Beiträge von Atlas im Thema „Das fernste Schwarze Loch im Kosmos“

    Hallo Jörg,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">die Debatte dazu wird ja mit heftiger Leidenschaft geführt<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das hast Du sehr wohlwollend ausgedrückt. Ich würde sagen, was in diesem Blog stattfindet, ist ein unwürdiges Gezänk. Das ist das Gegenteil eines wissenschaftlichen Diskurses. Ich wundere mich nur, daß Maeder sich überhaupt bereit gefunden hat, dort etwas zu schreiben.


    Ich glaube, bei der DM Diskussion muß man sich vor Augen halten, daß sie unsymmetrisch ist. Es geht nämlich nicht um Bestätigung oder Widerlegung der DM Hypothese durch Experimente, denn sie ist experimentell gar nicht widerlegbar. Denn wenn man nichts gefunden hat, kann man immer sagen, die dunklen Teilchen seien eben so massereich, daß wir mit unseren gegenwärtigen Beschleunigern nicht an sie ran kommen. Das hört man ja oft, und das wird man in 100 Jahren auch noch sagen können, egal wie groß unsere Beschleuniger dann sind. Beweise der Nichtexistenz lassen sich wohl in der Mathematik führen, aber in der Physik ist es oft nicht möglich, nämlich immer dann, wenn die postulierte Realität so unspezifisch ist, daß es kein experimentum crucis gibt. Deshalb trägt hier immer derjenige die Beweislast, der die Existenz von etwas behauptet, nicht der, der sie bezweifelt.


    Und deswegen verdient meines Erachtens jeder Versuch, die Beobachtungen aus der bekannten Physik heraus zu erklären, Aufmerksamkeit. Ich bin also gespannt, ob Maeder noch etwas Interpretation des CMB liefern wird, oder ob sein Vorschlag dazu nichts austrägt. Möglicherweise gehen in die DM Interpretation des CMB ja auch jene relativistischen Gleichungen ein, die er skaleninvariant umformulieren will. Vielleicht haben die Schwingungen im CMB und die Rotationskurven der Spiralgalaxien aber auch gar nicht die gleiche Ursache. Selbst die Freunde des „dark sector“ postulieren inzwischen ja ganz verschiedene Arten von DM: heiße, warme, kalte, solche die mehr klumpt und solche die weniger klumpt, solche ohne Selbstwechselwirkung und solche mit, solche die zerfällt und solche die stabil ist ….


    Deshalb: „Prüft alles und behaltet das Beste!“ – Hat glaube ich der Apostel Paulus schon gesagt.[:)]


    Viele Grüße
    Johannes

    Hallo Jörg,



    Schwarze Löcher wären sogar sehr willkommen als Kandidaten für nicht-baryonische, dunkle Materie, denn wir wissen, daß sie existieren, und sie beruhen auf bekannter Physik, nämlich der ART. Andere Kandidaten dagegen sind völlig spekulativ, vor allem jene Art von Teilchen, die angeblich nur gravitativ wechselwirken. Sie kommen im Standardmodell der Teilchenphysik nicht vor, und wir kennen nichts, das ihnen irgendwie entspräche. Ihre angeblichen Eigenschaften sind exotisch, z.B. daß sie nie aneinanderstoßen und deshalb bei der gravitativen Kompression keinen Gegendruck aufbauen. Weil man aber keine Gegenkontrolle durchführen kann, darf sich jeder Theoretiker aussuchen, welche Eigenschaften er gerne hätte. Wenn Du mal die aktuelle Literatur durchsiehst, merkst Du bald: Da gibt es nichts, was es nicht gibt.


    Man könnte nun weiter fragen, ob gigantische schwarze Löcher einen Teil der sogenannten DM bilden, oder sogar alles. Letzteres wohl nicht, weil die DM in den großen Spiralgalaxien ja radial wirken soll, was ein sehr großes schwarzes Loch außerhalb des Zentrums nicht könnte.


    Von Maeder, über dessen Ideen wir in dem anderen Thread diskutiert haben, ist mehrfach verlangt worden, daß er auch über das Temperatur-Leistungsspektrum des CMB etwas sagt, und darauf darf man gespannt sein. Denn im CMB meint man die deutlichsten Hinweise auf DM zu finden, und dann müßte sie von Anfang des Universums an existiert haben. Erstens lasse sich nämlich die Existenz von Schwingungen im CMB überhaupt nur durch Ungleichmäßigkeiten der dunklen Materie erklären, weil die Dichte der baryonischen Materie zu gering gewesen sei, um gravitative Instabilitäten in ausreichendem Maß zu erzeugen. Zweitens seien die akustischen Schwingungen, insbesondere die Erhöhung des dritten Peaks ein deutliches Zeichen für die Existenz und die bestimmte Dichte von DM zur Zeit der Entkopplung der Photonen von den Baryonen. Eine entsprechende Graphik findet man hier:
    http://background.uchicago.edu…ntermediate/driving2.html


    Möglicherweise ist die DM, deren gravitative Effekte angeblich im CMB sichtbar werden, vollständig durch primordiale schwarze Löcher repräsentiert. Dann könnte vielleicht sogar alle vermeintliche DM aus schwarzen Löchern verschiedener Größe bestehen. Allerdings muß man dann auch die Inflationstheorie akzeptieren, denn die Existenz primordialer schwarzer Löcher läßt sich – wenn überhaupt – dann nur durch Fluktuationen in der Inflationsphase erklären. Aber das ist auch wieder nur Spekulation, obwohl schwarze Löcher besser sind als supersymmetrische Teilchen, WIMPS und dergleichen.


    Viele Grüße
    Johannes