Beiträge von Kalle66 im Thema „2 Meter Projekt“

    Moin, liebe Mitleser ...
    namibj hat sich da was vorgenommen und die ATM-Gemeinde kann sich ausmalen, dass so ein Projekt nicht einfach ist.


    Damit das hier im Forum nicht ausartet, denn ich lese vermehrt Ironie und Sarkasmus in diversen Anspielungen, bitte ich um Sachlichkeit.


    (==>)namibj
    Mit Deinem Überoptimismus scheint mir Dein Projekt zum Scheitern verurteilt. Ich sehe da mehrere Baustellen und versuche davon jetzt ein paar aufzuzählen.


    Design eines Phototeleskops bzw. visuellen Teleskops mit 2m Öffnung:
    Bisher hast Du dazu noch keine vernünftigen Eckdaten genannt und redest - salopp gesagt - über ungelegte Eier. Das einzige, was ich hier so herauslesen konnte, ist, dass das Teil Containergröße haben wird. Fangen wir doch bitte von vorne an. Bitte erstelle eine Skizze über den Strahlengang aus dem Brennweite, Anzahl der Spiegel (ob Newton, Cassegrain etc.) hervorgehen. Danach kann man dann auch vernünftig über Einsatzweise, sinnvolle Auflösung, sinnvolle Vergrößerungen etc. reden. Über Grenzen der Auflösung wegen Seeing (Szintillation der Atmosphäre) wurde ja schon diskutiert.


    Mechanik:
    Ich habe den Eindruck, dass Du noch keine konkreten Vorstellungen über die Problematik der Lagerung von segmentierten Spiegeln hast. Mein persönlicher Tipp: Fang hiermit an, versuche einfach mal 2 kleine 20cm-Spiegel so zu kombinieren, dass diese zu einem gemeinsamen Abbild beitragen. Klebe die kleinen Spiegel notfalls einfach so weit ab, dass diese nicht asphärisch, astigmatisch poliert sein müssen. Nebenaufgabe: Rechne Dir aus, wie weit man sie abkleben muss, wovon das abhängig ist. Vielleicht wird Dir dann klar, warum keine Sternwarte in der Welt jemals einen 2m-Spiegel in Segmentbauweise gebaut hat.


    Herstellung der Optik:
    Wenn Dir die Bedeutung von Nanometer-Genauigkeit im Rahmen der Mechanik oben klar geworden ist, wird Dir sicher auffallen, dass diese Genauigkeit auch für die Oberfläche des Hauptspiegels gilt und dies nicht "eben mal" durch einen Polier-Plotter gelöst wird. Das Problem fängt an mit den zu überwachenden Parameter und was "Polieren" im prozesstechnischen Sinne eigentlich ist. Dein Problem fängt schon damit an, dass Du die tatsächliche Oberflächenform erst mal ermitteln musst, um dann prozesstechnisch gegenzusteuern. Das ist nicht trivial und wird umso schwieriger, je schneller als Öffnungsverhältnis ist. Hierzu erinnere ich an das Hubble-Space-Teleskop; Selbst die NASA hatte sich bei dem 2,5m-Hauptspiegel seinerzeit "vermessen" und konnte das Weltraumteleskop nur durch eine "Brille" retten. Und das passierte ganz sicher nicht, weil die blöd waren, sondern weil es "schwierig" ist.


    Warum schreibe ich das?
    Weil Du bislang großspurig über diese Aspekte hinweggegangen bist und ankündigst, diese Probleme im ersten Anlauf - quasi nebenbei - lösen zu können. Und das passt nicht ganz zu meinen Erfahrungen und Erlebnissen, insbesondere zu dem, was alle, die ich kenne, in diesem Zusammenhang erlebt haben. Und deren Hauptspiegelabmessungen betragen nur ein Bruchteil Deines Projekts.


    Ich halte Deinen Eingangsvorschlag, dass Du probeweise einen 8"-Newton selbst schleifst/polierst und baust, für ideal. Wenn der 8-Zöller fertig ist, dann sehen wir weiter. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass etwas nicht möglich ist. Ich kenne mehrere Astrokollegen, die als Erstlingswerk gleich einen Newton jenseits der 20-Zoll-Grenze realisiert haben. Die haben nicht lange herumdiskutiert, sondern einfach losgelegt und fragten zu ganz konkreten Problemen hier und da mal zurück und ließen sich Tipps geben.

    Ralf,
    wenn's um Lichtmenge geht ... stell einfach x Teleskope parallel auf, sammle die Bilder ein und stacke sie. x Einzelbilder hast du dann in 30 Sekunden [:D] Das lässt sich auch beliebig skalieren, hmm, nicht ganz ... irgendwann wird der Aufstellplatz knapp und die Erdkrümmung .... [:D][:D][:D]

    namibj,
    um die Sache nicht zu kompliziert zu machen ...


    wie wärs, wenn du 7 kleine runde 20cm-Spiegel so dimensionierst und polierst, dass du sie als Probespiegel für Deinen 2m-Dobson nutzen kannst, also im Sechseck mit Mitte im 90cm Raster. Das gäbe genau 2m von Außenkante des einen 20cm-Spiegel bis zur Außenkante des gegenüber liegenden. Bei f2 = 4m Brennweite dürften die 20cm-Dinger selbst sphärisch bleiben (Brennweite der äußeren 6 weicht zur Brennweite des Mittelspiegels minimal ab)** und Du kannst dich voll auf die aktive Lagerung der Segmente konzentrieren. Wenn Du sie so kollimiert kriegst, dass sie interferometrisch ein Gesamtbild schaffen, hättest du ein Proof-of-Konzept und könntest damit testen, was die Gesamtauflösung Dir bringt, was ein Komakorrektor bringt etc. Dann kannst Du anschließend immer noch hingehen und 7 Segmente a 90cm polieren. Oder ca. 70 Segmente a 20cm. Ich habe da keine Ahnung, was Dir vorschwebt. Die Segmentierung bringt arbeitstechnisch nur was, wenn jedes Einzelsegment deutlich einfacher herzustellen ist, sprich sphärisch bleiben darf.


    Meine Einschätzung bleibt aber: Ein 2m-Spiegel, dünn und biegsam ist unterm Strich einfacher herzustellen und ganz sicher einfacher in einem Teleskop zu platzieren als z.B. ein 7er-Pack oder, was Dir vorschwebt.


    **
    Das musst du noch mal kalkulieren, ob sphärisch da ausreichend ist für f/2. Aber man könnte sie zumindest so abkleben, dass sphärisch ausreicht. Sind ja nur Probespiegel.

    Hi namibj,
    es gibt gute Gründe, warum selbst die "Profis" bis ~8 m Öffnung keine Spiegelsegmente genommen haben, sondern beim "guten alten Mono-Spiegel" geblieben sind. Oder anders ausgedrückt: Bis in die 80er Jahre keine Teleskope größer als 8m geplant haben ...


    Mein Stichwort dazu:
    Spiegelzelle mit "Nanometergenauigkeit" zum Lagern der Segmente.


    Mach Dir mal Gedanken darüber, wie stark sich ein Stahlrohr oder Winkelprofil staucht, dehnt oder verbiegt, aus dem Du die Spiegelzelle konstruieren möchtest und wie genau die Spiegelsegmente zueinander platziert sein müssen, damit die Gesamtoberfläche so auf Lambda-Achtel kommt.


    Oder vorweg: Wie willst Du Lageänderungen der Segmente untereinander überhaupt feststellen?


    Viel Spaß dabei ... nichts ist unmöglich ... nur leider vielleicht nicht ganz so einfach, wie man denkt.