Beiträge von Marcus_S im Thema „Baader Morpheus - ein Testbericht“

    Moin Markus!


    Dankeschön für den Bericht! Ich bin auf Deine weiteren Eindrücke gespannt. Wenn ich darf, dann würde ich gerne ein paar meiner bisherigen Eindrücke zu dieser Okularserie anhängen. Systematische Vergleiche mit Edel-Okularen habe ich aber (noch) nicht unternommen, fühle mich dazu aber auch nicht wirklich kompetent.


    Auf der Suche nach brauchbaren brillenträgertauglichen Bequem-Weitwinkelokularen, die nicht grün beschriftet sind (der Geiz setzt da irgendwo doch eine Grenze), bin ich in dem in dieser Hinsicht doch recht übersichtlichen Angebot auf die Morpheuse gekommen.


    Auf Verdacht habe ich mir im Oktober als erstes Morpheus das 6,5 mm für den 5" f/7 Refraktor angelacht, ursprünglich dazu gedacht, um damit so an die 1 mm AP zu kommen und ein wenig Mond zu gucken. Mir macht das Okular einfach nur Spaß: Einblickverhalten mit Brille für mich absolut bequem (ungefähr wie ein Hyperion 10 mm), Bild scharf und kontrastreich. Besonders überraschte mich aber die empfundene fantastische Transparenz des Okulars, so daß ich das auch in ein paar Nächten an einigen Nebelchen und Galaxien erfolgreich ausprobierte. Im Vergleich zum geliebten 10er Hyperion empfinde ich die Abbildung einiger Objekte irgendwie als deutlich "leuchtender" (kann ich schlecht beschreiben). Mit dem Mond gerade außerhalb des Gesichtsfeldes konnte ich kein Streulicht feststellen. Ob da am letzten Rand irgendwelche Farbspuren zu erkennen sind hat mich bisher nicht interessiert, störend aufgefallen ist mir da nichts. Und ob die Okulare exaktestens randscharf abbilden, mögen diejenigen beurteilen, die weniger verbeult gucken als ich.


    Jedenfalls hat der Eindruck gereicht, daß ich mir kurz danach als "Standardarbeitsokular" das 12,5 mm dazugekauft habe. Das Einblickverhalten empfinde ich als gut, aber doch als ein wenig nervöser als beim 6,5 mm. Aber auch beim 12,5 mm bin ich mit der Abbildung rundum zufrieden, der Bildeindruck ist für mich genauso schön wie im 6,5 mm. Ich meine, im Vergleich zum Hyperion 10 mm an M 42 mit dem 12,5 mm am 5" mehr faserige Details und schwache Nebelausläufer erkannt zu haben. Um die Streulichtarmut abzuschätzen habe ich auch so einige Minuten in die Plejaden geguckt und meine, die Lichthöfe um die Sterne deutlich unterschiedlich hell gesehen zu haben, am hellsten waren die Höfe um Merope. Und die Aufhellung um Merope schien ein wenig "viereckoid".


    Um das Sortiment abzurunden und um etwas mehr AP zu erreichen habe ich dann die Sammlung neulich noch um das frische 17,5 mm ergänzt, das ich aber bisher erst einmal wenige Minuten am 72 mm f/6 am Mond ausprobiert habe. Diesen ersten kurzen Bildeindruck empfand ich als überwältigend gut. Im Dunst ein paar Sterne angesehen, um das Einblickverhalten zu erkunden: nach dem ersten Kurztest für mich ungefähr genauso angenehm wie das 6,5 mm. Bei diesem Okular meine ich (mit Brille beobachtet) aber so etwa in dem äußeren Viertel des Gesichtsfeldes bei den 432 mm Brennweite des Apos (wegfokussierbare) leichte Unschärfen durch die Bildfeldwölbung wahrgenommen zu haben.


    Auch wenn das natürlich ein völlig schiefer und krummer und unzulässiger Vergleich ist (weil völlig unterschiedliche Okulare und wegen Vergrößerung und AP und Hintergrundhelligkeit und so weiter...), egal: wenn ich nun am 5" nach dem Aufsuchen mit einem 27 mm Panoptic auf das 12,5 mm Morpheus wechsele, dann habe ich mit den beiden Okularen den gleichen Genuß am Betrachten des Objektes und den gleichen positiven Eindruck von der Abbildungsqualität und habe nicht den Eindruck, mit unterschiedlichen "Klassen" an Okularen zu beobachten.


    Und als sehr angenehm empfinde ich, daß ich nun kein Gehampel mit Reduzier-Adaptern mehr habe: durchgehend bis runter zu 1 mm AP direktes Einstöpseln in einen 2" Clicklock-Zenitspiegel und gut ist das. Geht auch bei Frost alles mit dünnen Handschuhen problemlos zu hantieren. Die unterschiedlichen Fokuslagen im Vergleich zu den Aufsuchokularen stören mich dabei (noch) nicht.


    Sowohl das 6,5 mm als auch das 12,5 mm haben sich bei mir in einigen Nächten als sehr gelungenes Werkzeug gezeigt, das man einfach und selbstverständlich benutzen kann, ohne irgendwie drüber nachzudenken oder durch Unzulänglichkeiten der Optik abgelenkt zu werden. Okular einstöpseln, Auge davorhalten, entspannt beobachten und sich auf das Objekt konzentrieren.


    Was mich aber an den Okularen stört: frisch und kräftig "aufgeladen" ist mir die eigentlich ja ganz pfiffige phosphoreszierende Beschriftung viel zu hell und blendend. Intensives Beobachten unter Lichtschutztuch fällt für mich dann aus. Die Phosphoreszenz hält dann für mich störend hell so etwa eine Stunde an, die kann man ja nicht löschen. Also überprüfe ich den Okularkoffer vor Abfahrt nicht bei praller Beleuchtung.


    Achso: meine Brillengläser knirschen auf den Okularlinsen nicht. Geht gerade eben so, es bleibt bei heruntergeklappter Augenmuschel vielleicht so 1 mm Luft. Und gegen Seitenlicht stülpe ich mir bei Bedarf sowieso ein dunkles T-Shirt über den Kopf, dann brauche ich das unbenutzte Auge auch nicht zuzukneifen.



    Viele Grüße von


    Marcus