Beiträge von Astrohardy im Thema „Skywatcher Synscan-Handsteuerung (EQ8): Uhrzeit“

    > Meine Polar-Alignment-Probleme sind glaub einen eigen Thread wert.


    Kenn ich. Ich habe auch erstmal geflucht und dann ein wenig nachgedacht: Es gibt ein paar Dinge beim Synscan Polaralign, die können NICHT so laufen, wie es sich die Gebrauchsanweisung vorstellt.


    Beim Polaralign fährt die Monti 2 oder 3 Sterne an, und guckt, wie doll die Montierung die Sterne verfehlt. Daraus berechnet die Steuerung die Fehlaufstellung, und Du kannst danach die Polaufstellung verbessern. Geniale Idee, AAABER: Es kann für das Verfehlen der Sterne auch andere Gründe geben als die falsche Polaufstellung. Z.B. den Orthogonalitätsfehler. Dabei steht das Teleskop nicht perfekt senkrecht auf der Montierung. Das hat jedes real existierende Teleskop zu einem gewissen Grade. Das äußert sich darin, dass die Montierung bei einem 3-Sterne Alignnemt mit einem Stern auf der anderen Seite des Meridians diesen Stern verfehlt, und zwar in R.A.. Diesen Fehler kann die Montierung nicht von einem Aufstellungsproblem unterscheiden. Daher zeigt sie eine falsche Position des Pols an.


    Daher würde ich folgendermaßen vorgehen (und NUR das funktioniert nach Meiner Erfahrung): Mach ein 2-Sterne Aligment und ACHTE DARAUF, DASS DIE BEIDEN STERNE AUF DER GLEICHEN SEITE DES MERIDIANS liegen. Auf gar keinen Fall darf die Montierung auf dem Weg vom 1. Stern zum 2. Stern umschlagen wollen! Mach dann die Polaralign-Routine, justiere den Pol, usw. Wenn Du wirklich ein 3-Sterne-Alignment haben willst, dann machst Du ANSCHLIESSEND!! ein neues 3-Sterne Alignment. Ignoriere alle Meldungen, wie weit die Montierungsachse vom Pol entfernt steht, denn die beruhen nur auf dem Orthogonalitätsfehler. Mach auch auf Basis dieses 3-Sterne-Alignments kein Polar Align und verstell die Montierung nicht. Anders als angezeigt stimmt die Poljustierung Deiner Montierung nämlich. Das funktioniert eindeutig und sehr einfach.


    Cheers
    Hartwig

    Aaalso: Punkt 1: Habe auch innerhalb der Nacht keine nennenswerten Abweichungen der Uhr - wenn man von ein paar Sekunden pro Tag, die eine typische Quarzuhr falsch gehen kann, mal absieht. Diese Drift ist aber für GOTO irrelevant. Wie groß sind denn die Abweichungen überhaupt?


    Oder stellst Du vor Deinem zweiten Alignversuch die Montierung aus und an? Dann schlägt beim Startup die Montierung die letzte eingegebene Zeit (und das letzte eingegebene Datum) vor.


    Driftet die Uhr auch, wenn Du kein neues Alignment triggerst? Falls das z.B. 1-2 min pro Nacht sind, wäre es für mich ein Grund, es vielleicht mal mit einer anderen Handbox zu probieren! Die kosten nicht so viel, und ev. ist das ein Garantie- oder Kulanzfall und Dein Teleskophändler schickt Dir gratis eine neue.


    Punkt 2: Ich habe den direkten Vergleich zwischen Montierungen, wo man die Uhrzeit jedes Mal neu eingeben muss (Skywatcher) und welchen, die die Uhrzeit behalten (Astro Physics, also ein High-End-Produkt). Aus dieser Erfahrung weiß ich gerade gar nicht, was ich besser finde, denn beides hat seine Probleme.


    Der Vorteil der Astro Physics ist: Einschalten und läuft. Der Nachteil liegt im Detail, wenn mehrere User das Gerät verwenden: Wir haben uns im Verein darauf verständigt, die normale Uhrzeit eingegeben, d.h. irgendwer muss daran denken, die Sommerzeit von Hand einzustellen. Wird das vergessen, und man verbindet sich mit einem Rechner mit der Montierung, hat man das Problem, dass dann der RECHNER die Uhrzeit vorgibt (nicht die Handbox). Das funktioniert auch, aber ab dann wird die Montierung nach jedem Neustart alle Objekte um 15 Grad in R.A. verfehlen. Um das zu korrigieren, muss man der Montierung einige Dinge sagen, damit sie beim nächsten Einschalten der Montierung die neue Uhrzeit von der Handbox holt - Einstellen einer neuen Uhrzeit an der Handbox alleine reicht nicht. Man muss hierzu das Manual schon genauer studieren bzw. ein paar Dinge über die Montierung wissen - wir haben im Verein aber auch Gelegenheitsuser. Ich hatte früher alle meine Astrorechner auf UT laufen (was klare Vorteile bietet). Hatte ich meinen Rechner mit der Astrophysics-Montierung verbunden und nicht daran gedacht, hatten die nächsten Benutzer an der Sternwartenmontierung viel viel Spaß, weil die Monti dann je nach Jahreszeit die Objekte um 15-30 Grad verfehlte...


    Ein anderes Problem mit einer gepufferten Uhr ist, dass ev. so manche real existierende Montierung da draußen monatelang ungenutzt ist. Dann triggern Fehler der Uhr (eine normale Quarzuhr kann 5 Sekunden am Tag falsch gehen, wir nehmen das mal 180 für 1/2 Jahr Nichtbenutzung)und zwischenzeitliche Sommerzeitumstellungen durchaus Nervanrufe beim Service bzw. Teleskophändler ("HILFE, das GOTO geht nicht")....Bei uns im Anfängerworkshop beruhen gefühlte 80% der Probleme von Leuten mit GOTO-Montierung auf falscher Uhrzeit, falscher Zeitzone und falscher geographischer Position (letztere speichert die Skywatchersteuerung ja ab, und oft ist der Herstellerwert noch drin).


    Will sagen: Das Holen der Uhrzeit von einem Zeitchip in der Handbox und/oder im Controller ist auf den ersten Blick elegant, führt aber im Detail oft zu Problemen. Ich persönlich fluche daher nicht mehr, wenn ich bei meiner Skyswatchersteuerung beim Startup die Zeitzone und Zeit neu eintippen muss. Es ist nur eine geringe Unannehmlichkeit und vermeidet Probleme. Denn die Montierungs speichert ja alle anderen Dinge durchaus ab, und man kann nach Parken bei einer permanent aufgestellten Montierung sofort loslegen.


    Cheers
    Hartwig