Beiträge von lx200gps im Thema „Baader Morpheus - ein Testbericht“

    Hallo,


    als ich hatte vergangenes Wochenende die Gelegenheit, die Morpheus weiter zu testen. Leider konnte ich nicht direkt mit den ES 82° vergleichen, nur das 30mm ES 82° hatte ich da.


    Testobjekt 1 - Der Mond:
    Am Mond war die Leistung der Morpheus Klasse. Im Zentrum ein extrem scharfes und kontrastreiches Bild. Im Vergleich mit meinen alten Expanse oder AstroProfessional LE hatten diese absolut keine Chance. Einen solchen detailreichen und vor allem kontrastreichen Blick auf den Mond hatte ich bisher noch nie. Am Mond konnte die Randschärfe recht gut beurteilt werden. Die ist am 14mm Morpheus in der Tat etwas schlechter als bei den anderen Brennweiten, die ich hier habe. Auch fällt zum Rand hin ein leichter Gelbstich auf. Das soll allerdings bei Weitwinkelokularen normal sein und betrifft das 30mm ES 82° z. B. noch deutlich mehr. Selbst im 4,5mm Morpheus hatte ich in Kombination mit dem 8" f/5 ein sehr kontrastreiches Bild, welches zum Rand hin nur unwesentlich schlechter wurde. Reflexe konnte ich mit den Morpheus am Mond keine feststellen.


    Testobjekt 2 - Messier 13:
    Auch an M13 probierte ich die Palette der Morpheus durch. Hier bestätigte sich der leichte Abfall des 14mm gegenüber den anderen Brennweiten. Das 14mm zeigte am Rand eine leichte Unschärfe, die anderen Brennweiten nur die typische Newton-Koma. Im Vergleich zum 30mm ES 82° kann dieses bei der Randschärfe aber merkbar nicht mithalten. M13 zeigte sich in den Okularen sehr kontrastreich und war sehr fein aufgelöst, was sicher zum Teil auch der Optik zuzuschreiben ist.


    Positiv fiel wieder das Einblickverhalten auf. Das bereitete mit und ohne Brille keine Probleme. Da ich direkt an einer Straße (nicht stark frequentiert) beobachtete, kann ich auch eine Beurteilung der Streulichtempfindlichkeit abgeben. Hier ergaben sich keine negativen Auffälligkeiten. Die Augenmuschel schützte gut davor.


    Für mich sind die Morpheus sehr gute Allroundokulare mit keinen wirklichen Schwächen und vielen Stärken. Sie werden ab jetzt ihren fixen Platz in meinem Okularkoffer haben und sind in meinen Augen jeden Cent wert.


    cs
    Markus

    Hallo,


    also Mittwoch Abend war es wirklich klar und ich konnte trotz eisiger Kälte bei -10° die Morpheus ein wenig weiter testen. Heute Abend soll es wieder eine klare Nacht bei "nur" -5° geben. Da werde ich mit den Okularen mal den Mond anvisieren. Teil 2 vom Bericht dann demnächst an dieser Stelle.


    cs
    Markus

    Hallo,


    (==>) Alex: Danke für den Input. Meine Morpheus haben auch die verschraubbare Augenmuschel. Da ich die M43 Verlängerung immer drauf habe und die Augenmuschel ausgeklappt lasse (so habe ich ohne Brille den bequemsten Einblick), mache ich mir da auch keine Sorgen. Die M43 Verlängerung ist wohl auch dazu gedacht, den Augenabstand ohne Brille richtig einzustellen. Die ist auch für mich Gold wert [:)]


    (==>) Holger: Ich habe nie durch die 92° LER ES geschaut, aber rein von den Daten sind das Okulare mit sehr angenehmen (brillentauglichen) Augenabstand. Allerdings mit 2kg am Bino (2kg würden dann auch die APM wiegen), das finde ich schon heftig. 2 Morpheus wiegen da nur ein gutes Drittel [;)]


    Für morgen Abend war bei mir übrigens (irgendwann) mal klarer Himmel angekündigt. Das wird jetzt wohl nichts, obwohl es mir auch für Merkur und Venus gut gepasst hätte. Neue Chance am Mittwoch. Drückt mir die Daumen. [:D]


    cs
    Markus

    Hallo in die Runde,


    ich war jetzt die letzten Tage leider offline, aber da hat sich ja echt eine schöne Diskussion entwickelt, die glaube ich sehr hilfreich sein kann, wenn man sich über die Morpheus informieren möchte.


