Beiträge von Kalle66 im Thema „Leistungsdruck bei Hobby-Astrofotografen zu hoch ?“

    hmm, so ab 20.000 Abonnenten fängt Youtube und Co auch an wirtschaftlich interessant zu werden; ab 1 Mio Follower ist das ein schöner Nebenerwerb bzw. für manche Haupterwerb.


    Richtig ist, dass niemand einem anderen vorschreiben kann, was man bei Fotos machen darf und was nicht. Wünschenswert ist, dass man Manipulationen kenntlich macht, sei es der "Mond (im Norden) über Wanne Eickel" [:D] oder die Verjüngung/Geischtsretousche bei einem Portrait. Inzwischen ist es so, dass selbst Zeitungen oder TV-Sender, die dem Pressekodex unterliegen, dass nicht sauber einhalten: Da startet dann schon mal eine F15 aus dem Archiv von einem inzwischen stillgelegten Flugzeugträger passend zur einer aktuellen Nachricht (zwecks dramatischer Untermalung) ... oder wie war das beim "Desert Storm", als ein Journalist live aus der irakischen Wüste berichtete, ne Viertelstunde später aber 2000 km entfernt in der Kneipe gesehen wurde?


    Die zentrale Frage ist, wollen wir, dass sowas in unserem Forum publiziert wird? Immerhin haben wir hier noch ein gewisses Hausrecht.

    Heinz ... jo,
    "inflationär" ist eines der Probleme, die mit dem Internet auftreten. Sog. "Märchenerzähler" erreichten früher in der Schule grad mal die Klassenkameraden**, aber heute in einem Forum sind es zig-mal mehr. Umgekehrt hat man das Gefühl, es gebe davon heute mehr als früher, einfach weil man auch von Fällen jenseits der eigenen Klasse regelmäßig erfährt. Dazu kommt, dass das Internet nichts vergisst und Betroffene dann mit Fällen konfrontiert werden, die schon längst den Bart Methusalems tragen. Im Ergebnis ein Wahrnehmungsproblem einerseits und ein Reichweitenthema andererseits, das dazu führt, dass man das Gefühl kriegt, man sei von dieser Thematik seit neuestem nur noch umgeben und "früher sei alles besser gewesen".


    **gilt natürlich für andere soziale Umfelder entsprechend: Arbeitskollegen, Verein, Kneipe etc.

    Schon im guten alten "Analog-Zeitalter" war es doch so, dass es in jeder Klasse mindestens einen gab, der ständig im Rampenlicht stehen wollte und sich dazu die haarsträubensten Geschichten ausdachte. Anfangs glaubte man ihm noch ne Woche, später dann gar nicht mehr.


    Der Alltag lehrt uns, dass es nicht wenige gibt, die ohne Hemmungen ihrer totkranken Oma noch ne Lebensversicherung mit 20 Jahren Laufzeit verkaufen täten.


    Rücksichtslosigkeit zeigt sich, wenn Autofahrer keine Rettungsgasse bilden und auf der Autobahn-Gegenfahrbahn auf Schrittgeschwindigkeit runterbremsen um besser gaffen zu können. (Übrigens nichts Neues, sondern ein altbekanntes Problem, siehe die Reporter bei der Gladbecker Geiselnahme in der Kölner Innenstadt).


    Die Bereitsschaft zum Betrug, zur Täuschung ist in Gesellschaften recht konstant vorhanden, genauso wie Altruismus (selbstloses Handeln, sich um das Wohlergehen anderer kümmern, jenseits eigener Kinder). Übrigens können Leute beides gleichzeitig verkörpern, je nach Situation, mal so oder so.


    Urheberrechtsverletzungen gelten fast als Kavaliersdelikt; die Anwälte, die diesbezüglich massenweise abmahnen, sind in den Augen vieler die eigentlichen Übeltäter. Was für eine verkehrte Welt.


    In Kreativbereichen - dazu gehört nun mal die Astrofotografie - gibt es kein "schneller, höher, weiter" mit messbaren Ergebnis. Konkrete Leistungsvorgaben, die Leistungsdruck bewirken könnten gibt es somit nicht. Hier geht es manchen um Anerkennung während andere das Hobby als Ausgleich zu anderen Tätigkeiten betreiben und Bilder bestenfalls persönlich bekannten Freunden mal zeigen.


    Leistungsdruck ist etwas, dass sich am Ergebnis orientiert und gerade nicht danach fragt, wie die Leistung erbracht wird. Ehrgeiz, Anerkennung und sogar Neid sind Motivationsfaktoren, genauso wie Erfolgsprämien oder Kündigungsdrohungen bei Misserfolg. Was solche Faktoren auf den Stresslevel bewirken, ist eine andere Sache. Den größten Leistungsdruck haben Menschen, wenn es um das tägliche Überleben geht. Dagegen ist das, was wir heute "Leistungsgesellschaft" nennen, ein Luxusproblem.



    PS:
    (==>)Heinz:
    Abkürzungen:
    i.e.S = im engeren Sinne (nicht "im eigentlichen Sinne") vs. i.w.S. = im weiteren Sinne
    ... und
    "eigentlich" ... wer das Wort benutzt, meint oft die Ausnahme, das Gegenteil: eigentlich lief alles gut, aber ... diesmal nicht. Gleiches gilt für "grundsätzlich". Jeder der täglich im Beruf Schriftsätze aufsetzt, ist gut beraten diese beiden Wörter aus seinem aktiven Wortschaft zu streichen. Stell dir einen Brief von der Bank vor: "Grunsätzlich sind sie kreditwürdig ... aber ..." Das geht auch kürzer und eindeutiger (für alle): "Sie sind nicht kreditwürdig".