Beiträge von wynnie im Thema „Apparativer Einstieg Astrofotografie“

    Hallo Andreas,


    als jemand der selbst er vor etwa einem Jahr mit der Astrofotografie angefangen hat kann ich Dir von einigen (leidvollen) Erfahrungen berichten ;)


    Ich gebe Stefan absolut recht, ein 10" Newton ist ganz bestimmt nicht das richtige Instrument um einzusteigen.


    Wenn Du einen Garten hast, halbwegs ordentlichen Himmel (also nicht gerade mitten in einer Stadt mit >50.000 Einwohnern) und das Zeug nicht vom dritten Stock aus rauf- und runter tragen musst bist Du schon gut dran.
    Wichtig ist auf jeden Fall die Basis, also die Montierung. Die sollte so groß sein, dass Du sie gut auf- und abbauen kannst ohne Dich zu quälen (sonst tut man es irgendwann nicht mehr). Wenn die finanziellen Reserven gegeben sind würde ich mit einer EQ-6(R) oder HEQ5 einsteigen. Meine Vixen GP ist mit dem 150/50 Newton und Zubehör schon ziemlich am Ende ihrer Möglichkeiten was den Einsatz für die Astrofotografie angeht. Mit der EQ-6R wurden ja anscheinend viele Probleme gelöst die die EQ6 so hatte. Damit hättest Du eine Basis die auf viele Jahre trägt (SCNR).


    Meine Erfahrung nach ist der Einstieg umso schwieriger, ja länger die Brennweite ist. Daher würde ich mit wenig davon beginnen. Das heißt aber nicht, dass man damit nur wenig machen kann. Im Gegenteil. Viele Objekte sind ziemlich groß und mit der kürzeren Brennweite gewinnt man ein größeres Feld. Schau Dir mal den Skywatcher 130PDS an. Ein kleiner feiner Newton der mit f5 schon ziemlich viel Licht einfängt. Die kleinen Pixel Deiner Sony sind da fast schon grenzwertig :) Mit dem Instrument erreichst Du ein FOV von 2.07° x 1.38° bei 1.24"/Pixel. Schau mal bei Astrobin nach Aufnahmen die mit dem Instrument gemacht wurden.


    Auch mit (Tele-)Objektiven kann man schöne Aufnahmen machen und sich dabei mit Guiding und Montierung vertraut machen. Dazu habe ich einen Prismenschiene mit einem Sucherhalter bestückt und kann DSLT und Sucher mit Guiding Kamera parallel auf die Montierung schnallen. Das klappt prima und mit guten Ergebnissen. Sicher, dazu braucht es keinen EQ6R aber der Newton ist ja auch noch da.


    Der kleine Skywatcher mit einem Komakorrektor (Baader MPCC ?), Cheshire Okular, Bahtinov Maske, 8x50 Sucher mit Parafokaladapter und Guiding Kamera (ASI 120MM ?) sowie Adaptern für die Kamera und evtl. noch einem IDAS D1 (je nach Himmel). Das wäre ein Paket mit dem Du schon mal ziemlich weit kommen wirst. Auch wenn Du später mal mit einem größeren Instrument weitermachst, ist der kleine wegen seiner geringen Brennweite immer noch gut zu gebrauchen. Teuer wird es sowieso, denn die ‚Kleinigkeiten’ läppern sich ganz schön. Ist halt kein billiges Hobby.


    Alles in allem liegst Du dann schon bei ~2.500€. Ach ja einen (einfachen) Laptop brauchst Du ja auch noch ;)



    Mehr geht immer, aber ein Fahranfänger hätte an einem Ferrari auch nicht (lange) Spaß. Mit einer soliden Basis hast Du aber viele Möglichkeiten später aufzurüsten ohne dann alles wieder neu kaufen zu müssen. Auch wenn das erste Instrument auf der Montierung evtl. etwas mickerig aussehen mag ;)


    Wenn ich eines gelernt habe dann, dass in der Astrofotografie fast nix so einfach ist wie es aussieht. Nach ca. einem Jahr bin ich jetzt so weit das mit die Bilder wirklich gefallen. Ulrich hat mal mit einem Augenzwinkern geschrieben "Astrofotografie, ist die Garantie zum Scheitern mit der Option auf Erfolg." Wenn's dann aber klappt, ist es einfach großartig !


    Viele Grüße
    Michael