    Dass das 9 mm Morpheus in Wahrheit ein 9,x mm Okular sein könnte, daran habe ich bis jetzt gar nicht gedacht. Aber das ist natürlich möglich. Für kommende Woche kündigt sich bei mir seit langem wieder mal eine klare Nacht an. Vielleicht klappt es ja und ich kann die Morpheus endlich am Nachthimmel ausgiebig testen. Vielleicht kann ich die ES noch einmal auftreiben.


    (==>) Walter: Mit den Morpheus hatte ich übrigens keinerlei Probleme mit der Brille. Also zur Okularlinse ist genügend Abstand. Wenn es rein um das Einblickverhalten geht, sind die Morpheus für mich der klare Gewinner. Das ES82° (8,8 mm) ist sehr knapp, was den Augenabstand betrifft. Mit Brille hatte ich mit diesem Okular keine Chance. Also es ging schon, war aber sehr unkomfortabel, da die Brille richtig fest an das Okular gedrückt werden musste. Da ist das Morpheus deutlich angenehmer. Der Komfort würde in meinen Augen hier die 0,2 mm (theoretisch)bzw. 0,x mm (praktisch) Brennweitenunterschied klar wettmachen.


    (==>) Alex: Du schreibst was von einer neuen Augenmuschel. Ich gehe mal davon aus, dass ich auch die aktuelle habe. Mir kommen die aber immer noch sehr dünn vor ...


    cs
    Markus

    Hallo,


    ich bin vor einiger Zeit vor der Entscheidung gestanden, welche neuen Okulare in meinen Okularkoffer wandern sollten. Der Grund war die Aufrüstung auf einen schnellen Newton, der sich mit meinen bisherigen Okularen nicht vertrug. Bis dahin beobachtete ich mit einem TS WA32mm Okular und verschiedenen TS Expanse Okularen. Der Newton machte allerdings einen Neukauf notwendig. Bisher habe ich immer nur Gutes von den Explore Scientific (ES) Okularen gehört. Aber auch die relativ neuen Baader Morpheus machten mich neugierig. Zu den ES Okularen kann man zwar recht viel an Erfahrungsberichten lesen, die Morpheus dagegen kommen in den Foren bisher kaum vor, obwohl sie auch schon einige Zeit am Markt sind. Grund genug für mich, die Morpheus mal testweise zu bestellen und ausführlich zu testen. Als Vergleich dienten übrigens die ES 82° Okulare eines Kollegen. Diesen Testbericht möchte ich hier mit euch gerne teilen. Eines gleich vorweg: Ich wurde weder beauftragt, diesen Test hier zu schreiben, noch stehe ich in irgendeinem Kontakt zur Firma Baader Planetarium. Der Test entstand rein aus Eigeninteresse und hatte – bis auf das Teilen hier mit euch im Forum – auch nur persönliche Vorteile.


    Der Test bezieht sich auf die Morpheus Okulare der Brennweiten 14mm, 9mm, 6.5mm und 4.5mm. Das ganz neue 17.5mm und auch das 12mm Morpheus konnte ich nicht testen. Getestet wurde an einem 8“ f/5 Newton von GSO.



    <b>Das Auspacken:</b>
    Voller Vorfreude packte ich die Morpheus Okulare aus. Jedes Okular kam in einem eigenen schwarzen Karton mit einem farbigen Etikett (je nach Brennweite). Der Lieferumfang ist sehr umfangreich: Eine zweite Augenmuschel mit Streulichtschutz, eine M43 Verlängerung, eine Okulartasche mit Brennweitenclip und ein zusätzlicher Deckel. Die Verarbeitungsqualität der Okulare ist typisch Baader sehr gut. Da gibt es nichts zu bemängeln. Im Vergleich dazu geben sich aber auch die ES 82° nichts. Der Lieferumfang ist hier zwar deutlich kleiner (nur das Okular), die Verarbeitungsqualität ist aber auf einem ähnlichen Niveau. Aufgefallen ist mir, dass bei den ES die Augenmuschel etwas stabiler wirkt. Beim Baader ist diese dünner. Ich lasse sie daher immer im ausgeklappten Zustand und verwende den 2. Okulardeckel. Dieser hat einen kleineren Durchmesser und passt so perfekt für die ausgeklappte Augenmuschel.



    <b>Der erste Test (Tageslicht):</b>
    Als erster Test am Taghimmel diente ein etwa 150m entfernter Baucontainer mit einem Schild der Baufirma mit kleiner Schrift und einigen Rissen. Das war ein gutes Testobjekt auch bezüglich der Schärfe und dem Kontrast.


