Beiträge von lots im Thema „Buchrezension Bildatlas der Galaxien“

    Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
    Verlag: Franckh Kosmos Verlag; Auflage: 1 (13. April 2016)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3440150453
    ISBN-13: 978-3440150450
    Größe und Gewicht: 24,2 x 3,6 x 28,7 cm / 2226 g
    Preis: 50€


    Hallo Astrofreunde,


    in stabiler Einband, gutes Papier, ein technisch einwandfreier Druck und sehr viele Fotos in guter Qualität. Ein sehr gut gemachtes Buch über Galaxien. Die Beschreibung sagt "Erstmals wird die Natur der Galaxien anhand der weltweit besten Amateuraufnahmen beschrieben." Das stimmt nicht so ganz. Ein Amateur besitzt wohl nicht das "Skinakas Observatorium" oder das "Mount Lemmon SkyCenter". Richtig ist, die Mehrheit der Fotos sind von ambitionierten Amateuren, einige stammen aber auch von Sternwarten. Wer also eine Auswahl für eigene Fotos sucht und nur einen 5-stelligen Betrag für seine Ausrüstung ausgegeben hat, sollte sich das Buch nicht als Maßstab nehmen. Wer sich einfach an der Schönheit des Weltalls erfreuen will oder etwas Physik lernen möchte, dem sei das Buch wärmstens empfohlen.


    Eine allgemeinen Einleitung befasst sich knapp mit der Morphologie von Galaxien, ausgehend von dem hergebrachten Hubbleschen Stimmgabeldiagramm, überleitend zu dem modernen Systemüberblick nach de Vaucouleurs, aus dem sich dann die Systematik der nachfolgenden Bildkapitel ergibt: 66 Spiralgalaxien, 62 Balkenspiralgalaxien, 14 elliptische Galaxien, 65 irreguläre Galaxien, 16 Zwerggalaxien, 19 Ringgalaxien, 53 Galaxiengruppen und Galaxienhaufen, 10 aktive Galaxien, Quasare und Gravitationslinsen – ein beeindruckendes Programm. Es ist klar, dass die Zuordnung mitunter nicht eindeutig ist – die schöne face-on-Spiralgalaxie M 77 beispielsweise findet man nicht im Spiral-Kapitel, sondern wegen ihres AGN bei den aktiven Galaxien. Der Sache tut das aber keinen Abbruch.


    Den einzelnen Kapiteln steht jeweils eine Einleitung voran, die sich mit den spezielleren Aspekten des Galaxientyps befasst. Dabei geht es vermehrt um astrophysikalische Aspekte der Entstehung, Dynamik und Entwicklung von Galaxien, Strukturmerkmale, Sternpopulationen, und ausgehend von der inneren Kinematik auch um die Fragen dunkler Materie, die bereits in die Kosmologie verweisen.


    Im eigentlichen Bildatlas finden sich vorzügliche Abbildungen der vorgestellten Objekte, durchweg nicht an großen Forschungsobservatorien erstellt, sondern mit Instrumenten, die im Prinzip, wenn auch größtenteils mit erheblichem Kostenaufwand, dem engagierten Amateur oder einer gut ausgestatteten privaten oder Vereins-Sternwarte zur Verfügung stehen. Die Qualität der Abbildungen übertrifft fast alles, was an erdgebundenen Sternwarten bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein überhaupt möglich war. Dieser Bildband ist, so betrachtet, ein Dokument des Triumphs elektronischer Bildsensoren, die vor allem in der Bilddynamik die früheren photochemischen Verfahren in den Schatten stellen, also bei der gleichzeitigen Erfassung heller Bildteile (Kernregionen) und zarter Abstufungen in schwächeren Details (Strukturen in Spiralarmen, Verdichtungen, Gezeitenarme etc.), und in der Farbdarstellung sowieso. Die Aufnahmen werden auf derselben Seite jeweils ergänzt durch kurze Artikel zu Besonderheiten der betrachteten Galaxie; ferner durch einen kurzen Überblick auf Himmelskoordinaten, Helligkeit, Aufnahmeort und Bilddaten.


    Fazit: Dieses Buch sollte in keiner Büchersammlung fehlen.


    Gruß
    Lothar