Beiträge von Kalle66 im Thema „Risiko Astromodifikation?“

    Marcus,
    in den Focus kommt man i.d.R. schon noch, nur der Autofokus weiß nicht genau, dass er jetzt "woanders" liegt. Es stimmt der Arbeitsabstand von Kameraobjektiv zum Chip nicht mehr 100%-ig, und das kann nervig werden, wenn man mit Offenblende ohne Tiefenschärfe arbeitet.


    EDIT: Aber ich täte nachfragen, ob das nicht doch korrigiert wird.

    Albi,
    ruf doch einfach mal an und frage nach, was genau umgebaut wird.


    Deine gesammelten Punkte oben sind grundsätzlich richtig. Folgender Hintergrund dazu


    zu 1 und 2:
    Im Wellenlängenbereich von IR hat Glas i.d.R. einen anderen (schwächeren) Brechungsindex und somit kann ein Kameraobjektiv nicht gleichzeitig das sichtbare Licht und IR fokussieren. Ergebnis bei Tagesfotografie: Der IR-Anteil ist unscharf, wenn das sichtbare Licht scharf abgebildet wird oder man nimmt eine kleinere Blende mit mehr Tiefenschärfe. In abgeschwächter Form gilt das auch für den tiefroten Anteil, der von den kameraeigenen Filtern schon abgeschwächt wird (das ist ja der Grund für die Astromodifikation), da Kameraobjektive wie alle Linsensysteme mehr oder weniger dem Farbfehler unterliegen und deren Farbkorrektur nicht bis in den IR-Bereich erfolgt. Die Objektiventwickler optimieren die Linsen für eine Kamera mit Filter. Aufgenommen wird der IR-Anteil vornehmlich von den rot-empfindlichen Pixeln; deshalb der Rotsaum.
    Da der Rotlichtanteil nach Filterausbau größer wird, haben Tageslichtbilder erst mal einen Rotstich. Deshalb ist ein Weißabgleich notwendig, der so vom Kamerahersteller nicht geplant war. Dies mindert den Dynamikumfang der Kamera, denn im Rotbereich sind die Sensorpixel schneller gesättigt als mit Filter. Umgekehrt kann man die Belichtung deshalb nicht verkleinern (kürzere Zeit oder kleinere Blende/größere Blendenzahl), da die anderen Farbpixel sonst zu wenig Licht bekommen.


    Im UV-Bereich kommt es bei Tageslicht ohne UV-Sperrfilter zu einem Kontrastverlust, da UV in der Luft von denen Molekülen gestreut wird (deshalb ist auch der Himmel blau). D.h., wenn man den UV-Anteil blockt, dann gewinnt man insb. bei Landschaftsfotografie, wo zwischen Kamera und Bildmotiv große Wegstrecken liegen, an Kontrast/Farbbrillanz. Davon abgesehen ist UV-Licht kurzwellig und auch hier haben Objektive dann einen größeren Farbfehler (ähnlich wie beim IR). Bei Aufnahmen mit hohem UV-Anteil (z.B. Hochgebirge) lohnt sich u.U. ein zusätzlicher UV-Sperrfilter auch bei normalen Kameras, auf jeden Fall bei alten Analogkameras (die ohne Filter-Dingsbums gebaut wurden**).


    zu 3
    Filter haben eine gewisse Dicke und sind aus Glas, das einen Brechungsindex größer 1 hat. Ohne Filter verkürzt sich der Lichtweg vom Objektiv zur Kamera um wenige Zehntel Millimeter. Das muss irgendwie ausgeglichen werden. Entweder man verlegt den Chip entsprechend nach vorne oder man baut einen Dummy-Filter mit gleicher Glasstärke ein. Eine andere Methode besteht darin, dass man dem Autofokus per Software mitteilt, dass der Fokusweg sich verändert hat. Welchen Weg hier am einfachsten nach Rom führt, hängt vom Einzelfall ab.



    **Was früher mit Extrafiltern oder Extra-Filmen erreicht wurde, erwarten viele heute bei einer DSLR in Standard-Konfiguration. So ändern sich die Ansprüche.