zugekaufte Ware aufgeklebt.