    Das erste, was mir bei den Morpheus aufgefallen ist, war das sehr angenehme Einblickverhalten. Der Einblick ist ohne, aber auch mit Brille (ich bin Brillenträger, kann aber ohne beobachten) sehr angenehm, wobei ohne Brille die M43 Verlängerung verwendet werden muss, da man sonst mit dem Auge in der Luft schwebt. Mit Verlängerung kann man das Auge bequem an die Augenmuschel anlehnen. Der Einblick ist sehr ruhig, Kidney-Beaning Effekte konnte ich beim Test keine feststellen. Ich hatte keine Probleme, das Bild zu halten. Die ES 82° können hier im direkten Vergleich nicht mithalten. Der kürzere Augenabstand sorgt dafür, dass das Auge stärker an die Augenmuschel gepresst werden muss. Ein Einblick mit Brille war bei den ES 82° nicht mehr angenehm. Auch neigten die ES eher zu Kidney-Beaning.


    Das echte Gesichtsfeld der Okulare habe ich nicht vermessen. Beim Test am Tag stellte sich jedoch heraus, dass das Morpheus bei gleicher Brennweite nur das minimal kleinere Feld zeigt. Wenn die 82° des ES stimmen, dann dürften die Morpheus eher in Richtung 80° gehen, statt der angegebenen 76°. Besonders deutlich war dies beim 9mm Morpheus im Vergleich zum 8,8mm ES. Das ES sollte in der Theorie das etwas größere Feld zeigen, tat es aber nicht.
    Ein interessanter Effekt ist mir auch noch aufgefallen: Beim Blick durch das Morpheus hatte ich immer das Gefühl, mehr vom Feld ohne Kopfbewegung zu sehen, als beim ES. Als ich gezielt darauf achtete, war das Feld aber dasselbe. Das kann natürlich ein rein persönlicher Effekt bei mir sein oder es liegt an der größeren Augenlinse des Morpheus.


    Nun sicher zum interessantesten Punkt, zur Abbildungsqualität. Im Zentrum geben sich das Morpheus und das ES praktisch nichts. Beide erreichen hier eine sehr gute Schärfe und einen hohen Kontrast. Die Risse im Schild auf dem Baucontainer waren in beiden Okularen perfekt erkennbar. Zum Rand hin bildet das Morpheus dann doch deutlich schärfer ab. Also in den äußeren 25% des Feldes ist der Unterschied zu Gunsten des Morpheus klar erkennbar. Das Morpheus zeigt am Gesichtsfeldrand quer durch alle Brennweiten auch deutlich weniger Chromasie, die beim ES 82° am Rand schon sehr auffällig war. Die Farbwiedergabe ist beim Morpheus natürlicher. Das ES verschiebt die Bildfarben in etwas wärmere Töne.



    <b>Der erste Test am Nachthimmel:</b>
    Bisher hatte ich nur eine relativ kurze Wolkenlücke und da konnte ich nur das 9mm Morpheus gegen das 8,8mm ES 82° vergleichen. „Testobjekt“ war einfach eine sternreiche Gegend. Im Wesentlichen bestätigten sich alle Eindrücke vom Taghimmel auch am Nachthimmel. Im Zentrum geben sich beide Okulare nichts, zum Rand hin ist das Morpheus dann schon sichtbar besser. Das wahre Gesichtsfeld ist bei beiden Okularen bis auf Nuancen praktisch gleich. Der Einblick gestaltet sich beim Morpheus auch bei Nacht deutlich einfacher. Der Effekt des „Mehr auf einmal“-Sehens stellte sich bei mir beim Morpheus auch am Nachthimmel ein. Die Chromasie des ES fällt am Nachthimmel nicht so auf, wie am Taghimmel. Dazu müsste ich aber eventuell auch einmal hellere Objekte testen. Die Anfälligkeit auf Reflexe testete ich an diesem Abend nicht, das werde ich aber sicher nachholen.



    Für mich reichten diese Eindrücke, um mich für die Morpheus zu entscheiden. Der Unterschied zwischen beiden Okularen beträgt keine Welten, das Gesamtpaket des Morpheus ist für mich aber einfach besser. Auch in einigen Detailpunkten ist dieses Okular einfach eine Nuance besser als das ES 82°.


    Allerdings werde ich bei nächster Gelegenheit auch die anderen Brennweiten ausführlich am Nachthimmel vergleichen und auch die Reflexanfälligkeit untersuchen. Dann melde ich mich noch einmal.


    Ich hoffe, ich konnte dem ein oder anderen damit ein wenig weiterhelfen. Sollten sich Fragen ergeben, nur her damit! :)


    cs
    Markus